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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Madame Mabellah Turner,
dern in Vergessenheit stellte, wurde er nach kurtzem,
durch seine Fahrläßigkeit, von ihr mit einer neuen
Plumage oder Hirsch-Geweyh ausstaffieret:
Denn, da der für Liebes-Brunst gantz unsinnige
Graf von Warwick von der Mabellah neuem
eingezogenen Leben und verblendenden Schönheit
gehöret, vermeynte er, wenn er sie nebst seinen übri-
gen Amouren attaquirte, eine noble Entre-
prise
zu begehen. Nachdem er nun diesen Schluß
gefasset, und sich für einen Weinhändler ausgab,
machte er sich mit ihrem Ehemann bekannt, nahm
sich eines lustigen und ihm gefälligen Humeurs
an, und bezauberte ihn durch seine angenehme
Conversation in kurtzer Zeit dergestalt, daß er
nicht einen Tag ohne ihm leben kunnte. Jn Com-
pagnie
stellte sich der Graf iederzeit als ein Fremd-
ling und Unerfahrner in der Liebe an, und als einer,
der das Frauenzimmer gar nicht aestimire, son-
dern eine Boutteille Wein der Gunst aller Schön-
heiten, in der gantzen Christenheit, weit vorzöge.
Monsieur Turner, der einen gar herrlichen
Tisch hielte, invitirte ihn öffters zur Mahlzeit;
aber der Graf schlug es ihm durch ein oder die an-
dere Entschuldigung allemal ab. Sie hatten ein-
ander über einen Monath gekannt, als der Lord,
da er mit Monsieur Turner und andern aufm
Wein-Keller war, sich in der Compagnie ver-
nehmen liesse, welcher gestalt er Grays-Inn gantz

satt

Madame Mabellah Turner,
dern in Vergeſſenheit ſtellte, wurde er nach kurtzem,
durch ſeine Fahrlaͤßigkeit, von ihr mit einer neuen
Plumage oder Hirſch-Geweyh ausſtaffieret:
Denn, da der fuͤr Liebes-Brunſt gantz unſinnige
Graf von Warwick von der Mabellah neuem
eingezogenen Leben und verblendenden Schoͤnheit
gehoͤret, vermeynte er, wenn er ſie nebſt ſeinen uͤbri-
gen Amouren attaquirte, eine noble Entre-
priſe
zu begehen. Nachdem er nun dieſen Schluß
gefaſſet, und ſich fuͤr einen Weinhaͤndler ausgab,
machte er ſich mit ihrem Ehemann bekannt, nahm
ſich eines luſtigen und ihm gefaͤlligen Humeurs
an, und bezauberte ihn durch ſeine angenehme
Converſation in kurtzer Zeit dergeſtalt, daß er
nicht einen Tag ohne ihm leben kunnte. Jn Com-
pagnie
ſtellte ſich der Graf iederzeit als ein Fremd-
ling und Unerfahrner in der Liebe an, und als einer,
der das Frauenzimmer gar nicht æſtimire, ſon-
dern eine Boutteille Wein der Gunſt aller Schoͤn-
heiten, in der gantzen Chriſtenheit, weit vorzoͤge.
Monſieur Turner, der einen gar herrlichen
Tiſch hielte, invitirte ihn oͤffters zur Mahlzeit;
aber der Graf ſchlug es ihm durch ein oder die an-
dere Entſchuldigung allemal ab. Sie hatten ein-
ander uͤber einen Monath gekannt, als der Lord,
da er mit Monſieur Turner und andern aufm
Wein-Keller war, ſich in der Compagnie ver-
nehmen lieſſe, welcher geſtalt er Grays-Inn gantz

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[158/0178] Madame Mabellah Turner, dern in Vergeſſenheit ſtellte, wurde er nach kurtzem, durch ſeine Fahrlaͤßigkeit, von ihr mit einer neuen Plumage oder Hirſch-Geweyh ausſtaffieret: Denn, da der fuͤr Liebes-Brunſt gantz unſinnige Graf von Warwick von der Mabellah neuem eingezogenen Leben und verblendenden Schoͤnheit gehoͤret, vermeynte er, wenn er ſie nebſt ſeinen uͤbri- gen Amouren attaquirte, eine noble Entre- priſe zu begehen. Nachdem er nun dieſen Schluß gefaſſet, und ſich fuͤr einen Weinhaͤndler ausgab, machte er ſich mit ihrem Ehemann bekannt, nahm ſich eines luſtigen und ihm gefaͤlligen Humeurs an, und bezauberte ihn durch ſeine angenehme Converſation in kurtzer Zeit dergeſtalt, daß er nicht einen Tag ohne ihm leben kunnte. Jn Com- pagnie ſtellte ſich der Graf iederzeit als ein Fremd- ling und Unerfahrner in der Liebe an, und als einer, der das Frauenzimmer gar nicht æſtimire, ſon- dern eine Boutteille Wein der Gunſt aller Schoͤn- heiten, in der gantzen Chriſtenheit, weit vorzoͤge. Monſieur Turner, der einen gar herrlichen Tiſch hielte, invitirte ihn oͤffters zur Mahlzeit; aber der Graf ſchlug es ihm durch ein oder die an- dere Entſchuldigung allemal ab. Sie hatten ein- ander uͤber einen Monath gekannt, als der Lord, da er mit Monſieur Turner und andern aufm Wein-Keller war, ſich in der Compagnie ver- nehmen lieſſe, welcher geſtalt er Grays-Inn gantz ſatt

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/178>, abgerufen am 27.11.2024.