Man muß gestehen, daß dieser Amt-Schösser sehr unglücklich war, ein solches liberales und mildes Weib zu haben; Jedoch ist sich darüber nicht zu verwundern, massen eines Weibes Ge- müth von Natur unbeständig ist, und so viel neue und veränderliche Einfälle, als ein Baum Blätter, hat: Sie ist allzeit begierig nach Wechsel, und liebet denjenigen, mit dem sie lange umgegangen, selten recht hertzlich.
Lasst eine Manns-Person das Schicksal selbst bestreiten; So wird ihm doch ein Weib den Unter- gang bereiten. Viel lieber wohnte ich bey Löwen, Wölf- fen, Bären, Als in der Baderey, wo böse Weiber scheeren. Und blicken sie uns auch gleich noch so freundlich an; So ist doch auf der Welt nichts, das mehr schaden kan.
Doch dieser ehrliche Mann hatte das Glück, sei- ne Frau noch zu Grabe zu schaffen, fassete demnach den Schluß, sich vor dem harten Knoten der Co- pulation hinfüro in acht zu nehmen, gestalt er ein Weib für nichts anders als ein zunehmendes Ubel und wachsendes Unkraut ansahe, welches in der Bosheit immer ie mehr und mehr fortgehet, und
von
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und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Predicant.
Man muß geſtehen, daß dieſer Amt-Schoͤſſer ſehr ungluͤcklich war, ein ſolches liberales und mildes Weib zu haben; Jedoch iſt ſich daruͤber nicht zu verwundern, maſſen eines Weibes Ge- muͤth von Natur unbeſtaͤndig iſt, und ſo viel neue und veraͤnderliche Einfaͤlle, als ein Baum Blaͤtter, hat: Sie iſt allzeit begierig nach Wechſel, und liebet denjenigen, mit dem ſie lange umgegangen, ſelten recht hertzlich.
Laſſt eine Manns-Perſon das Schickſal ſelbſt beſtreiten; So wird ihm doch ein Weib den Unter- gang bereiten. Viel lieber wohnte ich bey Loͤwen, Woͤlf- fen, Baͤren, Als in der Baderey, wo boͤſe Weiber ſcheeren. Und blicken ſie uns auch gleich noch ſo freundlich an; So iſt doch auf der Welt nichts, das mehr ſchaden kan.
Doch dieſer ehrliche Mann hatte das Gluͤck, ſei- ne Frau noch zu Grabe zu ſchaffen, faſſete demnach den Schluß, ſich vor dem harten Knoten der Co- pulation hinfuͤro in acht zu nehmen, geſtalt er ein Weib fuͤr nichts anders als ein zunehmendes Ubel und wachſendes Unkraut anſahe, welches in der Bosheit immer ie mehr und mehr fortgehet, und
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und Daniel Burgeß, ein Presbyt. Predicant.
Man muß geſtehen, daß dieſer Amt-Schoͤſſer
ſehr ungluͤcklich war, ein ſolches liberales und
mildes Weib zu haben; Jedoch iſt ſich daruͤber
nicht zu verwundern, maſſen eines Weibes Ge-
muͤth von Natur unbeſtaͤndig iſt, und ſo viel neue
und veraͤnderliche Einfaͤlle, als ein Baum Blaͤtter,
hat: Sie iſt allzeit begierig nach Wechſel, und
liebet denjenigen, mit dem ſie lange umgegangen,
ſelten recht hertzlich.
Laſſt eine Manns-Perſon das Schickſal
ſelbſt beſtreiten;
So wird ihm doch ein Weib den Unter-
gang bereiten.
Viel lieber wohnte ich bey Loͤwen, Woͤlf-
fen, Baͤren,
Als in der Baderey, wo boͤſe Weiber
ſcheeren.
Und blicken ſie uns auch gleich noch ſo
freundlich an;
So iſt doch auf der Welt nichts, das mehr
ſchaden kan.
Doch dieſer ehrliche Mann hatte das Gluͤck, ſei-
ne Frau noch zu Grabe zu ſchaffen, faſſete demnach
den Schluß, ſich vor dem harten Knoten der Co-
pulation hinfuͤro in acht zu nehmen, geſtalt er ein
Weib fuͤr nichts anders als ein zunehmendes Ubel
und wachſendes Unkraut anſahe, welches in der
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/249>, abgerufen am 21.11.2024.
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