[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.Die gewissenhafte Schä- ferinn. Es ist ein einzig Ding, dem an Gewalt nichts gleichet, Dem alle Welt gehorcht, die Weißheit selber weichet, Durch dieses Ding kömmt oft der klügsten Schä- ferinn, Zu ihres Schäfers Wunsch der Beifall in den Sinn. Jedoch wer wollte sich wol seiner Schwachheit freuen? Ein kluges Mädchen wird, was es versehn, bereuen. An Heloissen lobt noch selber Abelard, Daß sie aus Buss und Reu die frömmste Nonne ward. Allein,
Die gewiſſenhafte Schaͤ- ferinn. Es iſt ein einzig Ding, dem an Gewalt nichts gleichet, Dem alle Welt gehorcht, die Weißheit ſelber weichet, Durch dieſes Ding koͤmmt oft der kluͤgſten Schaͤ- ferinn, Zu ihres Schaͤfers Wunſch der Beifall in den Sinn. Jedoch wer wollte ſich wol ſeiner Schwachheit freuen? Ein kluges Maͤdchen wird, was es verſehn, bereuen. An Heloiſſen lobt noch ſelber Abelard, Daß ſie aus Buſſ und Reu die froͤmmſte Nonne ward. Allein,
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Die gewiſſenhafte Schaͤ-
ferinn.
Es iſt ein einzig Ding, dem an Gewalt nichts
gleichet,
Dem alle Welt gehorcht, die Weißheit ſelber
weichet,
Durch dieſes Ding koͤmmt oft der kluͤgſten Schaͤ-
ferinn,
Zu ihres Schaͤfers Wunſch der Beifall in den
Sinn.
Jedoch wer wollte ſich wol ſeiner Schwachheit
freuen?
Ein kluges Maͤdchen wird, was es verſehn, bereuen.
An Heloiſſen lobt noch ſelber Abelard,
Daß ſie aus Buſſ und Reu die froͤmmſte Nonne
ward.
Allein,
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Zitationshilfe: | [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. [54]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/58>, abgerufen am 16.02.2025. |