Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Der Hertzog von York, leider! nur allzuwahr zu seyn, flohe demnach au-genblicklich von diesem abscheulichen Ort hinweg, und kam mit genauer Noth wiederum zurück in ihre Kammer; Und nachdem sie hieselbst viel tau- send Klagen ausgeschüttet, und gantze Ströhme voll Thränen vergossen hatte, gieng es ihr, nach der Weiber-Weise, unrichtig, sie gebahr nehmlich eine unzeitige Frucht, von dreyen Monaten, zur Welt; Jhre Jugend und gute Natur aber, liessen sie diese gefährliche Umstände dennoch überwinden. Als sich nun Madame Ogle wiederum bey völliger Gesundheit befande, verliesse sie Franckreich den folgenden Sommer wieder, sintemal der Winter ietzo erst seinen Anfang genommen hatte. Und weil sie nach Engelland zurück gieng, und hieselbst einer Standes-Person, die eine von der letzten Hertzogin von York ihren Kammer-Fräulein war, aufwartete, wurde Se. Königl. Hoheit der Hertzog ihrer ausbündigen Schönheit und unvergleichlichen Verstandes bald gewahr: Er lag ihr also so lange an, biß sie das Anerbiethen, seine Maitresse zu seyn, acceptirte. Es waren nicht zween Monathe nach den Ver- ausm
Der Hertzog von York, leider! nur allzuwahr zu ſeyn, flohe demnach au-genblicklich von dieſem abſcheulichen Ort hinweg, und kam mit genauer Noth wiederum zuruͤck in ihre Kammer; Und nachdem ſie hieſelbſt viel tau- ſend Klagen ausgeſchuͤttet, und gantze Stroͤhme voll Thraͤnen vergoſſen hatte, gieng es ihr, nach der Weiber-Weiſe, unrichtig, ſie gebahr nehmlich eine unzeitige Frucht, von dreyen Monaten, zur Welt; Jhre Jugend und gute Natur aber, lieſſen ſie dieſe gefaͤhrliche Umſtaͤnde dennoch uͤberwinden. Als ſich nun Madame Ogle wiederum bey voͤlliger Geſundheit befande, verlieſſe ſie Franckreich den folgenden Sommer wieder, ſintemal der Winter ietzo erſt ſeinen Anfang genommen hatte. Und weil ſie nach Engelland zuruͤck gieng, und hieſelbſt einer Standes-Perſon, die eine von der letzten Hertzogin von York ihren Kammer-Fraͤulein war, aufwartete, wurde Se. Koͤnigl. Hoheit der Hertzog ihrer ausbuͤndigen Schoͤnheit und unvergleichlichen Verſtandes bald gewahr: Er lag ihr alſo ſo lange an, biß ſie das Anerbiethen, ſeine Maitreſſe zu ſeyn, acceptirte. Es waren nicht zween Monathe nach den Ver- auſm
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Der Hertzog von York,
leider! nur allzuwahr zu ſeyn, flohe demnach au-
genblicklich von dieſem abſcheulichen Ort hinweg,
und kam mit genauer Noth wiederum zuruͤck in
ihre Kammer; Und nachdem ſie hieſelbſt viel tau-
ſend Klagen ausgeſchuͤttet, und gantze Stroͤhme
voll Thraͤnen vergoſſen hatte, gieng es ihr, nach der
Weiber-Weiſe, unrichtig, ſie gebahr nehmlich eine
unzeitige Frucht, von dreyen Monaten, zur Welt;
Jhre Jugend und gute Natur aber, lieſſen ſie dieſe
gefaͤhrliche Umſtaͤnde dennoch uͤberwinden. Als
ſich nun Madame Ogle wiederum bey voͤlliger
Geſundheit befande, verlieſſe ſie Franckreich den
folgenden Sommer wieder, ſintemal der Winter
ietzo erſt ſeinen Anfang genommen hatte. Und
weil ſie nach Engelland zuruͤck gieng, und hieſelbſt
einer Standes-Perſon, die eine von der letzten
Hertzogin von York ihren Kammer-Fraͤulein war,
aufwartete, wurde Se. Koͤnigl. Hoheit der Hertzog
ihrer ausbuͤndigen Schoͤnheit und unvergleichlichen
Verſtandes bald gewahr: Er lag ihr alſo ſo lange
an, biß ſie das Anerbiethen, ſeine Maitreſſe zu
ſeyn, acceptirte.
Es waren nicht zween Monathe nach den Ver-
luſt ihres Amanten verlauffen, ſo hatte Madame
Ogle ſeiner gaͤntzlich vergeſſen; Und weil ſie von
einem lebhafften und muntern Naturel war, ſo
geſchahe es, daß, weil ein abgelegener Teich, zu den
Hauſe gehoͤrig, worinnen ſie damals in Franckreich
auſm
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