Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Vorrede. Könige in ihren leichtfertigen Intri-guen glücklich gewesen/ und grosses Vermögen für sich und ihre Erben überkommen/ auch unverrückt besessen haben; So hat es doch im Gegentheil mit der schönen Rosamond, Johan- na Shore und denen meisten Concu- binen vieler gekrönter Häupter eben einen so unglückseligen Ausgang ge- wonnen. Es ist wahr/ das schöne Geschlecht wird vielmals vom Glan- tze der Ehre und des Purpurs gantz verblendet/ da zumal viele verstellte Liebhaber ihren Maitressen mit an- genehmen und lieblichen Worten zu schmeicheln/ und sie mit der schein- baren Heiligkeit ihrer Personen gleichsam zu canonisiren pflegen; biß diese betrogene Heiliginnen sich zuletzt durch moralische Compli- menten/ als die allerliederlichste Weibs-Personen/ degradiret und verachtet sehen müssen. Es möch- ten a 4
Vorrede. Koͤnige in ihren leichtfertigen Intri-guen gluͤcklich geweſen/ und groſſes Vermoͤgen fuͤr ſich und ihre Erben uͤberkom̃en/ auch unverruͤckt beſeſſen haben; So hat es doch im Gegentheil mit der ſchoͤnen Roſamond, Johan- na Shore und denen meiſten Concu- binen vieler gekroͤnter Haͤupter eben einen ſo ungluͤckſeligen Ausgang ge- wonnen. Es iſt wahr/ das ſchoͤne Geſchlecht wird vielmals vom Glan- tze der Ehre und des Purpurs gantz verblendet/ da zumal viele verſtellte Liebhaber ihren Maitreſſen mit an- genehmen und lieblichen Worten zu ſchmeicheln/ und ſie mit der ſchein- baren Heiligkeit ihrer Perſonen gleichſam zu canoniſiren pflegen; biß dieſe betrogene Heiliginnen ſich zuletzt durch moraliſche Compli- menten/ als die allerliederlichſte Weibs-Perſonen/ degradiret und verachtet ſehen muͤſſen. Es moͤch- ten a 4
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Vorrede.
Koͤnige in ihren leichtfertigen Intri-
guen gluͤcklich geweſen/ und groſſes
Vermoͤgen fuͤr ſich und ihre Erben
uͤberkom̃en/ auch unverruͤckt beſeſſen
haben; So hat es doch im Gegentheil
mit der ſchoͤnen Roſamond, Johan-
na Shore und denen meiſten Concu-
binen vieler gekroͤnter Haͤupter eben
einen ſo ungluͤckſeligen Ausgang ge-
wonnen. Es iſt wahr/ das ſchoͤne
Geſchlecht wird vielmals vom Glan-
tze der Ehre und des Purpurs gantz
verblendet/ da zumal viele verſtellte
Liebhaber ihren Maitreſſen mit an-
genehmen und lieblichen Worten zu
ſchmeicheln/ und ſie mit der ſchein-
baren Heiligkeit ihrer Perſonen
gleichſam zu canoniſiren pflegen;
biß dieſe betrogene Heiliginnen ſich
zuletzt durch moraliſche Compli-
menten/ als die allerliederlichſte
Weibs-Perſonen/ degradiret und
verachtet ſehen muͤſſen. Es moͤch-
ten
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