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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und die Hertzogin von Cleaveland.
chen Schertzen, ihrer Keuschheit; und sie verwech-
selte, mit denen Seufftzern einer schmachtenden Lieb-
haberin, die angebohrne Unschuld ihrer Seele für
Schande und Thorheit: worinnen sie eine solche
Anmuth antraffen, daß sie durch offtmalige Wie-
derholung ihres unerlaubten Vergnügens, sich ih-
rer tadelhafften Liebe gleichsam zu rühmen schienen;
welches ihrem Ehe-Gemahl, dem Grafen von
Castlemain, dergestalt zu Hertzen gienge, daß er,
sein Mißvergnügen zu dämpffen, über Meer reisete
und daselbst sturbe.

Nicht lange nach ihres bekümmerten Lords
freywilligem Exilio machte sie der König zur Her-
tzogin von Cleaveland, und zeugete drey Söhne
mit ihr, nehmlich den Hertzog von Grafton, den
Hertzog von Northhumberland, und den Her-
tzog von S. Albans, welche zween letztere noch am
Leben sind, der erstere aber wurde in der Belagerung
vor Cork in Jrrland getödtet. Jhre unvergleich-
liche Schönheit nöthigte zwar allen, die sie nur sa-
hen, das Bekänntniß ab, daß sie ein vollkommenes
Muster ihres Geschlechts sey; sie war aber danebst
von einem sehr geilen und wollüstigen Naturel;
Doch der König wurde dieser Unanständigkeit nicht
gewahr: Denn der Glantz ihrer Augen, und die
hellen Strahlen ihrer schönen Gestalt hatten ihn
dermassen verblendet, daß er sichs nicht einbilden
kunnte, möglich zu seyn, daß sie falsch gegen ihn wä-

re;

und die Hertzogin von Cleaveland.
chen Schertzen, ihrer Keuſchheit; und ſie verwech-
ſelte, mit denen Seufftzern einer ſchmachtenden Lieb-
haberin, die angebohrne Unſchuld ihrer Seele fuͤr
Schande und Thorheit: worinnen ſie eine ſolche
Anmuth antraffen, daß ſie durch offtmalige Wie-
derholung ihres unerlaubten Vergnuͤgens, ſich ih-
rer tadelhafften Liebe gleichſam zu ruͤhmen ſchienen;
welches ihrem Ehe-Gemahl, dem Grafen von
Caſtlemain, dergeſtalt zu Hertzen gienge, daß er,
ſein Mißvergnuͤgen zu daͤmpffen, uͤber Meer reiſete
und daſelbſt ſturbe.

Nicht lange nach ihres bekuͤmmerten Lords
freywilligem Exilio machte ſie der Koͤnig zur Her-
tzogin von Cleaveland, und zeugete drey Soͤhne
mit ihr, nehmlich den Hertzog von Grafton, den
Hertzog von Northhumberland, und den Her-
tzog von S. Albans, welche zween letztere noch am
Leben ſind, der erſtere aber wurde in der Belagerung
vor Cork in Jrrland getoͤdtet. Jhre unvergleich-
liche Schoͤnheit noͤthigte zwar allen, die ſie nur ſa-
hen, das Bekaͤnntniß ab, daß ſie ein vollkommenes
Muſter ihres Geſchlechts ſey; ſie war aber danebſt
von einem ſehr geilen und wolluͤſtigen Naturel;
Doch der Koͤnig wurde dieſer Unanſtaͤndigkeit nicht
gewahr: Denn der Glantz ihrer Augen, und die
hellen Strahlen ihrer ſchoͤnen Geſtalt hatten ihn
dermaſſen verblendet, daß er ſichs nicht einbilden
kunnte, moͤglich zu ſeyn, daß ſie falſch gegen ihn waͤ-

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[301/0321] und die Hertzogin von Cleaveland. chen Schertzen, ihrer Keuſchheit; und ſie verwech- ſelte, mit denen Seufftzern einer ſchmachtenden Lieb- haberin, die angebohrne Unſchuld ihrer Seele fuͤr Schande und Thorheit: worinnen ſie eine ſolche Anmuth antraffen, daß ſie durch offtmalige Wie- derholung ihres unerlaubten Vergnuͤgens, ſich ih- rer tadelhafften Liebe gleichſam zu ruͤhmen ſchienen; welches ihrem Ehe-Gemahl, dem Grafen von Caſtlemain, dergeſtalt zu Hertzen gienge, daß er, ſein Mißvergnuͤgen zu daͤmpffen, uͤber Meer reiſete und daſelbſt ſturbe. Nicht lange nach ihres bekuͤmmerten Lords freywilligem Exilio machte ſie der Koͤnig zur Her- tzogin von Cleaveland, und zeugete drey Soͤhne mit ihr, nehmlich den Hertzog von Grafton, den Hertzog von Northhumberland, und den Her- tzog von S. Albans, welche zween letztere noch am Leben ſind, der erſtere aber wurde in der Belagerung vor Cork in Jrrland getoͤdtet. Jhre unvergleich- liche Schoͤnheit noͤthigte zwar allen, die ſie nur ſa- hen, das Bekaͤnntniß ab, daß ſie ein vollkommenes Muſter ihres Geſchlechts ſey; ſie war aber danebſt von einem ſehr geilen und wolluͤſtigen Naturel; Doch der Koͤnig wurde dieſer Unanſtaͤndigkeit nicht gewahr: Denn der Glantz ihrer Augen, und die hellen Strahlen ihrer ſchoͤnen Geſtalt hatten ihn dermaſſen verblendet, daß er ſichs nicht einbilden kunnte, moͤglich zu ſeyn, daß ſie falſch gegen ihn waͤ- re;

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/321>, abgerufen am 24.11.2024.