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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Die Königin Isabel,
meines Orts ins künfftige niemals wie-
der unterthan seyn.

Ob nun wohl Edward der Dritte, kaum von so
reiffem Alter war, daß er verstunde und zu unter-
scheiden vermochte, was die Titul oder Rechte de-
rer Cronen und Königreiche auf sich haben, so em-
pfande er nichts destoweniger mehr Mitleiden ge-
gen seinen bedrängten Vater, als die Königin, seine
Mutter, über ihren Eh-Gemahl: Denn so jung als
er war, so beklagte er doch, wenn er hörte was vor-
gegangen, sein Verhängniß höchlich, und that eine
Gelübde, die Regierung nimmermehr anzutreten,
es müste denn des Königs freyer Wille seyn, den
Scepter ungezwungen nieder zu legen; So konnte
ihn auch der Adel nicht eher darzu bringen und zwin-
gen, biß sie ihm droheten, die gantze Linie abzusetzen,
und einen König vom grossen Adel aus einem an-
dern Geschlechte zu erwählen. Auf diese Vorstel-
lungen, wurde der junge König 8. Tage nach seines
Hrn. Vaters Resignation, mit gewöhnlichen Ce-
remoni
en, gecrönet; Weil aber gleichwohl der alte
König noch am Leben war, und das Volck Mitlei-
den mit seiner Gefangenschafft hatte, hielten sich die-
jenigen, so ihn abgesetzet, keinesweges vor sicher, in-
sonderheit Mortimer, den man im Verdacht hat-
te, daß er ein wenig zu vertraulich mit der Königin
lebete, dahero fiengen sie von der Zeit an, sich über
seinen Tod zu berathschlagen. Diesen ins Werck

zu

Die Koͤnigin Iſabel,
meines Orts ins kuͤnfftige niemals wie-
der unterthan ſeyn.

Ob nun wohl Edward der Dritte, kaum von ſo
reiffem Alter war, daß er verſtunde und zu unter-
ſcheiden vermochte, was die Titul oder Rechte de-
rer Cronen und Koͤnigreiche auf ſich haben, ſo em-
pfande er nichts deſtoweniger mehr Mitleiden ge-
gen ſeinen bedraͤngten Vater, als die Koͤnigin, ſeine
Mutter, uͤber ihren Eh-Gemahl: Denn ſo jung als
er war, ſo beklagte er doch, wenn er hoͤrte was vor-
gegangen, ſein Verhaͤngniß hoͤchlich, und that eine
Geluͤbde, die Regierung nimmermehr anzutreten,
es muͤſte denn des Koͤnigs freyer Wille ſeyn, den
Scepter ungezwungen nieder zu legen; So konnte
ihn auch der Adel nicht eher darzu bringen und zwin-
gen, biß ſie ihm droheten, die gantze Linie abzuſetzen,
und einen Koͤnig vom groſſen Adel aus einem an-
dern Geſchlechte zu erwaͤhlen. Auf dieſe Vorſtel-
lungen, wurde der junge Koͤnig 8. Tage nach ſeines
Hrn. Vaters Reſignation, mit gewoͤhnlichen Ce-
remoni
en, gecroͤnet; Weil aber gleichwohl der alte
Koͤnig noch am Leben war, und das Volck Mitlei-
den mit ſeiner Gefangenſchafft hatte, hielten ſich die-
jenigen, ſo ihn abgeſetzet, keinesweges vor ſicher, in-
ſonderheit Mortimer, den man im Verdacht hat-
te, daß er ein wenig zu vertraulich mit der Koͤnigin
lebete, dahero fiengen ſie von der Zeit an, ſich uͤber
ſeinen Tod zu berathſchlagen. Dieſen ins Werck

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[20/0040] Die Koͤnigin Iſabel, meines Orts ins kuͤnfftige niemals wie- der unterthan ſeyn. Ob nun wohl Edward der Dritte, kaum von ſo reiffem Alter war, daß er verſtunde und zu unter- ſcheiden vermochte, was die Titul oder Rechte de- rer Cronen und Koͤnigreiche auf ſich haben, ſo em- pfande er nichts deſtoweniger mehr Mitleiden ge- gen ſeinen bedraͤngten Vater, als die Koͤnigin, ſeine Mutter, uͤber ihren Eh-Gemahl: Denn ſo jung als er war, ſo beklagte er doch, wenn er hoͤrte was vor- gegangen, ſein Verhaͤngniß hoͤchlich, und that eine Geluͤbde, die Regierung nimmermehr anzutreten, es muͤſte denn des Koͤnigs freyer Wille ſeyn, den Scepter ungezwungen nieder zu legen; So konnte ihn auch der Adel nicht eher darzu bringen und zwin- gen, biß ſie ihm droheten, die gantze Linie abzuſetzen, und einen Koͤnig vom groſſen Adel aus einem an- dern Geſchlechte zu erwaͤhlen. Auf dieſe Vorſtel- lungen, wurde der junge Koͤnig 8. Tage nach ſeines Hrn. Vaters Reſignation, mit gewoͤhnlichen Ce- remonien, gecroͤnet; Weil aber gleichwohl der alte Koͤnig noch am Leben war, und das Volck Mitlei- den mit ſeiner Gefangenſchafft hatte, hielten ſich die- jenigen, ſo ihn abgeſetzet, keinesweges vor ſicher, in- ſonderheit Mortimer, den man im Verdacht hat- te, daß er ein wenig zu vertraulich mit der Koͤnigin lebete, dahero fiengen ſie von der Zeit an, ſich uͤber ſeinen Tod zu berathſchlagen. Dieſen ins Werck zu

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/40>, abgerufen am 26.04.2024.