Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Philogines und Meretricia.
ben erbrach, fande er folgende Zeilen darinnen:

Mehr als zu lange, treuloser Verführer!
Mehr als zu lange habt ihr meine Redlich-
keit und Unschuld gemißbrauchet! Nun ha-
be ich dasjenige, was ihr so fleißig vor mir
zu verheelen gesuchet, endlich entdecket.
Aber ach! zu meinem Leidwesen, nur lei-
der! all zu späte! nachdem es meiner ar-
men Mutter, und eurem eigenen Sohne
das Leben gekostet, und mich das meinige
mit genauer Noth davon bringen lassen.
So ist es demnach, nichtswürdiger
Mensch! nur darauf angesehen gewesen,
daß du deine schändliche und sträffliche
Begierden stillen mögen! Packe dich,
grausamer Unmensch! tyrannischer
Mörder! und schleppe dich auf ewig mit
der beissenden Erinnerung, daß du die
unglückselige
Meretricia recht schelmi-
scher Weise betrogen hast. Mich betref-
fend, verlasse ich diesen abscheulichen
Auffenthalt, und verberge mich vor dei-
nen Gifft-speyenden Augen. Und damit
ich deine Treulosigkeit desto geschwinder
aus meinem Gedächtniß verbannen mö-
ge, überlasse ich solche der Rache des
Himmels, der wird dich nach deinen Ver-
diensten schon straffen. Jmmittelst

wün-

Philogines und Meretricia.
ben erbrach, fande er folgende Zeilen darinnen:

Mehr als zu lange, treuloſer Veꝛfuͤhrer!
Mehꝛ als zu lange habt ihr meine Redlich-
keit uñ Unſchuld gemißbrauchet! Nun ha-
be ich dasjenige, was ihr ſo fleißig vor mir
zu verheelen geſuchet, endlich entdecket.
Aber ach! zu meinem Leidweſen, nur lei-
der! all zu ſpaͤte! nachdem es meiner ar-
men Mutter, und eurem eigenen Sohne
das Leben gekoſtet, und mich das meinige
mit genauer Noth davon bringen laſſen.
So iſt es demnach, nichtswuͤrdiger
Menſch! nur darauf angeſehen geweſen,
daß du deine ſchaͤndliche und ſtraͤffliche
Begierden ſtillen moͤgen! Packe dich,
grauſamer Unmenſch! tyranniſcher
Moͤrder! und ſchleppe dich auf ewig mit
der beiſſenden Erinnerung, daß du die
ungluͤckſelige
Meretricia recht ſchelmi-
ſcher Weiſe betrogen haſt. Mich betref-
fend, verlaſſe ich dieſen abſcheulichen
Auffenthalt, und verberge mich vor dei-
nen Gifft-ſpeyenden Augen. Und damit
ich deine Treuloſigkeit deſto geſchwinder
aus meinem Gedaͤchtniß verbannen moͤ-
ge, uͤberlaſſe ich ſolche der Rache des
Himmels, der wird dich nach deinen Ver-
dienſten ſchon ſtraffen. Jmmittelſt

wuͤn-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0338" n="318"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Philogines</hi> und <hi rendition="#aq">Meretricia.</hi></hi></fw><lb/>
ben erbrach, fande er folgende Zeilen darinnen:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#fr">Mehr als zu lange, treulo&#x017F;er Ve&#xA75B;fu&#x0364;hrer!<lb/>
Meh&#xA75B; als zu lange habt ihr meine Redlich-<lb/>
keit un&#x0303; Un&#x017F;chuld gemißbrauchet! Nun ha-<lb/>
be ich dasjenige, was ihr &#x017F;o fleißig vor mir<lb/>
zu verheelen ge&#x017F;uchet, endlich entdecket.<lb/>
Aber ach! zu meinem Leidwe&#x017F;en, nur lei-<lb/>
der! all zu &#x017F;pa&#x0364;te! nachdem es meiner ar-<lb/>
men Mutter, und eurem eigenen Sohne<lb/>
das Leben geko&#x017F;tet, und mich das meinige<lb/>
mit genauer Noth davon bringen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
So i&#x017F;t es demnach, nichtswu&#x0364;rdiger<lb/>
Men&#x017F;ch! nur darauf ange&#x017F;ehen gewe&#x017F;en,<lb/>
daß du deine &#x017F;cha&#x0364;ndliche und &#x017F;tra&#x0364;ffliche<lb/>
Begierden &#x017F;tillen mo&#x0364;gen! Packe dich,<lb/>
grau&#x017F;amer Unmen&#x017F;ch! tyranni&#x017F;cher<lb/>
Mo&#x0364;rder! und &#x017F;chleppe dich auf ewig mit<lb/>
der bei&#x017F;&#x017F;enden Erinnerung, daß du die<lb/>
unglu&#x0364;ck&#x017F;elige</hi> <hi rendition="#aq">Meretricia</hi> <hi rendition="#fr">recht &#x017F;chelmi-<lb/>
&#x017F;cher Wei&#x017F;e betrogen ha&#x017F;t. Mich betref-<lb/>
fend, verla&#x017F;&#x017F;e ich die&#x017F;en ab&#x017F;cheulichen<lb/>
Auffenthalt, und verberge mich vor dei-<lb/>
nen Gifft-&#x017F;peyenden Augen. Und damit<lb/>
ich deine Treulo&#x017F;igkeit de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder<lb/>
aus meinem Geda&#x0364;chtniß verbannen mo&#x0364;-<lb/>
ge, u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;e ich &#x017F;olche der Rache des<lb/>
Himmels, der wird dich nach deinen Ver-<lb/>
dien&#x017F;ten &#x017F;chon &#x017F;traffen. Jmmittel&#x017F;t</hi><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">wu&#x0364;n-</hi> </fw><lb/>
          </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[318/0338] Philogines und Meretricia. ben erbrach, fande er folgende Zeilen darinnen: Mehr als zu lange, treuloſer Veꝛfuͤhrer! Mehꝛ als zu lange habt ihr meine Redlich- keit uñ Unſchuld gemißbrauchet! Nun ha- be ich dasjenige, was ihr ſo fleißig vor mir zu verheelen geſuchet, endlich entdecket. Aber ach! zu meinem Leidweſen, nur lei- der! all zu ſpaͤte! nachdem es meiner ar- men Mutter, und eurem eigenen Sohne das Leben gekoſtet, und mich das meinige mit genauer Noth davon bringen laſſen. So iſt es demnach, nichtswuͤrdiger Menſch! nur darauf angeſehen geweſen, daß du deine ſchaͤndliche und ſtraͤffliche Begierden ſtillen moͤgen! Packe dich, grauſamer Unmenſch! tyranniſcher Moͤrder! und ſchleppe dich auf ewig mit der beiſſenden Erinnerung, daß du die ungluͤckſelige Meretricia recht ſchelmi- ſcher Weiſe betrogen haſt. Mich betref- fend, verlaſſe ich dieſen abſcheulichen Auffenthalt, und verberge mich vor dei- nen Gifft-ſpeyenden Augen. Und damit ich deine Treuloſigkeit deſto geſchwinder aus meinem Gedaͤchtniß verbannen moͤ- ge, uͤberlaſſe ich ſolche der Rache des Himmels, der wird dich nach deinen Ver- dienſten ſchon ſtraffen. Jmmittelſt wuͤn-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/338
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/338>, abgerufen am 19.05.2024.