Gefängniß im Fleet-Kercker bey der Brücke, und in äuserste Dürfftigkeit: Endlich erlangte er zwar die Freyheit wieder; es verflossen aber kaum etliche Monate, so verließ er dieses sterbliche Leben, und reisete in die Elysaeischen Felder. Die Hertzogin von Cleaveland überlebte ihn nicht lange, son- dern fuhr ihm 1710. bey nahe im siebentzigsten Jahr ihres Alters nach; wie bußfertig, kan ich nicht sagen; so viel aber ist gewiß: Wäre die Ehre und Keuschheit ihrer Durchlauchtigen Person ihrer Scharffsinnigkeit und Schönheit gleich gewesen, so würden sie diese Eigenschafften unstreitig zu ei- nem Engel auf Erden, und einer Heiliginne im Himmel gemachet haben.
XXX. Philogines und Meretricia.
DJese bekannte Weibs-Person, der wir den erdichteten Nahmen Meretricia beyle- gen wollen, war die eintzige Tochter eines Edelmannes in der Stadt Norwich, welcher, nachdem er durch die Falconerie, Jagd und an- dere Ergötzlichkeiten ein ansehnliches Vermögen verschwendet hatte, sein Weib und Kind in einem gar schlechten Zustande hinterliesse; Nichts desto- weniger verschafften ihr die unvergleichliche An-
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und die Hertzogin von Cleaveland.
Gefaͤngniß im Fleet-Kercker bey der Bruͤcke, und in aͤuſerſte Duͤrfftigkeit: Endlich erlangte er zwar die Freyheit wieder; es verfloſſen aber kaum etliche Monate, ſo verließ er dieſes ſterbliche Leben, und reiſete in die Elyſæiſchen Felder. Die Hertzogin von Cleaveland uͤberlebte ihn nicht lange, ſon- dern fuhr ihm 1710. bey nahe im ſiebentzigſten Jahr ihres Alters nach; wie bußfertig, kan ich nicht ſagen; ſo viel aber iſt gewiß: Waͤre die Ehre und Keuſchheit ihrer Durchlauchtigen Perſon ihrer Scharffſinnigkeit und Schoͤnheit gleich geweſen, ſo wuͤrden ſie dieſe Eigenſchafften unſtreitig zu ei- nem Engel auf Erden, und einer Heiliginne im Himmel gemachet haben.
XXX. Philogines und Meretricia.
DJeſe bekannte Weibs-Perſon, der wir den erdichteten Nahmen Meretricia beyle- gen wollen, war die eintzige Tochter eines Edelmannes in der Stadt Norwich, welcher, nachdem er durch die Falconerie, Jagd und an- dere Ergoͤtzlichkeiten ein anſehnliches Vermoͤgen verſchwendet hatte, ſein Weib und Kind in einem gar ſchlechten Zuſtande hinterlieſſe; Nichts deſto- weniger verſchafften ihr die unvergleichliche An-
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und die Hertzogin von Cleaveland.
Gefaͤngniß im Fleet-Kercker bey der Bruͤcke, und
in aͤuſerſte Duͤrfftigkeit: Endlich erlangte er zwar
die Freyheit wieder; es verfloſſen aber kaum etliche
Monate, ſo verließ er dieſes ſterbliche Leben, und
reiſete in die Elyſæiſchen Felder. Die Hertzogin
von Cleaveland uͤberlebte ihn nicht lange, ſon-
dern fuhr ihm 1710. bey nahe im ſiebentzigſten
Jahr ihres Alters nach; wie bußfertig, kan ich
nicht ſagen; ſo viel aber iſt gewiß: Waͤre die Ehre
und Keuſchheit ihrer Durchlauchtigen Perſon ihrer
Scharffſinnigkeit und Schoͤnheit gleich geweſen,
ſo wuͤrden ſie dieſe Eigenſchafften unſtreitig zu ei-
nem Engel auf Erden, und einer Heiliginne im
Himmel gemachet haben.
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Philogines und Meretricia.
DJeſe bekannte Weibs-Perſon, der wir den
erdichteten Nahmen Meretricia beyle-
gen wollen, war die eintzige Tochter eines
Edelmannes in der Stadt Norwich, welcher,
nachdem er durch die Falconerie, Jagd und an-
dere Ergoͤtzlichkeiten ein anſehnliches Vermoͤgen
verſchwendet hatte, ſein Weib und Kind in einem
gar ſchlechten Zuſtande hinterlieſſe; Nichts deſto-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 307. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/327>, abgerufen am 22.07.2024.
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