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[Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742.

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Jhr sollet den Amint bei seiner Schäferinn,
Jn der gewünschten Stunde sehen.
Was euer Blick hierbei zu fürchten hat,
Wird im Gebüsche nur geschehen.
Doch sollte hier und da ein Blatt
Vom Zefir weggewehet werden,
So messet mir die Schuld nicht bei;
Seht weg, seht hinn, es steht euch alles frei.
Jch kan den Winden nicht gebieten,
Doch für dem Zefir hat man sich nicht stark zu hüten.

Einst trieb die Schäferinn die Herde weiter fort,
Sie fand und nicht umsonst, den angenemsten Ort,
Wo Blum und Graß die schönsten Farben mischten.
Das Wasser, das sich hier von steilen Felsen goß,
Die es durch ihren Grund erfrischten,
Wo es inn eine Bach, mit schnellen Rauschen, floß;
Das Volk verbulter Nachtigallen
Wo bald der Sprosser schmetternd rief,
Und bald, mit Steigen und mit Fallen,
Durch die verliebten Töne lief;
Die Luft die mit den Blättern spielte,
Auf die erhitzte Fläche stieß
Und in den frischen Blumen wülte,
Wovon

Jhr ſollet den Amint bei ſeiner Schaͤferinn,
Jn der gewuͤnſchten Stunde ſehen.
Was euer Blick hierbei zu fuͤrchten hat,
Wird im Gebuͤſche nur geſchehen.
Doch ſollte hier und da ein Blatt
Vom Zefir weggewehet werden,
So meſſet mir die Schuld nicht bei;
Seht weg, ſeht hinn, es ſteht euch alles frei.
Jch kan den Winden nicht gebieten,
Doch fuͤr dem Zefir hat man ſich nicht ſtark zu huͤten.

Einſt trieb die Schaͤferinn die Herde weiter fort,
Sie fand und nicht umſonſt, den angenemſten Ort,
Wo Blum und Graß die ſchoͤnſten Farben miſchten.
Das Waſſer, das ſich hier von ſteilen Felſen goß,
Die es durch ihren Grund erfriſchten,
Wo es inn eine Bach, mit ſchnellen Rauſchen, floß;
Das Volk verbulter Nachtigallen
Wo bald der Sproſſer ſchmetternd rief,
Und bald, mit Steigen und mit Fallen,
Durch die verliebten Toͤne lief;
Die Luft die mit den Blaͤttern ſpielte,
Auf die erhitzte Flaͤche ſtieß
Und in den friſchen Blumen wuͤlte,
Wovon
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[46/0050] Jhr ſollet den Amint bei ſeiner Schaͤferinn, Jn der gewuͤnſchten Stunde ſehen. Was euer Blick hierbei zu fuͤrchten hat, Wird im Gebuͤſche nur geſchehen. Doch ſollte hier und da ein Blatt Vom Zefir weggewehet werden, So meſſet mir die Schuld nicht bei; Seht weg, ſeht hinn, es ſteht euch alles frei. Jch kan den Winden nicht gebieten, Doch fuͤr dem Zefir hat man ſich nicht ſtark zu huͤten. Einſt trieb die Schaͤferinn die Herde weiter fort, Sie fand und nicht umſonſt, den angenemſten Ort, Wo Blum und Graß die ſchoͤnſten Farben miſchten. Das Waſſer, das ſich hier von ſteilen Felſen goß, Die es durch ihren Grund erfriſchten, Wo es inn eine Bach, mit ſchnellen Rauſchen, floß; Das Volk verbulter Nachtigallen Wo bald der Sproſſer ſchmetternd rief, Und bald, mit Steigen und mit Fallen, Durch die verliebten Toͤne lief; Die Luft die mit den Blaͤttern ſpielte, Auf die erhitzte Flaͤche ſtieß Und in den friſchen Blumen wuͤlte, Wovon

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Zitationshilfe: [Rost, Johann Christoph]: Schäfererzälungen. [Berlin], 1742, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_schaefererzaelungen_1742/50>, abgerufen am 29.03.2024.