mit weniger als dem Drittel von dem was darauf stehen könnte. Außer- dem finden sich auf dem Reviere Waldwiesen, Säuren (versumpfte Stellen), Teiche, Felsenpartien, Verkehrswege, Steinbrüche, Sand- oder Lehmgruben, selbst fremde Grundstücke oder ganze Dörfer etc. Das Revier liegt in keiner Ebene, sondern auf den Einhängen eines Thales oder auf einem Bergrücken. Dies Alles sammt der Umgrenzung kommt bei der Ein- richtung des Revieres zur regelrechten Bewirthschaftung in Betracht und muß auf der aufzunehmenden Karte zu sehen sein.
Auf dieser muß außerdem aber noch als ein Hauptmoment eine sofort vorzunehmende Gliederung des Reviers in kleinere Abtheilungen angegeben sein, denn dasselbe kann nicht als ein einiges großes Ganzes bewirth- schaftet -- davon abgeschlagen und wieder neu kultivirt -- werden. Dies würde zu große Schläge und zu große Kulturflächen geben, was das Ge- deihen des Reviers wesentlich beeinträchtigen und mancherlei andere Uebel- stände mit sich führen würde. Wie wir selbst einen nicht großen Garten durch breite Wege in Quartiere und durch schmale Wege diese wieder in Beete eintheilen, so theilt man bei der Forsteinrichtung einen Wald durch breite, sogenannte Wirthschaftsstreifen in Revier- oder Wirth- schaftsbezirke und diese wieder durch schmale Schneißen in Ab- theilungen, von welchen auf der Karte die ersteren durch große Buch- staben, die letzteren durch Ziffern bezeichnet werden. Auf unseren Karten sehen wir diese Eintheilung des Revieres am deutlichsten auf dem Hauungs- plane, wo die Wirthschaftsstreifen grün und die Schneißen weiß mit schwarzen Punkten dargestellt sind.
Da der Fall selten vorkommt, daß auf bisherigem Feld- oder auch vorher noch gar nie angebaut gewesenem Boden ein Wald erst ganz neu angelegt wird, so wird diese Waldeintheilung natürlich in dem bereits bestehenden Walde vorgenommen, während der Gärtner umgekehrt erst die Eintheilung macht und dann seinen Gartenbau nach den Abtheilungen beginnt. Dies Verhältniß erschwert dem Waldvermesser sein Amt natürlich bedeutend, denn er muß regelmäßige oder wenigstens vorausbedachte von geraden und zwar meist gleichlaufenden Linien eingeschlossene Figuren in den Wald hauen, in welchem er vor Bäumen meist nicht hundert Schritt vor sich sehen kann. Die Schwierigkeit dieser Aufgabe wird noch ver- mehrt, wenn die zu hauende Schneiße ein vielleicht sehr abhängiges und
mit weniger als dem Drittel von dem was darauf ſtehen könnte. Außer- dem finden ſich auf dem Reviere Waldwieſen, Säuren (verſumpfte Stellen), Teiche, Felſenpartien, Verkehrswege, Steinbrüche, Sand- oder Lehmgruben, ſelbſt fremde Grundſtücke oder ganze Dörfer etc. Das Revier liegt in keiner Ebene, ſondern auf den Einhängen eines Thales oder auf einem Bergrücken. Dies Alles ſammt der Umgrenzung kommt bei der Ein- richtung des Revieres zur regelrechten Bewirthſchaftung in Betracht und muß auf der aufzunehmenden Karte zu ſehen ſein.
Auf dieſer muß außerdem aber noch als ein Hauptmoment eine ſofort vorzunehmende Gliederung des Reviers in kleinere Abtheilungen angegeben ſein, denn daſſelbe kann nicht als ein einiges großes Ganzes bewirth- ſchaftet — davon abgeſchlagen und wieder neu kultivirt — werden. Dies würde zu große Schläge und zu große Kulturflächen geben, was das Ge- deihen des Reviers weſentlich beeinträchtigen und mancherlei andere Uebel- ſtände mit ſich führen würde. Wie wir ſelbſt einen nicht großen Garten durch breite Wege in Quartiere und durch ſchmale Wege dieſe wieder in Beete eintheilen, ſo theilt man bei der Forſteinrichtung einen Wald durch breite, ſogenannte Wirthſchaftsſtreifen in Revier- oder Wirth- ſchaftsbezirke und dieſe wieder durch ſchmale Schneißen in Ab- theilungen, von welchen auf der Karte die erſteren durch große Buch- ſtaben, die letzteren durch Ziffern bezeichnet werden. Auf unſeren Karten ſehen wir dieſe Eintheilung des Revieres am deutlichſten auf dem Hauungs- plane, wo die Wirthſchaftsſtreifen grün und die Schneißen weiß mit ſchwarzen Punkten dargeſtellt ſind.
Da der Fall ſelten vorkommt, daß auf bisherigem Feld- oder auch vorher noch gar nie angebaut geweſenem Boden ein Wald erſt ganz neu angelegt wird, ſo wird dieſe Waldeintheilung natürlich in dem bereits beſtehenden Walde vorgenommen, während der Gärtner umgekehrt erſt die Eintheilung macht und dann ſeinen Gartenbau nach den Abtheilungen beginnt. Dies Verhältniß erſchwert dem Waldvermeſſer ſein Amt natürlich bedeutend, denn er muß regelmäßige oder wenigſtens vorausbedachte von geraden und zwar meiſt gleichlaufenden Linien eingeſchloſſene Figuren in den Wald hauen, in welchem er vor Bäumen meiſt nicht hundert Schritt vor ſich ſehen kann. Die Schwierigkeit dieſer Aufgabe wird noch ver- mehrt, wenn die zu hauende Schneiße ein vielleicht ſehr abhängiges und
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mit weniger als dem Drittel von dem was darauf ſtehen könnte. Außer-
dem finden ſich auf dem Reviere Waldwieſen, Säuren (verſumpfte Stellen),
Teiche, Felſenpartien, Verkehrswege, Steinbrüche, Sand- oder Lehmgruben,
ſelbſt fremde Grundſtücke oder ganze Dörfer etc. Das Revier liegt in
keiner Ebene, ſondern auf den Einhängen eines Thales oder auf einem
Bergrücken. Dies Alles ſammt der Umgrenzung kommt bei der Ein-
richtung des Revieres zur regelrechten Bewirthſchaftung in Betracht und
muß auf der aufzunehmenden Karte zu ſehen ſein.
Auf dieſer muß außerdem aber noch als ein Hauptmoment eine ſofort
vorzunehmende Gliederung des Reviers in kleinere Abtheilungen angegeben
ſein, denn daſſelbe kann nicht als ein einiges großes Ganzes bewirth-
ſchaftet — davon abgeſchlagen und wieder neu kultivirt — werden. Dies
würde zu große Schläge und zu große Kulturflächen geben, was das Ge-
deihen des Reviers weſentlich beeinträchtigen und mancherlei andere Uebel-
ſtände mit ſich führen würde. Wie wir ſelbſt einen nicht großen Garten
durch breite Wege in Quartiere und durch ſchmale Wege dieſe wieder in
Beete eintheilen, ſo theilt man bei der Forſteinrichtung einen Wald durch
breite, ſogenannte Wirthſchaftsſtreifen in Revier- oder Wirth-
ſchaftsbezirke und dieſe wieder durch ſchmale Schneißen in Ab-
theilungen, von welchen auf der Karte die erſteren durch große Buch-
ſtaben, die letzteren durch Ziffern bezeichnet werden. Auf unſeren Karten
ſehen wir dieſe Eintheilung des Revieres am deutlichſten auf dem Hauungs-
plane, wo die Wirthſchaftsſtreifen grün und die Schneißen weiß mit
ſchwarzen Punkten dargeſtellt ſind.
Da der Fall ſelten vorkommt, daß auf bisherigem Feld- oder auch
vorher noch gar nie angebaut geweſenem Boden ein Wald erſt ganz neu
angelegt wird, ſo wird dieſe Waldeintheilung natürlich in dem bereits
beſtehenden Walde vorgenommen, während der Gärtner umgekehrt erſt die
Eintheilung macht und dann ſeinen Gartenbau nach den Abtheilungen
beginnt. Dies Verhältniß erſchwert dem Waldvermeſſer ſein Amt natürlich
bedeutend, denn er muß regelmäßige oder wenigſtens vorausbedachte von
geraden und zwar meiſt gleichlaufenden Linien eingeſchloſſene Figuren in
den Wald hauen, in welchem er vor Bäumen meiſt nicht hundert Schritt
vor ſich ſehen kann. Die Schwierigkeit dieſer Aufgabe wird noch ver-
mehrt, wenn die zu hauende Schneiße ein vielleicht ſehr abhängiges und
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/641>, abgerufen am 22.12.2024.
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