Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Madame Danvers. Jtalien zurück gekommen, und verlangte keine an-dere Ruhe seiner zukünfftigen Glückseligkeit, als die er in denen zarten Armen der schönen Tochter des Herrn Bennets antreffen würde. Nachdem der Baronet sich gegen ihren Vater für die gene- reuse Aufnahme und herrliche Bewirthung aufs höflichste bedancket hatte, nahm er seinen Abschied, und invitirte ihn nach Bath in seine Behausung, mit Vermelden, daß, weil ihn ein so erwünschter Zufall mit seiner Bekanntschafft beglücket, er alle Gelegenheit, solche fortzusetzen, in Obacht nehmen wollte, er hoffe auch, gleichwie sie so nahe Nach- barn wären, also würden sie, der Freundschafft und Conversation nach, einander nicht länger als Fremde ansehen. Herr Bennet versprach, ihm binnen wenig Tagen aufzuwarten. Weil nun der Abend herbey kam, schiede die Assemble von ein- ander, und der Baronet begab sich nach Hauß. So bald er sich allein befande, fieng er in dem Au- dienz-Cabinet der Gedancken an, denen Schön- heiten der Mademoiselle Bennet tieffsinnig nachzudencken: Der galante und wohlgesetzte Leib, und die fürtreffliche Vollkommenheiten ihres Gemüths hatten nunmehro einen so hefftigen Sturm und tieffen Eindruck in seinem Hertzen ge- machet, daß sein Blut, welches ein Alter von 60. Wintern fast allbereit in Eiß verwandelt, warm und muthwillig wurde: Es wallete in denen Adern, der F f 4
und Madame Danvers. Jtalien zuruͤck gekommen, und verlangte keine an-dere Ruhe ſeiner zukuͤnfftigen Gluͤckſeligkeit, als die er in denen zarten Armen der ſchoͤnen Tochter des Herrn Bennets antreffen wuͤrde. Nachdem der Baronet ſich gegen ihren Vater fuͤr die gene- reuſe Aufnahme und herrliche Bewirthung aufs hoͤflichſte bedancket hatte, nahm er ſeinen Abſchied, und invitirte ihn nach Bath in ſeine Behauſung, mit Vermelden, daß, weil ihn ein ſo erwuͤnſchter Zufall mit ſeiner Bekanntſchafft begluͤcket, er alle Gelegenheit, ſolche fortzuſetzen, in Obacht nehmen wollte, er hoffe auch, gleichwie ſie ſo nahe Nach- barn waͤren, alſo wuͤrden ſie, der Freundſchafft und Converſation nach, einander nicht laͤnger als Fremde anſehen. Herr Bennet verſprach, ihm binnen wenig Tagen aufzuwarten. Weil nun der Abend herbey kam, ſchiede die Aſſemblé von ein- ander, und der Baronet begab ſich nach Hauß. So bald er ſich allein befande, fieng er in dem Au- dienz-Cabinet der Gedancken an, denen Schoͤn- heiten der Mademoiſelle Bennet tieffſinnig nachzudencken: Der galante und wohlgeſetzte Leib, und die fuͤrtreffliche Vollkommenheiten ihres Gemuͤths hatten nunmehro einen ſo hefftigen Sturm und tieffen Eindruck in ſeinem Hertzen ge- machet, daß ſein Blut, welches ein Alter von 60. Wintern faſt allbereit in Eiß verwandelt, warm und muthwillig wurde: Es wallete in denen Adern, der F f 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0475" n="455"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Danvers.</hi></hi></fw><lb/> Jtalien zuruͤck gekommen, und verlangte keine an-<lb/> dere Ruhe ſeiner zukuͤnfftigen Gluͤckſeligkeit, als die<lb/> er in denen zarten Armen der ſchoͤnen Tochter des<lb/> Herrn <hi rendition="#aq">Bennets</hi> antreffen wuͤrde. Nachdem der<lb/><hi rendition="#aq">Baronet</hi> ſich gegen ihren Vater fuͤr die <hi rendition="#aq">gene-<lb/> reuſe</hi> Aufnahme und herrliche Bewirthung aufs<lb/> hoͤflichſte bedancket hatte, nahm er ſeinen Abſchied,<lb/> und <hi rendition="#aq">invitir</hi>te ihn nach <hi rendition="#aq">Bath</hi> in ſeine Behauſung,<lb/> mit Vermelden, daß, weil ihn ein ſo erwuͤnſchter<lb/> Zufall mit ſeiner Bekanntſchafft begluͤcket, er alle<lb/> Gelegenheit, ſolche fortzuſetzen, in Obacht nehmen<lb/> wollte, er hoffe auch, gleichwie ſie ſo nahe Nach-<lb/> barn waͤren, alſo wuͤrden ſie, der Freundſchafft und<lb/><hi rendition="#aq">Converſation</hi> nach, einander nicht laͤnger als<lb/> Fremde anſehen. Herr <hi rendition="#aq">Bennet</hi> verſprach, ihm<lb/> binnen wenig Tagen aufzuwarten. Weil nun der<lb/> Abend herbey kam, ſchiede die <hi rendition="#aq">Aſſemblé</hi> von ein-<lb/> ander, und der <hi rendition="#aq">Baronet</hi> begab ſich nach Hauß.<lb/> So bald er ſich allein befande, fieng er in dem <hi rendition="#aq">Au-<lb/> dienz-Cabinet</hi> der Gedancken an, denen Schoͤn-<lb/> heiten der <hi rendition="#aq">Mademoiſelle Bennet</hi> tieffſinnig<lb/> nachzudencken: Der <hi rendition="#aq">galante</hi> und wohlgeſetzte<lb/> Leib, und die fuͤrtreffliche Vollkommenheiten ihres<lb/> Gemuͤths hatten nunmehro einen ſo hefftigen<lb/> Sturm und tieffen Eindruck in ſeinem Hertzen ge-<lb/> machet, daß ſein Blut, welches ein Alter von 60.<lb/> Wintern faſt allbereit in Eiß verwandelt, warm<lb/> und muthwillig wurde: Es wallete in denen Adern,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">F f 4</fw><fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [455/0475]
und Madame Danvers.
Jtalien zuruͤck gekommen, und verlangte keine an-
dere Ruhe ſeiner zukuͤnfftigen Gluͤckſeligkeit, als die
er in denen zarten Armen der ſchoͤnen Tochter des
Herrn Bennets antreffen wuͤrde. Nachdem der
Baronet ſich gegen ihren Vater fuͤr die gene-
reuſe Aufnahme und herrliche Bewirthung aufs
hoͤflichſte bedancket hatte, nahm er ſeinen Abſchied,
und invitirte ihn nach Bath in ſeine Behauſung,
mit Vermelden, daß, weil ihn ein ſo erwuͤnſchter
Zufall mit ſeiner Bekanntſchafft begluͤcket, er alle
Gelegenheit, ſolche fortzuſetzen, in Obacht nehmen
wollte, er hoffe auch, gleichwie ſie ſo nahe Nach-
barn waͤren, alſo wuͤrden ſie, der Freundſchafft und
Converſation nach, einander nicht laͤnger als
Fremde anſehen. Herr Bennet verſprach, ihm
binnen wenig Tagen aufzuwarten. Weil nun der
Abend herbey kam, ſchiede die Aſſemblé von ein-
ander, und der Baronet begab ſich nach Hauß.
So bald er ſich allein befande, fieng er in dem Au-
dienz-Cabinet der Gedancken an, denen Schoͤn-
heiten der Mademoiſelle Bennet tieffſinnig
nachzudencken: Der galante und wohlgeſetzte
Leib, und die fuͤrtreffliche Vollkommenheiten ihres
Gemuͤths hatten nunmehro einen ſo hefftigen
Sturm und tieffen Eindruck in ſeinem Hertzen ge-
machet, daß ſein Blut, welches ein Alter von 60.
Wintern faſt allbereit in Eiß verwandelt, warm
und muthwillig wurde: Es wallete in denen Adern,
der
F f 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |