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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Die schöne Rosamond
Aber wohin, ach! wohin, liebster
Himmel soll ich fliehen?
Königin Wo du die vergangne Zeit
Büssen kanst durch Reu und Leid,
Und mit stetem Klagen sagen:
O hätt ich die Sunnd gescheut!
Rosam. Tyrannin verdopple die grimmigen
Streiche,
Und fälle die schon halb-gebrochene
Eiche!
Doch brennet mein Hertze von rasender
Wuth,
Weil dich nichts versöhnet, als ster-
bendes Blut.
Denck aber nicht, du Quelle meiner Pein[!]
Daß
Rosamond wird ungerochen seyn.
Zu Mitternacht,
Wenn niemand wacht,
Sollen dich Gespenster plagen,
Und die ärgsten Träume nagen.
Und wenn sich die finsteren Schatten
entziehn,
Wird dir doch mein HEJNRJCH
als Rächer nachfliehn.
Doch, worzu leitet mich nicht meine Ra-
serey!
Verzeih, o Königin, verschon, vergib,
verzeih!
Siehe, wie das kalte Blut stille steht,
Und der müde Lebens-Quell schon ver-
geht!

Der
Die ſchoͤne Roſamond
Aber wohin, ach! wohin, liebſter
Himmel ſoll ich fliehen?
Koͤnigin Wo du die vergangne Zeit
Buͤſſen kanſt durch Reu und Leid,
Und mit ſtetem Klagen ſagen:
O haͤtt ich die Sũnd geſcheut!
Roſam. Tyrannin verdopple die grimmigen
Streiche,
Und faͤlle die ſchon halb-gebrochene
Eiche!
Doch brennet mein Hertze von raſender
Wuth,
Weil dich nichts verſoͤhnet, als ſter-
bendes Blut.
Denck aber nicht, du Quelle meiner Pein[!]
Daß
Roſamond wird ungerochen ſeyn.
Zu Mitternacht,
Wenn niemand wacht,
Sollen dich Geſpenſter plagen,
Und die aͤrgſten Traͤume nagen.
Und wenn ſich die finſteren Schatten
entziehn,
Wird dir doch mein HEJNRJCH
als Raͤcher nachfliehn.
Doch, worzu leitet mich nicht meine Ra-
ſerey!
Verzeih, o Koͤnigin, verſchon, vergib,
verzeih!
Siehe, wie das kalte Blut ſtille ſteht,
Und der muͤde Lebens-Quell ſchon ver-
geht!

Der
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[14/0034] Die ſchoͤne Roſamond Aber wohin, ach! wohin, liebſter Himmel ſoll ich fliehen? Koͤnigin Wo du die vergangne Zeit Buͤſſen kanſt durch Reu und Leid, Und mit ſtetem Klagen ſagen: O haͤtt ich die Sũnd geſcheut! Roſam. Tyrannin verdopple die grimmigen Streiche, Und faͤlle die ſchon halb-gebrochene Eiche! Doch brennet mein Hertze von raſender Wuth, Weil dich nichts verſoͤhnet, als ſter- bendes Blut. Denck aber nicht, du Quelle meiner Pein! Daß Roſamond wird ungerochen ſeyn. Zu Mitternacht, Wenn niemand wacht, Sollen dich Geſpenſter plagen, Und die aͤrgſten Traͤume nagen. Und wenn ſich die finſteren Schatten entziehn, Wird dir doch mein HEJNRJCH als Raͤcher nachfliehn. Doch, worzu leitet mich nicht meine Ra- ſerey! Verzeih, o Koͤnigin, verſchon, vergib, verzeih! Siehe, wie das kalte Blut ſtille ſteht, Und der muͤde Lebens-Quell ſchon ver- geht! Der

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/34>, abgerufen am 26.04.2024.