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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Mabellah Turner,
andere den Köder kaum recht geworffen hatte; Er
war voller Freuden in seinen Gedancken, daß er ihn
so nahe um und bey sich haben sollte, und offe-
rir
te demnach alsbald, auf eine gar verbündliche
Weise, alle Bequemlichkeiten seines Hauses zu des
Grafen Diensten.

Diesemnach bezog der Graf von Warwick
sein neues Logis in des Monsieur Turners
Hause, dessen Weib, so bald sie die Augen auf den
Lord warffe, und seine höfliche Conduite be-
trachtete, alsbald aus seiner galanten Aufführung
schlosse, es werde nicht lange Anstand haben, so
würde sie was vor ihren Schnabel bekommen:
Welchemnach sie sich mit derjenigen Tugend be-
waffnete, durch deren Hindansetzung sie vormals
ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte sie sich also auf
ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen,
und der Graf nicht die geringste Liebe von sich spü-
ren liesse, auch Mabellah, ungeachtet sie zu un-
terschiedenen malen allein mit ihm gewesen, den-
noch nicht ein eintziges Merckmahl dessen, was sie
muthmassete, weder durch Worte, noch Blicke, an
ihm vermerckete, wuste sie nicht, was sie aus ihm
machen sollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge-
schicklichkeit, eine Historie zu erzehlen, fiel iedoch in
Gesellschafft nie mit einiger verdrüßlich, wenn es
nicht recht wohl a propos kam oder gleichsam
erfordert zu werden schiene, ob schon sein Kopff

über-

Madame Mabellah Turner,
andere den Koͤder kaum recht geworffen hatte; Er
war voller Freuden in ſeinen Gedancken, daß er ihn
ſo nahe um und bey ſich haben ſollte, und offe-
rir
te demnach alsbald, auf eine gar verbuͤndliche
Weiſe, alle Bequemlichkeiten ſeines Hauſes zu des
Grafen Dienſten.

Dieſemnach bezog der Graf von Warwick
ſein neues Logis in des Monſieur Turners
Hauſe, deſſen Weib, ſo bald ſie die Augen auf den
Lord warffe, und ſeine hoͤfliche Conduite be-
trachtete, alsbald aus ſeiner galanten Auffuͤhrung
ſchloſſe, es werde nicht lange Anſtand haben, ſo
wuͤrde ſie was vor ihren Schnabel bekommen:
Welchemnach ſie ſich mit derjenigen Tugend be-
waffnete, durch deren Hindanſetzung ſie vormals
ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte ſie ſich alſo auf
ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen,
und der Graf nicht die geringſte Liebe von ſich ſpuͤ-
ren lieſſe, auch Mabellah, ungeachtet ſie zu un-
terſchiedenen malen allein mit ihm geweſen, den-
noch nicht ein eintziges Merckmahl deſſen, was ſie
muthmaſſete, weder durch Worte, noch Blicke, an
ihm vermerckete, wuſte ſie nicht, was ſie aus ihm
machen ſollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge-
ſchicklichkeit, eine Hiſtorie zu erzehlen, fiel iedoch in
Geſellſchafft nie mit einiger verdruͤßlich, wenn es
nicht recht wohl a propos kam oder gleichſam
erfordert zu werden ſchiene, ob ſchon ſein Kopff

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[160/0180] Madame Mabellah Turner, andere den Koͤder kaum recht geworffen hatte; Er war voller Freuden in ſeinen Gedancken, daß er ihn ſo nahe um und bey ſich haben ſollte, und offe- rirte demnach alsbald, auf eine gar verbuͤndliche Weiſe, alle Bequemlichkeiten ſeines Hauſes zu des Grafen Dienſten. Dieſemnach bezog der Graf von Warwick ſein neues Logis in des Monſieur Turners Hauſe, deſſen Weib, ſo bald ſie die Augen auf den Lord warffe, und ſeine hoͤfliche Conduite be- trachtete, alsbald aus ſeiner galanten Auffuͤhrung ſchloſſe, es werde nicht lange Anſtand haben, ſo wuͤrde ſie was vor ihren Schnabel bekommen: Welchemnach ſie ſich mit derjenigen Tugend be- waffnete, durch deren Hindanſetzung ſie vormals ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte ſie ſich alſo auf ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen, und der Graf nicht die geringſte Liebe von ſich ſpuͤ- ren lieſſe, auch Mabellah, ungeachtet ſie zu un- terſchiedenen malen allein mit ihm geweſen, den- noch nicht ein eintziges Merckmahl deſſen, was ſie muthmaſſete, weder durch Worte, noch Blicke, an ihm vermerckete, wuſte ſie nicht, was ſie aus ihm machen ſollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge- ſchicklichkeit, eine Hiſtorie zu erzehlen, fiel iedoch in Geſellſchafft nie mit einiger verdruͤßlich, wenn es nicht recht wohl a propos kam oder gleichſam erfordert zu werden ſchiene, ob ſchon ſein Kopff uͤber-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/180>, abgerufen am 24.11.2024.