Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Madame Needham, mit sich in ihre Zusammenkünffte, wo sie ihr Ge-blerr ohne Lachen erdultete, und sie, mit grosser Devotion und verstelltem Eyfer, schwärmen, lä- stern und abgeschmacktes Zeug vorbringen hörte; Es vergiengen wenig Tage, daß sie nicht in ihren Conventiculis gewesen seyn sollte; Ja, Hanna war eine sehr eyfrige, strenge und grobe Quäckerin geworden. William war nun verliebter als ie- mals; und nachdem er sie von der Welt bekehret hatte, gieng seine nächste Intention dahin, sie auch zu ihm selbsten zu bekehren. Galante Leute ver- stellet nichts; also stunde auch der Hannae alle Kleidung wohl an, und keine Veränderung kunnte die Macht ihrer Schönheit verhindern. Sie kam dem William in dem Habit einer Schwester weit schöner vor; und er vermeynte nunmehro keine Sünde zu thun, ihr dasjenige zu eröffnen, was er die Unheiligen und Gottlosen der Welt nicht durffte wissen lassen. Er informirte sie demnach in denen Geheimnissen seines Hertzens, und von was für einem Geist er getrieben werde; und bemühete sich, sie zu überreden, daß denen Reinen alles rein und erlaubt sey, und daß es der Welt nicht gebühre, die Handlungen derer Gerechten zu richten: Die Befleckung wäre nur innerlich, und allein die Un- reinigkeit des Gemüthes könnte den Leib veruneh- ren: Was ihren Mann betreffe, wäre er ein fleisch- licher Mensch, nun sey es aber keine Sünde, einen Egy-
Madame Needham, mit ſich in ihre Zuſammenkuͤnffte, wo ſie ihr Ge-blerr ohne Lachen erdultete, und ſie, mit groſſer Devotion und verſtelltem Eyfer, ſchwaͤrmen, laͤ- ſtern und abgeſchmacktes Zeug vorbringen hoͤrte; Es vergiengen wenig Tage, daß ſie nicht in ihren Conventiculis geweſen ſeyn ſollte; Ja, Hanna war eine ſehr eyfrige, ſtrenge und grobe Quaͤckerin geworden. William war nun verliebter als ie- mals; und nachdem er ſie von der Welt bekehret hatte, gieng ſeine naͤchſte Intention dahin, ſie auch zu ihm ſelbſten zu bekehren. Galante Leute ver- ſtellet nichts; alſo ſtunde auch der Hannæ alle Kleidung wohl an, und keine Veraͤnderung kunnte die Macht ihrer Schoͤnheit verhindern. Sie kam dem William in dem Habit einer Schweſter weit ſchoͤner vor; und er vermeynte nunmehro keine Suͤnde zu thun, ihr dasjenige zu eroͤffnen, was er die Unheiligen und Gottloſen der Welt nicht durffte wiſſen laſſen. Er informirte ſie demnach in denen Geheimniſſen ſeines Hertzens, und von was fuͤr einem Geiſt er getrieben werde; und bemuͤhete ſich, ſie zu uͤberreden, daß denen Reinen alles rein und erlaubt ſey, und daß es der Welt nicht gebuͤhre, die Handlungen derer Gerechten zu richten: Die Befleckung waͤre nur innerlich, und allein die Un- reinigkeit des Gemuͤthes koͤnnte den Leib veruneh- ren: Was ihren Mann betreffe, waͤre er ein fleiſch- licher Menſch, nun ſey es aber keine Suͤnde, einen Egy-
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Madame Needham,
mit ſich in ihre Zuſammenkuͤnffte, wo ſie ihr Ge-
blerr ohne Lachen erdultete, und ſie, mit groſſer
Devotion und verſtelltem Eyfer, ſchwaͤrmen, laͤ-
ſtern und abgeſchmacktes Zeug vorbringen hoͤrte;
Es vergiengen wenig Tage, daß ſie nicht in ihren
Conventiculis geweſen ſeyn ſollte; Ja, Hanna
war eine ſehr eyfrige, ſtrenge und grobe Quaͤckerin
geworden. William war nun verliebter als ie-
mals; und nachdem er ſie von der Welt bekehret
hatte, gieng ſeine naͤchſte Intention dahin, ſie auch
zu ihm ſelbſten zu bekehren. Galante Leute ver-
ſtellet nichts; alſo ſtunde auch der Hannæ alle
Kleidung wohl an, und keine Veraͤnderung kunnte
die Macht ihrer Schoͤnheit verhindern. Sie kam
dem William in dem Habit einer Schweſter weit
ſchoͤner vor; und er vermeynte nunmehro keine
Suͤnde zu thun, ihr dasjenige zu eroͤffnen, was er
die Unheiligen und Gottloſen der Welt nicht durffte
wiſſen laſſen. Er informirte ſie demnach in
denen Geheimniſſen ſeines Hertzens, und von was
fuͤr einem Geiſt er getrieben werde; und bemuͤhete
ſich, ſie zu uͤberreden, daß denen Reinen alles rein
und erlaubt ſey, und daß es der Welt nicht gebuͤhre,
die Handlungen derer Gerechten zu richten: Die
Befleckung waͤre nur innerlich, und allein die Un-
reinigkeit des Gemuͤthes koͤnnte den Leib veruneh-
ren: Was ihren Mann betreffe, waͤre er ein fleiſch-
licher Menſch, nun ſey es aber keine Suͤnde, einen
Egy-
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