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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Predicant.

Man muß gestehen, daß dieser Amt-Schösser
sehr unglücklich war, ein solches liberales und
mildes Weib zu haben; Jedoch ist sich darüber
nicht zu verwundern, massen eines Weibes Ge-
müth von Natur unbeständig ist, und so viel neue
und veränderliche Einfälle, als ein Baum Blätter,
hat: Sie ist allzeit begierig nach Wechsel, und
liebet denjenigen, mit dem sie lange umgegangen,
selten recht hertzlich.

Lasst eine Manns-Person das Schicksal
selbst bestreiten;
So wird ihm doch ein Weib den Unter-
gang bereiten.
Viel lieber wohnte ich bey Löwen, Wölf-
fen, Bären,
Als in der Baderey, wo böse Weiber
scheeren.
Und blicken sie uns auch gleich noch so
freundlich an;
So ist doch auf der Welt nichts, das mehr
schaden kan.

Doch dieser ehrliche Mann hatte das Glück, sei-
ne Frau noch zu Grabe zu schaffen, fassete demnach
den Schluß, sich vor dem harten Knoten der Co-
pulation
hinfüro in acht zu nehmen, gestalt er ein
Weib für nichts anders als ein zunehmendes Ubel
und wachsendes Unkraut ansahe, welches in der
Bosheit immer ie mehr und mehr fortgehet, und

von
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und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Predicant.

Man muß geſtehen, daß dieſer Amt-Schoͤſſer
ſehr ungluͤcklich war, ein ſolches liberales und
mildes Weib zu haben; Jedoch iſt ſich daruͤber
nicht zu verwundern, maſſen eines Weibes Ge-
muͤth von Natur unbeſtaͤndig iſt, und ſo viel neue
und veraͤnderliche Einfaͤlle, als ein Baum Blaͤtter,
hat: Sie iſt allzeit begierig nach Wechſel, und
liebet denjenigen, mit dem ſie lange umgegangen,
ſelten recht hertzlich.

Laſſt eine Manns-Perſon das Schickſal
ſelbſt beſtreiten;
So wird ihm doch ein Weib den Unter-
gang bereiten.
Viel lieber wohnte ich bey Loͤwen, Woͤlf-
fen, Baͤren,
Als in der Baderey, wo boͤſe Weiber
ſcheeren.
Und blicken ſie uns auch gleich noch ſo
freundlich an;
So iſt doch auf der Welt nichts, das mehr
ſchaden kan.

Doch dieſer ehrliche Mann hatte das Gluͤck, ſei-
ne Frau noch zu Grabe zu ſchaffen, faſſete demnach
den Schluß, ſich vor dem harten Knoten der Co-
pulation
hinfuͤro in acht zu nehmen, geſtalt er ein
Weib fuͤr nichts anders als ein zunehmendes Ubel
und wachſendes Unkraut anſahe, welches in der
Bosheit immer ie mehr und mehr fortgehet, und

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P 3
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[229/0249] und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Predicant. Man muß geſtehen, daß dieſer Amt-Schoͤſſer ſehr ungluͤcklich war, ein ſolches liberales und mildes Weib zu haben; Jedoch iſt ſich daruͤber nicht zu verwundern, maſſen eines Weibes Ge- muͤth von Natur unbeſtaͤndig iſt, und ſo viel neue und veraͤnderliche Einfaͤlle, als ein Baum Blaͤtter, hat: Sie iſt allzeit begierig nach Wechſel, und liebet denjenigen, mit dem ſie lange umgegangen, ſelten recht hertzlich. Laſſt eine Manns-Perſon das Schickſal ſelbſt beſtreiten; So wird ihm doch ein Weib den Unter- gang bereiten. Viel lieber wohnte ich bey Loͤwen, Woͤlf- fen, Baͤren, Als in der Baderey, wo boͤſe Weiber ſcheeren. Und blicken ſie uns auch gleich noch ſo freundlich an; So iſt doch auf der Welt nichts, das mehr ſchaden kan. Doch dieſer ehrliche Mann hatte das Gluͤck, ſei- ne Frau noch zu Grabe zu ſchaffen, faſſete demnach den Schluß, ſich vor dem harten Knoten der Co- pulation hinfuͤro in acht zu nehmen, geſtalt er ein Weib fuͤr nichts anders als ein zunehmendes Ubel und wachſendes Unkraut anſahe, welches in der Bosheit immer ie mehr und mehr fortgehet, und von P 3

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/249>, abgerufen am 21.11.2024.