Seine Majestät alsbald zu ihrem Gefangenen und mit güldenen Ketten der Liebe gefesselt wurde.
Nach dieser Visite befande sich der König so unruhig, daß ihn nichts die Grillen vertreiben kunnte, biß er diese Dame wieder sahe: Zu diesem Ende bediente er sich aller Gelegenheiten, ihre Ge- sellschafft in geheim zu geniessen; Endlich erhielte er seinen Wunsch, und indem er sie mit verliebten Discoursen unterhielte, verspührte er bald, daß er der Gräfin nicht weniger angenehm, als ihr Um- gang ihm, wäre. Also fuhren sie bey dieser ersten Zusammenkunfft eine Weile mit einander fort, da immer eins das andere mit verliebten Blicken und betrübten Seufftzern, als der stummen, aber mäch- tigen Beredsamkeit brünstiger Liebe, zu bestürmen suchte, biß endlich Seine Maj. ihr seine Neigung mit deutlichen Worten zu erkennen gab, worüber sie anfangs etwas bestürtzt zu seyn schiene; Als sie sich aber wiederum erholet, ließ sie sich vernehmen, sie wäre bereit Sr. Maj. Befehl zu gehorchen, und alles zu thun, wordurch sie ihres Königs Vergnügen befördern könnte. Diese geneigte Erklärung satzte den König gantz ausser sich selbsten, und verleitete ihn, daß er mit gröster Entzückung sagte: Jch liebe, meine schönsteCastlemain;Jch lie- be sie, und keine Belohnung ist mir schätz- bar, als die mir ihr Hertze giebet, oder mich meines Lebens beraubet: Befiehlt
mir
und die Hertzogin von Cleaveland.
Seine Majeſtaͤt alsbald zu ihrem Gefangenen und mit guͤldenen Ketten der Liebe gefeſſelt wurde.
Nach dieſer Viſite befande ſich der Koͤnig ſo unruhig, daß ihn nichts die Grillen vertreiben kunnte, biß er dieſe Dame wieder ſahe: Zu dieſem Ende bediente er ſich aller Gelegenheiten, ihre Ge- ſellſchafft in geheim zu genieſſen; Endlich erhielte er ſeinen Wunſch, und indem er ſie mit verliebten Diſcourſen unterhielte, verſpuͤhrte er bald, daß er der Graͤfin nicht weniger angenehm, als ihr Um- gang ihm, waͤre. Alſo fuhren ſie bey dieſer erſten Zuſammenkunfft eine Weile mit einander fort, da immer eins das andere mit verliebten Blicken und betruͤbten Seufftzern, als der ſtummen, aber maͤch- tigen Beredſamkeit bruͤnſtiger Liebe, zu beſtuͤrmen ſuchte, biß endlich Seine Maj. ihr ſeine Neigung mit deutlichen Worten zu erkennen gab, woruͤber ſie anfangs etwas beſtuͤrtzt zu ſeyn ſchiene; Als ſie ſich aber wiederum erholet, ließ ſie ſich vernehmen, ſie waͤre bereit Sr. Maj. Befehl zu gehorchen, und alles zu thun, wordurch ſie ihres Koͤnigs Vergnuͤgen befoͤrdern koͤnnte. Dieſe geneigte Erklaͤrung ſatzte den Koͤnig gantz auſſer ſich ſelbſten, und verleitete ihn, daß er mit groͤſter Entzuͤckung ſagte: Jch liebe, meine ſchoͤnſteCaſtlemain;Jch lie- be ſie, und keine Belohnung iſt mir ſchaͤtz- bar, als die mir ihr Hertze giebet, oder mich meines Lebens beraubet: Befiehlt
mir
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und die Hertzogin von Cleaveland.
Seine Majeſtaͤt alsbald zu ihrem Gefangenen und
mit guͤldenen Ketten der Liebe gefeſſelt wurde.
Nach dieſer Viſite befande ſich der Koͤnig ſo
unruhig, daß ihn nichts die Grillen vertreiben
kunnte, biß er dieſe Dame wieder ſahe: Zu dieſem
Ende bediente er ſich aller Gelegenheiten, ihre Ge-
ſellſchafft in geheim zu genieſſen; Endlich erhielte
er ſeinen Wunſch, und indem er ſie mit verliebten
Diſcourſen unterhielte, verſpuͤhrte er bald, daß er
der Graͤfin nicht weniger angenehm, als ihr Um-
gang ihm, waͤre. Alſo fuhren ſie bey dieſer erſten
Zuſammenkunfft eine Weile mit einander fort, da
immer eins das andere mit verliebten Blicken und
betruͤbten Seufftzern, als der ſtummen, aber maͤch-
tigen Beredſamkeit bruͤnſtiger Liebe, zu beſtuͤrmen
ſuchte, biß endlich Seine Maj. ihr ſeine Neigung
mit deutlichen Worten zu erkennen gab, woruͤber ſie
anfangs etwas beſtuͤrtzt zu ſeyn ſchiene; Als ſie
ſich aber wiederum erholet, ließ ſie ſich vernehmen,
ſie waͤre bereit Sr. Maj. Befehl zu gehorchen, und
alles zu thun, wordurch ſie ihres Koͤnigs Vergnuͤgen
befoͤrdern koͤnnte. Dieſe geneigte Erklaͤrung ſatzte
den Koͤnig gantz auſſer ſich ſelbſten, und verleitete
ihn, daß er mit groͤſter Entzuͤckung ſagte: Jch
liebe, meine ſchoͤnſte Caſtlemain; Jch lie-
be ſie, und keine Belohnung iſt mir ſchaͤtz-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/319>, abgerufen am 24.11.2024.
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