Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Johanna, Comtesse von Salisbury, aber dennoch lieber von Actio überwunden zuwerden, als die Umarmung der schönen Cleopa- trae auf einige Zeit zu missen. Und das Buch des Lebens meldet von dem König und Propheten Da- vid, daß, (ungeachtet er ein Mann nach dem Her- tzen GOttes, und sowohl seiner Tapffer-als Fröm- migkeit wegen, berühmt war) er gleichwohl dem Uriah das empfindlichste Unrecht zufügete, seine geliebte Bathseba desto ungestöhrter geniessen zu können. Jedoch ist das Feuer an sich selbsten rein, die Materie ist es nur, aus welcher alle ärgerliche Wolcken des Rauchs in die Höhe steigen; Und daferne die Natur nicht verderbet wäre, würde die Liebe nicht solche Unordnungen anrichten, sie würde nicht Gifft mit Wein vermischen, einen Mitbuhler aus dem Wege zu räumen, und durch eine See von Blut zu den Geliebten zu waden suchen. Liebe ist der entsetzlichste Feind, den ein Weiser haben kan, und die eintzige Leidenschafft, wider die er sich nicht zu vertheidigen weiß. Wenn ihn der Zorn überei- let, wäret solcher doch nicht lange, und höret den- selbigen Augenblick wieder auf, da er angefangen: Denn, wann er gleich bey einem gelinden Feuer kochet, so verhindert er doch, daß er nicht überlauffe; Aber die Liebe schleichet sich wie ein Dieb so heim- lich und freundlich in alle Winckel unsers Hertzens ein, daß sie den völligen Meister darüber spielet, ehe wir es einmal innen werden, und wenn wir sie end-
Johanna, Comteſſe von Salisbury, aber dennoch lieber von Actio uͤberwunden zuwerden, als die Umarmung der ſchoͤnen Cleopa- træ auf einige Zeit zu miſſen. Und das Buch des Lebens meldet von dem Koͤnig und Propheten Da- vid, daß, (ungeachtet er ein Mann nach dem Her- tzen GOttes, und ſowohl ſeiner Tapffer-als Froͤm- migkeit wegen, beruͤhmt war) er gleichwohl dem Uriah das empfindlichſte Unrecht zufuͤgete, ſeine geliebte Bathſeba deſto ungeſtoͤhrter genieſſen zu koͤnnen. Jedoch iſt das Feuer an ſich ſelbſten rein, die Materie iſt es nur, aus welcher alle aͤrgerliche Wolcken des Rauchs in die Hoͤhe ſteigen; Und daferne die Natur nicht verderbet waͤre, wuͤrde die Liebe nicht ſolche Unordnungen anrichten, ſie wuͤrde nicht Gifft mit Wein vermiſchen, einen Mitbuhler aus dem Wege zu raͤumen, und durch eine See von Blut zu den Geliebten zu waden ſuchen. Liebe iſt der entſetzlichſte Feind, den ein Weiſer haben kan, und die eintzige Leidenſchafft, wider die er ſich nicht zu vertheidigen weiß. Wenn ihn der Zorn uͤberei- let, waͤret ſolcher doch nicht lange, und hoͤret den- ſelbigen Augenblick wieder auf, da er angefangen: Denn, wann er gleich bey einem gelinden Feuer kochet, ſo verhindert er doch, daß er nicht uͤberlauffe; Aber die Liebe ſchleichet ſich wie ein Dieb ſo heim- lich und freundlich in alle Winckel unſers Hertzens ein, daß ſie den voͤlligen Meiſter daruͤber ſpielet, ehe wir es einmal innen werden, und wenn wir ſie end-
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Johanna, Comteſſe von Salisbury,
aber dennoch lieber von Actio uͤberwunden zu
werden, als die Umarmung der ſchoͤnen Cleopa-
træ auf einige Zeit zu miſſen. Und das Buch des
Lebens meldet von dem Koͤnig und Propheten Da-
vid, daß, (ungeachtet er ein Mann nach dem Her-
tzen GOttes, und ſowohl ſeiner Tapffer-als Froͤm-
migkeit wegen, beruͤhmt war) er gleichwohl dem
Uriah das empfindlichſte Unrecht zufuͤgete, ſeine
geliebte Bathſeba deſto ungeſtoͤhrter genieſſen zu
koͤnnen. Jedoch iſt das Feuer an ſich ſelbſten rein,
die Materie iſt es nur, aus welcher alle aͤrgerliche
Wolcken des Rauchs in die Hoͤhe ſteigen; Und
daferne die Natur nicht verderbet waͤre, wuͤrde die
Liebe nicht ſolche Unordnungen anrichten, ſie wuͤrde
nicht Gifft mit Wein vermiſchen, einen Mitbuhler
aus dem Wege zu raͤumen, und durch eine See von
Blut zu den Geliebten zu waden ſuchen. Liebe iſt
der entſetzlichſte Feind, den ein Weiſer haben kan,
und die eintzige Leidenſchafft, wider die er ſich nicht
zu vertheidigen weiß. Wenn ihn der Zorn uͤberei-
let, waͤret ſolcher doch nicht lange, und hoͤret den-
ſelbigen Augenblick wieder auf, da er angefangen:
Denn, wann er gleich bey einem gelinden Feuer
kochet, ſo verhindert er doch, daß er nicht uͤberlauffe;
Aber die Liebe ſchleichet ſich wie ein Dieb ſo heim-
lich und freundlich in alle Winckel unſers Hertzens
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