ihren Anverwandten zu sich; sie fiel ihm aber nicht lange beschwerlich: Denn der Ungehorsam ihrer entlauffenen Tochter, und die Brutalität ihres un- sinnigen Mannes gieng ihr dermassen zu Hertzen, daß sie alsobald von einem Fieber befallen, und, in weniger als 14. Tagen, darvon ins Grab geleget wurde. Jhr Ehmann, der, Krafft eines gemach- ten Testamentes, seine Tochter gäntzlich enterbete, überlebte sie nicht über zween Jahre: Er kam vor seinem Ende gantz von Sinnen, und als er kurtz hierauf Todes verfuhr, hinterließ er einem Stein- fremden Erben über 40000. Pfund.
Nun sahe der Capitain, daß seine Hoffnung, eine grosse Erbschafft zu erlangen, zu Wasser ge- worden: Dahero fienge es im Hause an, sehr un- ruhig zu werden. Denn obwohl sein Weibgen eine junge charmante Puppe war; Weil es ihr aber am Gelde fehlte, und er nicht nur gute Näch- te, sondern auch gute Tage zu haben wünschte, hö- rete er auf, ein guter Mann zu seyn, und verwan- delte das bißherige gelinde Lämmel-Futter in ein ungehobeltes Lümmel-Futter; Es irrete ihm eine Mücke an der Wand, und stunde im gantzen Hause kein Stecken gerade; Alle ihre inbrünstige Liebe und Submission war nicht vermögend, die über seine Leber continuirlich lauffende Lauß in ihrem Lauff aufzuhalten: Kurtz, er spielte ihr sehr ungeschlif- fen mit; und als sie mit einem Mägdgen nieder-
kam,
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und Oliver Cromwel.
ihren Anverwandten zu ſich; ſie fiel ihm aber nicht lange beſchwerlich: Denn der Ungehorſam ihrer entlauffenen Tochter, und die Brutalitaͤt ihres un- ſinnigen Mannes gieng ihr dermaſſen zu Hertzen, daß ſie alſobald von einem Fieber befallen, und, in weniger als 14. Tagen, darvon ins Grab geleget wurde. Jhr Ehmann, der, Krafft eines gemach- ten Teſtamentes, ſeine Tochter gaͤntzlich enterbete, uͤberlebte ſie nicht uͤber zween Jahre: Er kam vor ſeinem Ende gantz von Sinnen, und als er kurtz hierauf Todes verfuhr, hinterließ er einem Stein- fremden Erben uͤber 40000. Pfund.
Nun ſahe der Capitain, daß ſeine Hoffnung, eine groſſe Erbſchafft zu erlangen, zu Waſſer ge- worden: Dahero fienge es im Hauſe an, ſehr un- ruhig zu werden. Denn obwohl ſein Weibgen eine junge charmante Puppe war; Weil es ihr aber am Gelde fehlte, und er nicht nur gute Naͤch- te, ſondern auch gute Tage zu haben wuͤnſchte, hoͤ- rete er auf, ein guter Mann zu ſeyn, und verwan- delte das bißherige gelinde Laͤmmel-Futter in ein ungehobeltes Luͤmmel-Futter; Es irrete ihm eine Muͤcke an der Wand, und ſtunde im gantzen Hauſe kein Stecken gerade; Alle ihre inbruͤnſtige Liebe und Submiſſion war nicht vermoͤgend, die uͤber ſeine Leber continuirlich lauffende Lauß in ihrem Lauff aufzuhalten: Kurtz, er ſpielte ihr ſehr ungeſchlif- fen mit; und als ſie mit einem Maͤgdgen nieder-
kam,
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und Oliver Cromwel.
ihren Anverwandten zu ſich; ſie fiel ihm aber nicht
lange beſchwerlich: Denn der Ungehorſam ihrer
entlauffenen Tochter, und die Brutalitaͤt ihres un-
ſinnigen Mannes gieng ihr dermaſſen zu Hertzen,
daß ſie alſobald von einem Fieber befallen, und, in
weniger als 14. Tagen, darvon ins Grab geleget
wurde. Jhr Ehmann, der, Krafft eines gemach-
ten Teſtamentes, ſeine Tochter gaͤntzlich enterbete,
uͤberlebte ſie nicht uͤber zween Jahre: Er kam vor
ſeinem Ende gantz von Sinnen, und als er kurtz
hierauf Todes verfuhr, hinterließ er einem Stein-
fremden Erben uͤber 40000. Pfund.
Nun ſahe der Capitain, daß ſeine Hoffnung,
eine groſſe Erbſchafft zu erlangen, zu Waſſer ge-
worden: Dahero fienge es im Hauſe an, ſehr un-
ruhig zu werden. Denn obwohl ſein Weibgen
eine junge charmante Puppe war; Weil es ihr
aber am Gelde fehlte, und er nicht nur gute Naͤch-
te, ſondern auch gute Tage zu haben wuͤnſchte, hoͤ-
rete er auf, ein guter Mann zu ſeyn, und verwan-
delte das bißherige gelinde Laͤmmel-Futter in ein
ungehobeltes Luͤmmel-Futter; Es irrete ihm eine
Muͤcke an der Wand, und ſtunde im gantzen Hauſe
kein Stecken gerade; Alle ihre inbruͤnſtige Liebe und
Submiſſion war nicht vermoͤgend, die uͤber ſeine
Leber continuirlich lauffende Lauß in ihrem Lauff
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/203>, abgerufen am 24.11.2024.
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