andere den Köder kaum recht geworffen hatte; Er war voller Freuden in seinen Gedancken, daß er ihn so nahe um und bey sich haben sollte, und offe- rirte demnach alsbald, auf eine gar verbündliche Weise, alle Bequemlichkeiten seines Hauses zu des Grafen Diensten.
Diesemnach bezog der Graf von Warwick sein neues Logis in des Monsieur Turners Hause, dessen Weib, so bald sie die Augen auf den Lord warffe, und seine höfliche Conduite be- trachtete, alsbald aus seiner galanten Aufführung schlosse, es werde nicht lange Anstand haben, so würde sie was vor ihren Schnabel bekommen: Welchemnach sie sich mit derjenigen Tugend be- waffnete, durch deren Hindansetzung sie vormals ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte sie sich also auf ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen, und der Graf nicht die geringste Liebe von sich spü- ren liesse, auch Mabellah, ungeachtet sie zu un- terschiedenen malen allein mit ihm gewesen, den- noch nicht ein eintziges Merckmahl dessen, was sie muthmassete, weder durch Worte, noch Blicke, an ihm vermerckete, wuste sie nicht, was sie aus ihm machen sollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge- schicklichkeit, eine Historie zu erzehlen, fiel iedoch in Gesellschafft nie mit einiger verdrüßlich, wenn es nicht recht wohl a propos kam oder gleichsam erfordert zu werden schiene, ob schon sein Kopff
über-
Madame Mabellah Turner,
andere den Koͤder kaum recht geworffen hatte; Er war voller Freuden in ſeinen Gedancken, daß er ihn ſo nahe um und bey ſich haben ſollte, und offe- rirte demnach alsbald, auf eine gar verbuͤndliche Weiſe, alle Bequemlichkeiten ſeines Hauſes zu des Grafen Dienſten.
Dieſemnach bezog der Graf von Warwick ſein neues Logis in des Monſieur Turners Hauſe, deſſen Weib, ſo bald ſie die Augen auf den Lord warffe, und ſeine hoͤfliche Conduite be- trachtete, alsbald aus ſeiner galanten Auffuͤhrung ſchloſſe, es werde nicht lange Anſtand haben, ſo wuͤrde ſie was vor ihren Schnabel bekommen: Welchemnach ſie ſich mit derjenigen Tugend be- waffnete, durch deren Hindanſetzung ſie vormals ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte ſie ſich alſo auf ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen, und der Graf nicht die geringſte Liebe von ſich ſpuͤ- ren lieſſe, auch Mabellah, ungeachtet ſie zu un- terſchiedenen malen allein mit ihm geweſen, den- noch nicht ein eintziges Merckmahl deſſen, was ſie muthmaſſete, weder durch Worte, noch Blicke, an ihm vermerckete, wuſte ſie nicht, was ſie aus ihm machen ſollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge- ſchicklichkeit, eine Hiſtorie zu erzehlen, fiel iedoch in Geſellſchafft nie mit einiger verdruͤßlich, wenn es nicht recht wohl a propos kam oder gleichſam erfordert zu werden ſchiene, ob ſchon ſein Kopff
uͤber-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0180"n="160"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Madame Mabellah Turner,</hi></hi></fw><lb/>
andere den Koͤder kaum recht geworffen hatte; Er<lb/>
war voller Freuden in ſeinen Gedancken, daß er ihn<lb/>ſo nahe um und bey ſich haben ſollte, und <hirendition="#aq">offe-<lb/>
rir</hi>te demnach alsbald, auf eine gar verbuͤndliche<lb/>
Weiſe, alle Bequemlichkeiten ſeines Hauſes zu des<lb/>
Grafen Dienſten.</p><lb/><p>Dieſemnach bezog der Graf von <hirendition="#aq">Warwick</hi><lb/>ſein neues <hirendition="#aq">Logis</hi> in des <hirendition="#aq">Monſieur Turners</hi><lb/>
Hauſe, deſſen Weib, ſo bald ſie die Augen auf den<lb/><hirendition="#aq">Lord</hi> warffe, und ſeine hoͤfliche <hirendition="#aq">Conduite</hi> be-<lb/>
trachtete, alsbald aus ſeiner <hirendition="#aq">galant</hi>en Auffuͤhrung<lb/>ſchloſſe, es werde nicht lange Anſtand haben, ſo<lb/>
wuͤrde ſie was vor ihren Schnabel bekommen:<lb/>
Welchemnach ſie ſich mit derjenigen Tugend be-<lb/>
waffnete, durch deren Hindanſetzung ſie vormals<lb/>
ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte ſie ſich alſo auf<lb/>
ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen,<lb/>
und der Graf nicht die geringſte Liebe von ſich ſpuͤ-<lb/>
ren lieſſe, auch <hirendition="#aq">Mabellah,</hi> ungeachtet ſie zu un-<lb/>
terſchiedenen malen allein mit ihm geweſen, den-<lb/>
noch nicht ein eintziges Merckmahl deſſen, was ſie<lb/>
muthmaſſete, weder durch Worte, noch Blicke, an<lb/>
ihm vermerckete, wuſte ſie nicht, was ſie aus ihm<lb/>
machen ſollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge-<lb/>ſchicklichkeit, eine Hiſtorie zu erzehlen, fiel iedoch in<lb/>
Geſellſchafft nie mit einiger verdruͤßlich, wenn es<lb/>
nicht recht wohl <hirendition="#aq">a propos</hi> kam oder gleichſam<lb/>
erfordert zu werden ſchiene, ob ſchon ſein Kopff<lb/><fwplace="bottom"type="catch">uͤber-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[160/0180]
Madame Mabellah Turner,
andere den Koͤder kaum recht geworffen hatte; Er
war voller Freuden in ſeinen Gedancken, daß er ihn
ſo nahe um und bey ſich haben ſollte, und offe-
rirte demnach alsbald, auf eine gar verbuͤndliche
Weiſe, alle Bequemlichkeiten ſeines Hauſes zu des
Grafen Dienſten.
Dieſemnach bezog der Graf von Warwick
ſein neues Logis in des Monſieur Turners
Hauſe, deſſen Weib, ſo bald ſie die Augen auf den
Lord warffe, und ſeine hoͤfliche Conduite be-
trachtete, alsbald aus ſeiner galanten Auffuͤhrung
ſchloſſe, es werde nicht lange Anſtand haben, ſo
wuͤrde ſie was vor ihren Schnabel bekommen:
Welchemnach ſie ſich mit derjenigen Tugend be-
waffnete, durch deren Hindanſetzung ſie vormals
ihr Ehe-Bette beflecket, und hielte ſie ſich alſo auf
ihrer Hut; Als aber 8. oder 10. Tage verlieffen,
und der Graf nicht die geringſte Liebe von ſich ſpuͤ-
ren lieſſe, auch Mabellah, ungeachtet ſie zu un-
terſchiedenen malen allein mit ihm geweſen, den-
noch nicht ein eintziges Merckmahl deſſen, was ſie
muthmaſſete, weder durch Worte, noch Blicke, an
ihm vermerckete, wuſte ſie nicht, was ſie aus ihm
machen ſollte. Er hatte eine unvergleichliche Ge-
ſchicklichkeit, eine Hiſtorie zu erzehlen, fiel iedoch in
Geſellſchafft nie mit einiger verdruͤßlich, wenn es
nicht recht wohl a propos kam oder gleichſam
erfordert zu werden ſchiene, ob ſchon ſein Kopff
uͤber-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/180>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.