zärtlich liebte, seines Monden-Sinnes zu einer Zeit gewahr, da er am wenigsten an ihre Eyfersucht ge- dachte. Sie liesse Mademoiselle Corbet, ihr Kammer-Fräulein, mit dem Grafen öffters in ihr Appartement kommen, damit sie die Bestür- tzung des einen, und Verwirrung des andern beobachten möchte, bediente sich auch dann und wann der gefährlichen Probe, sie alleine zu lassen, um zu hören, was sie sagten, und einen Augen-Zeu- gen ihrer Bestürtzung abzugeben. Nachdem sie sich aber entschlosse, endlich einmal recht gewiß hin- ter ihre Schliche zu kommen, bediente sie sich fol- gender Methode, ihr Gemüth wegen der Unbe- ständigkeit ihres Galans zu befriedigen.
Als der alte Baron eines Tages mit unter- schiedlichen Cavaliers und Dames in seinem Hause schmausete, stellte sich die Baronesse kranck, und nachdem sie sich zu Bette begeben hatte, befahl sie ihrem andern Frauenzimmer, sie alleine zu lassen, und zu sagen, sie wäre nach Hof gefahren. Ma- demoiselle Corbet und der Graf, die von der Baronesse ihrer Verstellung nichts wusten, sondern meyneten, sie wäre weit davon, wollten eine so schö- ne Gelegenheit, einander auf etliche Minuten ge- niessen zu können, nicht vorbey lassen. Die Wür- ckungen von dieser geheimen Conference waren auch so kräfftig, daß Mademoiselle Corbet die Früchte der Keuschheit, neun Monate darauf, durch
ein
Madame Corbet,
zaͤrtlich liebte, ſeines Monden-Sinnes zu einer Zeit gewahr, da er am wenigſten an ihre Eyferſucht ge- dachte. Sie lieſſe Mademoiſelle Corbet, ihr Kammer-Fraͤulein, mit dem Grafen oͤffters in ihr Appartement kommen, damit ſie die Beſtuͤr- tzung des einen, und Verwirrung des andern beobachten moͤchte, bediente ſich auch dann und wann der gefaͤhrlichen Probe, ſie alleine zu laſſen, um zu hoͤren, was ſie ſagten, und einen Augen-Zeu- gen ihrer Beſtuͤrtzung abzugeben. Nachdem ſie ſich aber entſchloſſe, endlich einmal recht gewiß hin- ter ihre Schliche zu kommen, bediente ſie ſich fol- gender Methode, ihr Gemuͤth wegen der Unbe- ſtaͤndigkeit ihres Galans zu befriedigen.
Als der alte Baron eines Tages mit unter- ſchiedlichen Cavaliers und Dames in ſeinem Hauſe ſchmauſete, ſtellte ſich die Baroneſſe kranck, und nachdem ſie ſich zu Bette begeben hatte, befahl ſie ihrem andern Frauenzimmer, ſie alleine zu laſſen, und zu ſagen, ſie waͤre nach Hof gefahren. Ma- demoiſelle Corbet und der Graf, die von der Baroneſſe ihrer Verſtellung nichts wuſtẽ, ſondern meyneten, ſie waͤre weit davon, wollten eine ſo ſchoͤ- ne Gelegenheit, einander auf etliche Minuten ge- nieſſen zu koͤnnen, nicht vorbey laſſen. Die Wuͤr- ckungen von dieſer geheimen Conference waren auch ſo kraͤfftig, daß Mademoiſelle Corbet die Fruͤchte der Keuſchheit, neun Monate darauf, durch
ein
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0104"n="84"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Madame Corbet,</hi></hi></fw><lb/>
zaͤrtlich liebte, ſeines Monden-Sinnes zu einer Zeit<lb/>
gewahr, da er am wenigſten an ihre Eyferſucht ge-<lb/>
dachte. Sie lieſſe <hirendition="#aq">Mademoiſelle Corbet,</hi> ihr<lb/>
Kammer-Fraͤulein, mit dem Grafen oͤffters in ihr<lb/><hirendition="#aq">Appartement</hi> kommen, damit ſie die Beſtuͤr-<lb/>
tzung des einen, und Verwirrung des andern<lb/>
beobachten moͤchte, bediente ſich auch dann und<lb/>
wann der gefaͤhrlichen Probe, ſie alleine zu laſſen,<lb/>
um zu hoͤren, was ſie ſagten, und einen Augen-Zeu-<lb/>
gen ihrer Beſtuͤrtzung abzugeben. Nachdem ſie<lb/>ſich aber entſchloſſe, endlich einmal recht gewiß hin-<lb/>
ter ihre Schliche zu kommen, bediente ſie ſich fol-<lb/>
gender <hirendition="#aq">Methode,</hi> ihr Gemuͤth wegen der Unbe-<lb/>ſtaͤndigkeit ihres <hirendition="#aq">Galans</hi> zu befriedigen.</p><lb/><p>Als der alte Baron eines Tages mit unter-<lb/>ſchiedlichen <hirendition="#aq">Cavaliers</hi> und <hirendition="#aq">Dames</hi> in ſeinem<lb/>
Hauſe ſchmauſete, ſtellte ſich die <hirendition="#aq">Baroneſſe</hi> kranck,<lb/>
und nachdem ſie ſich zu Bette begeben hatte, befahl<lb/>ſie ihrem andern Frauenzimmer, ſie alleine zu laſſen,<lb/>
und zu ſagen, ſie waͤre nach Hof gefahren. <hirendition="#aq">Ma-<lb/>
demoiſelle Corbet</hi> und der Graf, die von der<lb/><hirendition="#aq">Baroneſſe</hi> ihrer Verſtellung nichts wuſtẽ, ſondern<lb/>
meyneten, ſie waͤre weit davon, wollten eine ſo ſchoͤ-<lb/>
ne Gelegenheit, einander auf etliche Minuten ge-<lb/>
nieſſen zu koͤnnen, nicht vorbey laſſen. Die Wuͤr-<lb/>
ckungen von dieſer geheimen <hirendition="#aq">Conference</hi> waren<lb/>
auch ſo kraͤfftig, daß <hirendition="#aq">Mademoiſelle Corbet</hi> die<lb/>
Fruͤchte der Keuſchheit, neun Monate darauf, durch<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ein</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[84/0104]
Madame Corbet,
zaͤrtlich liebte, ſeines Monden-Sinnes zu einer Zeit
gewahr, da er am wenigſten an ihre Eyferſucht ge-
dachte. Sie lieſſe Mademoiſelle Corbet, ihr
Kammer-Fraͤulein, mit dem Grafen oͤffters in ihr
Appartement kommen, damit ſie die Beſtuͤr-
tzung des einen, und Verwirrung des andern
beobachten moͤchte, bediente ſich auch dann und
wann der gefaͤhrlichen Probe, ſie alleine zu laſſen,
um zu hoͤren, was ſie ſagten, und einen Augen-Zeu-
gen ihrer Beſtuͤrtzung abzugeben. Nachdem ſie
ſich aber entſchloſſe, endlich einmal recht gewiß hin-
ter ihre Schliche zu kommen, bediente ſie ſich fol-
gender Methode, ihr Gemuͤth wegen der Unbe-
ſtaͤndigkeit ihres Galans zu befriedigen.
Als der alte Baron eines Tages mit unter-
ſchiedlichen Cavaliers und Dames in ſeinem
Hauſe ſchmauſete, ſtellte ſich die Baroneſſe kranck,
und nachdem ſie ſich zu Bette begeben hatte, befahl
ſie ihrem andern Frauenzimmer, ſie alleine zu laſſen,
und zu ſagen, ſie waͤre nach Hof gefahren. Ma-
demoiſelle Corbet und der Graf, die von der
Baroneſſe ihrer Verſtellung nichts wuſtẽ, ſondern
meyneten, ſie waͤre weit davon, wollten eine ſo ſchoͤ-
ne Gelegenheit, einander auf etliche Minuten ge-
nieſſen zu koͤnnen, nicht vorbey laſſen. Die Wuͤr-
ckungen von dieſer geheimen Conference waren
auch ſo kraͤfftig, daß Mademoiſelle Corbet die
Fruͤchte der Keuſchheit, neun Monate darauf, durch
ein
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/104>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.