Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Philogines und Meretricia.
es nicht ermangeln, replicirte die Schöne,
welche mittlerweile, da er also mit ihr schertzete, ihn
unvermerckt zu ihrem Logis führete, allwo sie an-
fienge: Solche genereuse Anfälle, derglei-
chen die ihrigen sind, mein Herr! dürff-
ten mich überwältigen, woferne ich glau-
ben könnte, daß sie sich nicht selbsten zu
einem Fremden machten, und eine, die sie
niemals, als diesen Augenblick zu sehen
das Glück gehabt, zu Verwilligung des-
sen, was sie zu begehren scheinen, versuch-
ten. Und kan ich ihnen, werthester Herr,
meine Beschämung wegen demjenigen,
so ihnen bereits eingeräumet, nicht ber-
gen, sondern habe vielmehr Ursache, sie
deßfalls um Vergebung zu bitten, als
die Rechnung, so ich abzutragen nim-
mermehr fähig seyn werde, zu verdop-
peln. Was? abzutragen?
Madame! schrie
der verwundete Amant, was bedeutet das
Bagatell von wenigen Guineas? Diese
achte ich so viel als nichts, und stehen ih-
nen noch hundert zu Diensten: Denn
sollte wohl etwas auf dem Erd-Kreiß zu
finden seyn, zu dessen Vergeltung Dero
Gegenwart nicht schätzbar genug wäre?
Wenn sie solche so hoch
aestimiren, sagte
die Schöne, so können sie, mein Herr! da

mich

Philogines und Meretricia.
es nicht ermangeln, replicirte die Schoͤne,
welche mittlerweile, da er alſo mit ihr ſchertzete, ihn
unvermerckt zu ihrem Logis fuͤhrete, allwo ſie an-
fienge: Solche genereuſe Anfaͤlle, derglei-
chen die ihrigen ſind, mein Herr! duͤrff-
ten mich uͤberwaͤltigen, woferne ich glau-
ben koͤnnte, daß ſie ſich nicht ſelbſten zu
einem Fremden machten, und eine, die ſie
niemals, als dieſen Augenblick zu ſehen
das Gluͤck gehabt, zu Verwilligung deſ-
ſen, was ſie zu begehren ſcheinen, verſuch-
ten. Und kan ich ihnen, wertheſter Herr,
meine Beſchaͤmung wegen demjenigen,
ſo ihnen bereits eingeraͤumet, nicht ber-
gen, ſondern habe vielmehr Urſache, ſie
deßfalls um Vergebung zu bitten, als
die Rechnung, ſo ich abzutragen nim-
mermehr faͤhig ſeyn werde, zu verdop-
peln. Was? abzutragen?
Madame! ſchrie
der verwundete Amant, was bedeutet das
Bagatell von wenigen Guineas? Dieſe
achte ich ſo viel als nichts, und ſtehen ih-
nen noch hundert zu Dienſten: Denn
ſollte wohl etwas auf dem Erd-Kreiß zu
finden ſeyn, zu deſſen Vergeltung Dero
Gegenwart nicht ſchaͤtzbar genug waͤre?
Wenn ſie ſolche ſo hoch
æſtimiren, ſagte
die Schoͤne, ſo koͤnnen ſie, mein Herr! da

mich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0344" n="324"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Philogines</hi> und <hi rendition="#aq">Meretricia.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">es nicht ermangeln,</hi><hi rendition="#aq">replicir</hi>te die Scho&#x0364;ne,<lb/>
welche mittlerweile, da er al&#x017F;o mit ihr &#x017F;chertzete, ihn<lb/>
unvermerckt zu ihrem <hi rendition="#aq">Logis</hi> fu&#x0364;hrete, allwo &#x017F;ie an-<lb/>
fienge: <hi rendition="#fr">Solche</hi> <hi rendition="#aq">genereu&#x017F;e</hi> <hi rendition="#fr">Anfa&#x0364;lle, derglei-<lb/>
chen die ihrigen &#x017F;ind, mein Herr! du&#x0364;rff-<lb/>
ten mich u&#x0364;berwa&#x0364;ltigen, woferne ich glau-<lb/>
ben ko&#x0364;nnte, daß &#x017F;ie &#x017F;ich nicht &#x017F;elb&#x017F;ten zu<lb/>
einem Fremden machten, und eine, die &#x017F;ie<lb/>
niemals, als die&#x017F;en Augenblick zu &#x017F;ehen<lb/>
das Glu&#x0364;ck gehabt, zu Verwilligung de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, was &#x017F;ie zu begehren &#x017F;cheinen, ver&#x017F;uch-<lb/>
ten. Und kan ich ihnen, werthe&#x017F;ter Herr,<lb/>
meine Be&#x017F;cha&#x0364;mung wegen demjenigen,<lb/>
&#x017F;o ihnen bereits eingera&#x0364;umet, nicht ber-<lb/>
gen, &#x017F;ondern habe vielmehr Ur&#x017F;ache, &#x017F;ie<lb/>
deßfalls um Vergebung zu bitten, als<lb/>
die Rechnung, &#x017F;o ich abzutragen nim-<lb/>
mermehr fa&#x0364;hig &#x017F;eyn werde, zu verdop-<lb/>
peln. Was? abzutragen?</hi> <hi rendition="#aq">Madame!</hi> &#x017F;chrie<lb/>
der verwundete <hi rendition="#aq">Amant,</hi> <hi rendition="#fr">was bedeutet das</hi><lb/><hi rendition="#aq">Bagatell</hi> <hi rendition="#fr">von wenigen</hi> <hi rendition="#aq">Guineas?</hi> <hi rendition="#fr">Die&#x017F;e<lb/>
achte ich &#x017F;o viel als nichts, und &#x017F;tehen ih-<lb/>
nen noch hundert zu Dien&#x017F;ten: Denn<lb/>
&#x017F;ollte wohl etwas auf dem Erd-Kreiß zu<lb/>
finden &#x017F;eyn, zu de&#x017F;&#x017F;en Vergeltung Dero<lb/>
Gegenwart nicht &#x017F;cha&#x0364;tzbar genug wa&#x0364;re?<lb/>
Wenn &#x017F;ie &#x017F;olche &#x017F;o hoch</hi> <hi rendition="#aq">æ&#x017F;timi</hi><hi rendition="#fr">ren,</hi> &#x017F;agte<lb/>
die Scho&#x0364;ne, <hi rendition="#fr">&#x017F;o ko&#x0364;nnen &#x017F;ie, mein Herr! da</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">mich</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[324/0344] Philogines und Meretricia. es nicht ermangeln, replicirte die Schoͤne, welche mittlerweile, da er alſo mit ihr ſchertzete, ihn unvermerckt zu ihrem Logis fuͤhrete, allwo ſie an- fienge: Solche genereuſe Anfaͤlle, derglei- chen die ihrigen ſind, mein Herr! duͤrff- ten mich uͤberwaͤltigen, woferne ich glau- ben koͤnnte, daß ſie ſich nicht ſelbſten zu einem Fremden machten, und eine, die ſie niemals, als dieſen Augenblick zu ſehen das Gluͤck gehabt, zu Verwilligung deſ- ſen, was ſie zu begehren ſcheinen, verſuch- ten. Und kan ich ihnen, wertheſter Herr, meine Beſchaͤmung wegen demjenigen, ſo ihnen bereits eingeraͤumet, nicht ber- gen, ſondern habe vielmehr Urſache, ſie deßfalls um Vergebung zu bitten, als die Rechnung, ſo ich abzutragen nim- mermehr faͤhig ſeyn werde, zu verdop- peln. Was? abzutragen? Madame! ſchrie der verwundete Amant, was bedeutet das Bagatell von wenigen Guineas? Dieſe achte ich ſo viel als nichts, und ſtehen ih- nen noch hundert zu Dienſten: Denn ſollte wohl etwas auf dem Erd-Kreiß zu finden ſeyn, zu deſſen Vergeltung Dero Gegenwart nicht ſchaͤtzbar genug waͤre? Wenn ſie ſolche ſo hoch æſtimiren, ſagte die Schoͤne, ſo koͤnnen ſie, mein Herr! da mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/344
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/344>, abgerufen am 23.11.2024.