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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und ein gewisser ausländischer Printz.
fienge: Nun, fügte sie hinzu, schienen diese boß-
hafften Prognostica ihrer Mutter eine solche
Würckung zu haben, daß sie gäntzlich darfür hielte,
sie würde sich in der That in eine Bestie verwan-
deln, massen das Esaultische Rauchwerck sich um
einen gewissen Ort, den der Wohlstand zu ver-
schweigen befiehlet, schon ziemlich starck zu äussern
anfienge; Bey welchen Worten sie ihre Thränen
erneuerte, und jämmerlich schrie, sie wollte lieber
tausend mal des todes seyn, als wenn ihr gantzer
Leib über und über so bund krauß werden sollte. Die
Unschuld dieses jungen einfältigen Schäffgens
machte den alten leutseligen Wolff auf seinen Raub
desto begieriger; Er umarmete sie, und versicherte
sie, daß er ein Remedium hätte, welches unfehl-
bar verhindern sollte, damit die Drohungen ihrer
Mutter zu keinen Effect und Ausbruch kommen
könnten, nur müste sie es vor allen Dingen heim-
lich halten und bey keinem Menschen ein Wort da-
von gedencken, welches sie gar willig angelobete;
Ungeachtet aber sie sich so heilig anstellte, muste sie
ihm dennoch einen Eyd ablegen, keiner Seelen das
geringste darvon wissen zu lassen. Alsdenn ver-
meldete er ihr, was massen sich seine Wissenschafft
zwar nicht so weit erstreckte, dasjenige zu vertrei-
ben, was allbereit herfür gesprossen wäre, doch wollte
er gar füglich verhindern, daß es sich nicht weiter
ausbreiten möchte; er fügte auch hinzu, daß er eine

kleine
Q 2

und ein gewiſſer auslaͤndiſcher Printz.
fienge: Nun, fuͤgte ſie hinzu, ſchienen dieſe boß-
hafften Prognoſtica ihrer Mutter eine ſolche
Wuͤrckung zu haben, daß ſie gaͤntzlich darfuͤr hielte,
ſie wuͤrde ſich in der That in eine Beſtie verwan-
deln, maſſen das Eſaultiſche Rauchwerck ſich um
einen gewiſſen Ort, den der Wohlſtand zu ver-
ſchweigen befiehlet, ſchon ziemlich ſtarck zu aͤuſſern
anfienge; Bey welchen Worten ſie ihre Thraͤnen
erneuerte, und jaͤmmerlich ſchrie, ſie wollte lieber
tauſend mal des todes ſeyn, als wenn ihr gantzer
Leib uͤber und uͤber ſo bund krauß werden ſollte. Die
Unſchuld dieſes jungen einfaͤltigen Schaͤffgens
machte den alten leutſeligen Wolff auf ſeinen Raub
deſto begieriger; Er umarmete ſie, und verſicherte
ſie, daß er ein Remedium haͤtte, welches unfehl-
bar verhindern ſollte, damit die Drohungen ihrer
Mutter zu keinen Effect und Ausbruch kommen
koͤnnten, nur muͤſte ſie es vor allen Dingen heim-
lich halten und bey keinem Menſchen ein Wort da-
von gedencken, welches ſie gar willig angelobete;
Ungeachtet aber ſie ſich ſo heilig anſtellte, muſte ſie
ihm dennoch einen Eyd ablegen, keiner Seelen das
geringſte darvon wiſſen zu laſſen. Alsdenn ver-
meldete er ihr, was maſſen ſich ſeine Wiſſenſchafft
zwar nicht ſo weit erſtreckte, dasjenige zu vertrei-
ben, was allbereit herfuͤr geſproſſen waͤre, doch wollte
er gar fuͤglich verhindern, daß es ſich nicht weiter
ausbreiten moͤchte; er fuͤgte auch hinzu, daß er eine

kleine
Q 2
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[243/0263] und ein gewiſſer auslaͤndiſcher Printz. fienge: Nun, fuͤgte ſie hinzu, ſchienen dieſe boß- hafften Prognoſtica ihrer Mutter eine ſolche Wuͤrckung zu haben, daß ſie gaͤntzlich darfuͤr hielte, ſie wuͤrde ſich in der That in eine Beſtie verwan- deln, maſſen das Eſaultiſche Rauchwerck ſich um einen gewiſſen Ort, den der Wohlſtand zu ver- ſchweigen befiehlet, ſchon ziemlich ſtarck zu aͤuſſern anfienge; Bey welchen Worten ſie ihre Thraͤnen erneuerte, und jaͤmmerlich ſchrie, ſie wollte lieber tauſend mal des todes ſeyn, als wenn ihr gantzer Leib uͤber und uͤber ſo bund krauß werden ſollte. Die Unſchuld dieſes jungen einfaͤltigen Schaͤffgens machte den alten leutſeligen Wolff auf ſeinen Raub deſto begieriger; Er umarmete ſie, und verſicherte ſie, daß er ein Remedium haͤtte, welches unfehl- bar verhindern ſollte, damit die Drohungen ihrer Mutter zu keinen Effect und Ausbruch kommen koͤnnten, nur muͤſte ſie es vor allen Dingen heim- lich halten und bey keinem Menſchen ein Wort da- von gedencken, welches ſie gar willig angelobete; Ungeachtet aber ſie ſich ſo heilig anſtellte, muſte ſie ihm dennoch einen Eyd ablegen, keiner Seelen das geringſte darvon wiſſen zu laſſen. Alsdenn ver- meldete er ihr, was maſſen ſich ſeine Wiſſenſchafft zwar nicht ſo weit erſtreckte, dasjenige zu vertrei- ben, was allbereit herfuͤr geſproſſen waͤre, doch wollte er gar fuͤglich verhindern, daß es ſich nicht weiter ausbreiten moͤchte; er fuͤgte auch hinzu, daß er eine kleine Q 2

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/263>, abgerufen am 19.05.2024.