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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Robinson,
nahm, also hatte sie einen Uberfluß an Liebhabern,
worunter sich einige von denen Vornehmsten be-
fanden; Allein, weil sie zweiffelte, ob deren Liebe
auf einen honnetten Zweck gegründet sey, gab
sie ihnen niemals einiges Gehör; unter denenjeni-
gen aber, die ein ehrliches Absehen hatten, befande
sich keiner, der ihr recht gefiele. Jhr Gemüth war
so redlich und tugendhafft, daß sie sich öffters
wünschte, nur mittelmäßig in der Welt versorgt zu
werden, damit sie nur derer vielen Galanen, die ihr
stets auf dem Fusse nachgiengen, loß werden möch-
te; Endlich wurde sie diesem andern Liebsten, wel-
cher die Zeitung von des ersten Tod abgefasset, zur
Ehe gegeben. Er war der eintzige Sohn eines
Land-Herrn, der jährlich von seinem eigenen 80.
Pfund Einkommens hatte, und bezeigte sich über
seinem neuen Weibgen ungemein vergnüget. Nach-
dem nun mittlerweile die erdichtete Nachricht von
Mademoisellens Robinsons Tod dem jungen
Monsieur in Smyrna zu Ohren gekommen, wa-
ren die ersten Bewegungen seines Schmertzens sehr
hefftig; Jedoch, als diese gewaltsame Liebes-Hitze
nachliesse, und er überlegte, daß vom Tode keine
Errettung sey, wurde er nach und nach wieder ru-
hig im Gemüthe, bemühte sich, seine Sorgen, so gut
als er kunnte, zu vertreiben, und weil es ihm nicht am
Gelde fehlete, divertirte er sich mit allen Ergötz-
lichkeiten, welche dieses schöne und glückselige Land

ver-

Madame Robinſon,
nahm, alſo hatte ſie einen Uberfluß an Liebhabern,
worunter ſich einige von denen Vornehmſten be-
fanden; Allein, weil ſie zweiffelte, ob deren Liebe
auf einen honnetten Zweck gegruͤndet ſey, gab
ſie ihnen niemals einiges Gehoͤr; unter denenjeni-
gen aber, die ein ehrliches Abſehen hatten, befande
ſich keiner, der ihr recht gefiele. Jhr Gemuͤth war
ſo redlich und tugendhafft, daß ſie ſich oͤffters
wuͤnſchte, nur mittelmaͤßig in der Welt verſorgt zu
werden, damit ſie nur derer vielen Galanen, die ihr
ſtets auf dem Fuſſe nachgiengen, loß werden moͤch-
te; Endlich wurde ſie dieſem andern Liebſten, wel-
cher die Zeitung von des erſten Tod abgefaſſet, zur
Ehe gegeben. Er war der eintzige Sohn eines
Land-Herrn, der jaͤhrlich von ſeinem eigenen 80.
Pfund Einkommens hatte, und bezeigte ſich uͤber
ſeinem neuen Weibgen ungemein vergnuͤget. Nach-
dem nun mittlerweile die erdichtete Nachricht von
Mademoiſellens Robinſons Tod dem jungen
Monſieur in Smyrna zu Ohren gekommen, wa-
ren die erſten Bewegungen ſeines Schmertzens ſehr
hefftig; Jedoch, als dieſe gewaltſame Liebes-Hitze
nachlieſſe, und er uͤberlegte, daß vom Tode keine
Errettung ſey, wurde er nach und nach wieder ru-
hig im Gemuͤthe, bemuͤhte ſich, ſeine Sorgen, ſo gut
als er kunnte, zu vertreiben, und weil es ihm nicht am
Gelde fehlete, divertirte er ſich mit allen Ergoͤtz-
lichkeiten, welche dieſes ſchoͤne und gluͤckſelige Land

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[190/0210] Madame Robinſon, nahm, alſo hatte ſie einen Uberfluß an Liebhabern, worunter ſich einige von denen Vornehmſten be- fanden; Allein, weil ſie zweiffelte, ob deren Liebe auf einen honnetten Zweck gegruͤndet ſey, gab ſie ihnen niemals einiges Gehoͤr; unter denenjeni- gen aber, die ein ehrliches Abſehen hatten, befande ſich keiner, der ihr recht gefiele. Jhr Gemuͤth war ſo redlich und tugendhafft, daß ſie ſich oͤffters wuͤnſchte, nur mittelmaͤßig in der Welt verſorgt zu werden, damit ſie nur derer vielen Galanen, die ihr ſtets auf dem Fuſſe nachgiengen, loß werden moͤch- te; Endlich wurde ſie dieſem andern Liebſten, wel- cher die Zeitung von des erſten Tod abgefaſſet, zur Ehe gegeben. Er war der eintzige Sohn eines Land-Herrn, der jaͤhrlich von ſeinem eigenen 80. Pfund Einkommens hatte, und bezeigte ſich uͤber ſeinem neuen Weibgen ungemein vergnuͤget. Nach- dem nun mittlerweile die erdichtete Nachricht von Mademoiſellens Robinſons Tod dem jungen Monſieur in Smyrna zu Ohren gekommen, wa- ren die erſten Bewegungen ſeines Schmertzens ſehr hefftig; Jedoch, als dieſe gewaltſame Liebes-Hitze nachlieſſe, und er uͤberlegte, daß vom Tode keine Errettung ſey, wurde er nach und nach wieder ru- hig im Gemuͤthe, bemuͤhte ſich, ſeine Sorgen, ſo gut als er kunnte, zu vertreiben, und weil es ihm nicht am Gelde fehlete, divertirte er ſich mit allen Ergoͤtz- lichkeiten, welche dieſes ſchoͤne und gluͤckſelige Land ver-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/210>, abgerufen am 26.11.2024.