Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Königin Isabel,
ihrem Sohn Edward, über das Meer zu begeben,
und als der König nach ihr sandte und sie zurück ruf-
fen ließ, schlug sie solches ab, biß sie sich mit Morti-
mer,
ihrem werthesten Favoriten, und andern
Lords conjungiret hatte, mit welchen sie eine
ansehnliche Macht aufrichtete, und die Corre-
sponden
tz mit denen annoch mißvergnügten
Lords in England unterhielte, auch auf eine feind-
selige Weise in England anländete und auf den
König loß marchirte, der Anstalt, sich ihr zu wi-
dersetzen machte, indem sie viele considerable
Städte hinweg nahm. Der König, welcher die-
ses Verfahrens wegen in grosse Verwirrung ge-
riethe, da sich zumalen viele von denen Lords nebst
denen Londnern wider ihn auflehneten, hier und
da die Gefangenen auf freyen Fuß stelleten, und die
Verbanneten wieder zurücke berieffen, befande vor
gut, zu verhüten, daß es zu keiner Schlacht käme.
Worauf die Königin mit ihren Trouppen Bristol
belagerte, es weg nahm, und Spencern, den Aeltern,
darinnen gefangen bekam, den sie, nachdem man
ihn durch die Gassen geschleppet, lebendig viertheiln
liesse; dem Volcke, so ihn tödtlich hassete, hierdurch
Satisfaction zu geben. Da sich nun der König
fast gäntzlich verlassen sahe, nahm er seine Zuflucht
nach Wales, und hielte sich daselbst eine Weile in
Geheim in der Abtey zu Neath auf; wurde aber
endlich nebst dem jungen Spencer entdecket. Der

König

Die Koͤnigin Iſabel,
ihrem Sohn Edward, uͤber das Meer zu begeben,
und als der Koͤnig nach ihr ſandte und ſie zuruͤck ruf-
fen ließ, ſchlug ſie ſolches ab, biß ſie ſich mit Morti-
mer,
ihrem wertheſten Favoriten, und andern
Lords conjungiret hatte, mit welchen ſie eine
anſehnliche Macht aufrichtete, und die Corre-
ſponden
tz mit denen annoch mißvergnuͤgten
Lords in England unterhielte, auch auf eine feind-
ſelige Weiſe in England anlaͤndete und auf den
Koͤnig loß marchirte, der Anſtalt, ſich ihr zu wi-
derſetzen machte, indem ſie viele conſiderable
Staͤdte hinweg nahm. Der Koͤnig, welcher die-
ſes Verfahrens wegen in groſſe Verwirrung ge-
riethe, da ſich zumalen viele von denen Lords nebſt
denen Londnern wider ihn auflehneten, hier und
da die Gefangenen auf freyen Fuß ſtelleten, und die
Verbanneten wieder zuruͤcke berieffen, befande vor
gut, zu verhuͤten, daß es zu keiner Schlacht kaͤme.
Worauf die Koͤnigin mit ihren Trouppen Briſtol
belagerte, es weg nahm, und Spencern, den Aeltern,
darinnen gefangen bekam, den ſie, nachdem man
ihn durch die Gaſſen geſchleppet, lebendig viertheiln
lieſſe; dem Volcke, ſo ihn toͤdtlich haſſete, hierdurch
Satisfaction zu geben. Da ſich nun der Koͤnig
faſt gaͤntzlich verlaſſen ſahe, nahm er ſeine Zuflucht
nach Wales, und hielte ſich daſelbſt eine Weile in
Geheim in der Abtey zu Neath auf; wurde aber
endlich nebſt dem jungen Spencer entdecket. Der

Koͤnig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0038" n="18"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Ko&#x0364;nigin <hi rendition="#aq">I&#x017F;abel,</hi></hi></fw><lb/>
ihrem Sohn <hi rendition="#aq">Edward,</hi> u&#x0364;ber das Meer zu begeben,<lb/>
und als der Ko&#x0364;nig nach ihr &#x017F;andte und &#x017F;ie zuru&#x0364;ck ruf-<lb/>
fen ließ, &#x017F;chlug &#x017F;ie &#x017F;olches ab, biß &#x017F;ie &#x017F;ich mit <hi rendition="#aq">Morti-<lb/>
mer,</hi> ihrem werthe&#x017F;ten Favoriten, und andern<lb/><hi rendition="#aq">Lords conjungi</hi>ret hatte, mit welchen &#x017F;ie eine<lb/>
an&#x017F;ehnliche Macht aufrichtete, und die <hi rendition="#aq">Corre-<lb/>
&#x017F;ponden</hi>tz mit denen annoch mißvergnu&#x0364;gten<lb/><hi rendition="#aq">Lords</hi> in England unterhielte, auch auf eine feind-<lb/>
&#x017F;elige Wei&#x017F;e in <hi rendition="#fr">England</hi> anla&#x0364;ndete und auf den<lb/>
Ko&#x0364;nig loß <hi rendition="#aq">marchi</hi>rte, der An&#x017F;talt, &#x017F;ich ihr zu wi-<lb/>
der&#x017F;etzen machte, indem &#x017F;ie viele <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderable</hi><lb/>
Sta&#x0364;dte hinweg nahm. Der Ko&#x0364;nig, welcher die-<lb/>
&#x017F;es Verfahrens wegen in gro&#x017F;&#x017F;e Verwirrung ge-<lb/>
riethe, da &#x017F;ich zumalen viele von denen <hi rendition="#aq">Lords</hi> neb&#x017F;t<lb/>
denen Londnern wider ihn auflehneten, hier und<lb/>
da die Gefangenen auf freyen Fuß &#x017F;telleten, und die<lb/>
Verbanneten wieder zuru&#x0364;cke berieffen, befande vor<lb/>
gut, zu verhu&#x0364;ten, daß es zu keiner Schlacht ka&#x0364;me.<lb/>
Worauf die Ko&#x0364;nigin mit ihren Trouppen <hi rendition="#aq">Bri&#x017F;tol</hi><lb/>
belagerte, es weg nahm, und <hi rendition="#aq">Spencern,</hi> den Aeltern,<lb/>
darinnen gefangen bekam, den &#x017F;ie, nachdem man<lb/>
ihn durch die Ga&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;chleppet, lebendig viertheiln<lb/>
lie&#x017F;&#x017F;e; dem Volcke, &#x017F;o ihn to&#x0364;dtlich ha&#x017F;&#x017F;ete, hierdurch<lb/><hi rendition="#aq">Satisfaction</hi> zu geben. Da &#x017F;ich nun der Ko&#x0364;nig<lb/>
fa&#x017F;t ga&#x0364;ntzlich verla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ahe, nahm er &#x017F;eine Zuflucht<lb/>
nach <hi rendition="#aq">Wales,</hi> und hielte &#x017F;ich da&#x017F;elb&#x017F;t eine Weile in<lb/>
Geheim in der Abtey zu <hi rendition="#aq">Neath</hi> auf; wurde aber<lb/>
endlich neb&#x017F;t dem jungen <hi rendition="#aq">Spencer</hi> entdecket. Der<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ko&#x0364;nig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0038] Die Koͤnigin Iſabel, ihrem Sohn Edward, uͤber das Meer zu begeben, und als der Koͤnig nach ihr ſandte und ſie zuruͤck ruf- fen ließ, ſchlug ſie ſolches ab, biß ſie ſich mit Morti- mer, ihrem wertheſten Favoriten, und andern Lords conjungiret hatte, mit welchen ſie eine anſehnliche Macht aufrichtete, und die Corre- ſpondentz mit denen annoch mißvergnuͤgten Lords in England unterhielte, auch auf eine feind- ſelige Weiſe in England anlaͤndete und auf den Koͤnig loß marchirte, der Anſtalt, ſich ihr zu wi- derſetzen machte, indem ſie viele conſiderable Staͤdte hinweg nahm. Der Koͤnig, welcher die- ſes Verfahrens wegen in groſſe Verwirrung ge- riethe, da ſich zumalen viele von denen Lords nebſt denen Londnern wider ihn auflehneten, hier und da die Gefangenen auf freyen Fuß ſtelleten, und die Verbanneten wieder zuruͤcke berieffen, befande vor gut, zu verhuͤten, daß es zu keiner Schlacht kaͤme. Worauf die Koͤnigin mit ihren Trouppen Briſtol belagerte, es weg nahm, und Spencern, den Aeltern, darinnen gefangen bekam, den ſie, nachdem man ihn durch die Gaſſen geſchleppet, lebendig viertheiln lieſſe; dem Volcke, ſo ihn toͤdtlich haſſete, hierdurch Satisfaction zu geben. Da ſich nun der Koͤnig faſt gaͤntzlich verlaſſen ſahe, nahm er ſeine Zuflucht nach Wales, und hielte ſich daſelbſt eine Weile in Geheim in der Abtey zu Neath auf; wurde aber endlich nebſt dem jungen Spencer entdecket. Der Koͤnig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/38
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/38>, abgerufen am 29.03.2024.