Cupido schoß den Pfeil auch so empfind- lich tieff, Daß Adam ihr, sie ihm, schnell in die Ar- me lieff, Da sie für heisser Gluth, wie zartes Wachs, zerflossen, Und die Vergnüglichkeit der Liebes-Lust genossen. Sie blieb ihm iederzeit auch so beständig treu, Daß nie kein ander Weib, sie sey auch wer sie sey, Sie an honnetete und Tugend übertroffen, So auch ins künfftige von keiner mehr zu hoffen. Doch wenden andere hingegen dieses ein: Vielleicht must sie aus Noth ihm so er- geben seyn, Weil auf der gantzen Welt sonst keiner mehr zu finden, Der sie mit seinem Glantz und Schönheit kunnt entzünden. Muß ist ein übel Kraut, und dieß ein fal- scher Wahn, Daß eine Henne bleibt allein bey einem Hahn, Wenn sie noch neben ihm kan andern Wech- sel haben, Die Sehnsucht ihrer Brust nach Appetit zu laben. Drum irret man sich weit, wenn man es recht betracht,
Daß
Madame Mordaunt,
Cupido ſchoß den Pfeil auch ſo empfind- lich tieff, Daß Adam ihr, ſie ihm, ſchnell in die Ar- me lieff, Da ſie fuͤr heiſſer Gluth, wie zartes Wachs, zerfloſſen, Und die Vergnuͤglichkeit der Liebes-Luſt genoſſen. Sie blieb ihm iederzeit auch ſo beſtaͤndig treu, Daß nie kein ander Weib, ſie ſey auch wer ſie ſey, Sie an honneteté und Tugend uͤbertroffen, So auch ins kuͤnfftige von keiner mehr zu hoffen. Doch wenden andere hingegen dieſes ein: Vielleicht muſt ſie aus Noth ihm ſo er- geben ſeyn, Weil auf der gantzen Welt ſonſt keiner mehr zu finden, Der ſie mit ſeinem Glantz und Schoͤnheit kunnt entzünden. Muß iſt ein uͤbel Kraut, und dieß ein fal- ſcher Wahn, Daß eine Henne bleibt allein bey einem Hahn, Wenn ſie noch neben ihm kan andern Wech- ſel haben, Die Sehnſucht ihrer Bruſt nach Appetit zu laben. Drum irret man ſich weit, wenn man es recht betracht,
Daß
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Madame Mordaunt,
Cupido ſchoß den Pfeil auch ſo empfind-
lich tieff,
Daß Adam ihr, ſie ihm, ſchnell in die Ar-
me lieff,
Da ſie fuͤr heiſſer Gluth, wie zartes Wachs,
zerfloſſen,
Und die Vergnuͤglichkeit der Liebes-Luſt
genoſſen.
Sie blieb ihm iederzeit auch ſo beſtaͤndig
treu,
Daß nie kein ander Weib, ſie ſey auch wer
ſie ſey,
Sie an honneteté und Tugend uͤbertroffen,
So auch ins kuͤnfftige von keiner mehr zu
hoffen.
Doch wenden andere hingegen dieſes ein:
Vielleicht muſt ſie aus Noth ihm ſo er-
geben ſeyn,
Weil auf der gantzen Welt ſonſt keiner mehr
zu finden,
Der ſie mit ſeinem Glantz und Schoͤnheit
kunnt entzünden.
Muß iſt ein uͤbel Kraut, und dieß ein fal-
ſcher Wahn,
Daß eine Henne bleibt allein bey einem
Hahn,
Wenn ſie noch neben ihm kan andern Wech-
ſel haben,
Die Sehnſucht ihrer Bruſt nach Appetit zu
laben.
Drum irret man ſich weit, wenn man es
recht betracht,
Daß
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/194>, abgerufen am 23.11.2024.
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