Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Hertzog von York,
ste erwählet, deren Gesundheit er tranck, und bey
der er seine hauptsachlich abgezielte Galanterie
vornehmlich an- oder, recht zu sagen, am Mann,
brachte; Biß sie mehr familiair unter einander
wurden, worauf sie denn anfiengen, den Hasen lauf-
fen zu lassen, und solche Gesundheiten zu trincken,
dergleichen ein Prodromus oder Vorbothe der
letzten Gunsten zu seyn pflegen: Als: Auf Ge-
sundheit der Allerschönsten, die da lebet
auf Erden, etc. Es leben alle, die es gerne
thun, und nicht dürffen!
Vivat Helena,
das Wunder der Welt, so Troja in Brand
gesteckt! und aller braven
Damen nächt-
liche Zeitvertreiber!
und dergleichen mehr;
Wiewohl sich die verstellte Damoisellen nicht
träumen liessen, daß solche Zeitvertreiber sich so nahe
bey ihnen befändten. Liebste Mademoiselle!
sagte einer von unsern foemininischen Galanen
zu seiner masculinischen Maitresse, wenn sie
sich nicht so gütig erweisen, als liebrei-
tzend sie sind, so haben sie eine Unruhe er-
reget, die dergestalt bey ihrem Diener
überhand nimmet, daß ich befürchte, sie
möchte einen unglückseligen Einfluß in
seine Erbarkeit machen und ihn zwingen,
seinem gethanen Versprechen entgegen
zu handeln. Sie belieben mit ihrer Die-
nerin zu schertzen,
sagte die vermeynte Da-

moiselle,

Der Hertzog von York,
ſte erwaͤhlet, deren Geſundheit er tranck, und bey
der er ſeine hauptſachlich abgezielte Galanterie
vornehmlich an- oder, recht zu ſagen, am Mann,
brachte; Biß ſie mehr familiair unter einander
wurden, worauf ſie denn anfiengen, den Haſen lauf-
fen zu laſſen, und ſolche Geſundheiten zu trincken,
dergleichen ein Prodromus oder Vorbothe der
letzten Gunſten zu ſeyn pflegen: Als: Auf Ge-
ſundheit der Allerſchoͤnſten, die da lebet
auf Erden, ꝛc. Es leben alle, die es gerne
thun, und nicht duͤrffen!
Vivat Helena,
das Wunder der Welt, ſo Troja in Brand
geſteckt! und aller braven
Damen naͤcht-
liche Zeitvertreiber!
und dergleichen mehr;
Wiewohl ſich die verſtellte Damoiſellen nicht
traͤumen lieſſen, daß ſolche Zeitvertreiber ſich ſo nahe
bey ihnen befaͤndten. Liebſte Mademoiſelle!
ſagte einer von unſern fœmininiſchen Galanen
zu ſeiner maſculiniſchen Maitreſſe, wenn ſie
ſich nicht ſo guͤtig erweiſen, als liebrei-
tzend ſie ſind, ſo haben ſie eine Unruhe er-
reget, die dergeſtalt bey ihrem Diener
uͤberhand nimmet, daß ich befuͤrchte, ſie
moͤchte einen ungluͤckſeligen Einfluß in
ſeine Erbarkeit machen und ihn zwingen,
ſeinem gethanen Verſprechen entgegen
zu handeln. Sie belieben mit ihrer Die-
nerin zu ſchertzen,
ſagte die vermeynte Da-

moiſelle,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0392" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Hertzog von <hi rendition="#aq">York,</hi></hi></fw><lb/>
&#x017F;te erwa&#x0364;hlet, deren Ge&#x017F;undheit er tranck, und bey<lb/>
der er &#x017F;eine haupt&#x017F;achlich abgezielte <hi rendition="#aq">Galanterie</hi><lb/>
vornehmlich an- oder, recht zu &#x017F;agen, am Mann,<lb/>
brachte; Biß &#x017F;ie mehr <hi rendition="#aq">familiair</hi> unter einander<lb/>
wurden, worauf &#x017F;ie denn anfiengen, den Ha&#x017F;en lauf-<lb/>
fen zu la&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;olche Ge&#x017F;undheiten zu trincken,<lb/>
dergleichen ein <hi rendition="#aq">Prodromus</hi> oder Vorbothe der<lb/>
letzten Gun&#x017F;ten zu &#x017F;eyn pflegen: Als: <hi rendition="#fr">Auf Ge-<lb/>
&#x017F;undheit der Aller&#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten, die da lebet<lb/>
auf Erden, &#xA75B;c. Es leben alle, die es gerne<lb/>
thun, und nicht du&#x0364;rffen!</hi> <hi rendition="#aq">Vivat Helena,</hi><lb/><hi rendition="#fr">das Wunder der Welt, &#x017F;o</hi> <hi rendition="#aq">Troja</hi> <hi rendition="#fr">in Brand<lb/>
ge&#x017F;teckt! und aller braven</hi> <hi rendition="#aq">Damen</hi> <hi rendition="#fr">na&#x0364;cht-<lb/>
liche Zeitvertreiber!</hi> und dergleichen mehr;<lb/>
Wiewohl &#x017F;ich die ver&#x017F;tellte <hi rendition="#aq">Damoi&#x017F;ellen</hi> nicht<lb/>
tra&#x0364;umen lie&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;olche Zeitvertreiber &#x017F;ich &#x017F;o nahe<lb/>
bey ihnen befa&#x0364;ndten. <hi rendition="#fr">Lieb&#x017F;te</hi> <hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle!</hi><lb/>
&#x017F;agte einer von un&#x017F;ern <hi rendition="#aq">f&#x0153;minini</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Galanen</hi><lb/>
zu &#x017F;einer <hi rendition="#aq">ma&#x017F;culini</hi>&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Maitre&#x017F;&#x017F;e,</hi> <hi rendition="#fr">wenn &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;ich nicht &#x017F;o gu&#x0364;tig erwei&#x017F;en, als liebrei-<lb/>
tzend &#x017F;ie &#x017F;ind, &#x017F;o haben &#x017F;ie eine Unruhe er-<lb/>
reget, die derge&#x017F;talt bey ihrem Diener<lb/>
u&#x0364;berhand nimmet, daß ich befu&#x0364;rchte, &#x017F;ie<lb/>
mo&#x0364;chte einen unglu&#x0364;ck&#x017F;eligen Einfluß in<lb/>
&#x017F;eine Erbarkeit machen und ihn zwingen,<lb/>
&#x017F;einem gethanen Ver&#x017F;prechen entgegen<lb/>
zu handeln. Sie belieben mit ihrer Die-<lb/>
nerin zu &#x017F;chertzen,</hi> &#x017F;agte die vermeynte <hi rendition="#aq">Da-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">moi&#x017F;elle,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0392] Der Hertzog von York, ſte erwaͤhlet, deren Geſundheit er tranck, und bey der er ſeine hauptſachlich abgezielte Galanterie vornehmlich an- oder, recht zu ſagen, am Mann, brachte; Biß ſie mehr familiair unter einander wurden, worauf ſie denn anfiengen, den Haſen lauf- fen zu laſſen, und ſolche Geſundheiten zu trincken, dergleichen ein Prodromus oder Vorbothe der letzten Gunſten zu ſeyn pflegen: Als: Auf Ge- ſundheit der Allerſchoͤnſten, die da lebet auf Erden, ꝛc. Es leben alle, die es gerne thun, und nicht duͤrffen! Vivat Helena, das Wunder der Welt, ſo Troja in Brand geſteckt! und aller braven Damen naͤcht- liche Zeitvertreiber! und dergleichen mehr; Wiewohl ſich die verſtellte Damoiſellen nicht traͤumen lieſſen, daß ſolche Zeitvertreiber ſich ſo nahe bey ihnen befaͤndten. Liebſte Mademoiſelle! ſagte einer von unſern fœmininiſchen Galanen zu ſeiner maſculiniſchen Maitreſſe, wenn ſie ſich nicht ſo guͤtig erweiſen, als liebrei- tzend ſie ſind, ſo haben ſie eine Unruhe er- reget, die dergeſtalt bey ihrem Diener uͤberhand nimmet, daß ich befuͤrchte, ſie moͤchte einen ungluͤckſeligen Einfluß in ſeine Erbarkeit machen und ihn zwingen, ſeinem gethanen Verſprechen entgegen zu handeln. Sie belieben mit ihrer Die- nerin zu ſchertzen, ſagte die vermeynte Da- moiſelle,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/392
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/392>, abgerufen am 19.05.2024.