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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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was ihnen an Höhe abgeht, um ihnen einen waldmäßigen Ausdruck
zu verleihen.

Der Mittelwald trägt seinen Namen wegen der Zusammensetzung
aus Bäumen und Sträuchern, wobei erstere sehr weitläufig stehen müssen,
um letzteren das gesunde Wachsthum möglich zu machen. Deshalb dürfen
die Bäume nicht solchen Arten angehören, welche eine zu dichte und
umfangreiche also stark beschattende Krone haben. Der Forstmann nennt
die Bäume des Mittelwaldes Oberholz, Oberbäume oder kurzweg
Bäume. Die zulässigsten sind Eichen, Buchen, Eschen, Rüstern, Ahorne.
Bei ihnen so wie auch bei der stärker schattenden Linde und dem Horn-
baume ist der Grad ihrer Beschattung maßgebend, wie dicht oder wie
weitläufig sie stehen dürfen. Die Büsche, das Unterholz, müssen in
einem guten Mittelwalde solche sein, welche ein starkes Ausschlagsvermögen
haben: Eiche, Esche, Rüster, Ahorn, Hornbaum, nordische Erle, Birke.

Ohne dadurch jetzt schon einer kurzen Besprechung der Arbeiten und Maß-
regeln des Forstmannes vorzugreifen, sei doch hier bemerkt, daß bei der Ein-
richtung eines Niederwaldes, was zugleich auch von dem Mittelwalde fast in
gleichem Maaße gilt, der Boden, das Klima, die Holzart, die in der Gegend
sich geltend machenden Bedürfnisse und was damit zusammenhängt die Speku-
lation, die Servitute und die Größe des Waldes in Erwägung zu ziehen sind.

Weil er sich mehr oder weniger landwirthschaftlich geltend macht sei
hier noch der Plänterwald als eine Waldform erwähnt, welche eben
so sehr durch forstmännisches Gebahren wie durch Naturereignisse hervor-
gerufen werden kann.

Ein Plänterwald fällt auch dem Unkundigen, sobald er sich einmal
daran gewöhnt hat, in den regelrecht bewirthschafteten Beständen eine
gewisse Gleichmäßigkeit zu sehen, dadurch leicht auf, daß er eben dieser
Gleichmäßigkeit seiner Zusammensetzung entbehrt, im Gegentheil, auch
wenn er ein ungemischter ist, ein zerrissenes Durcheinander von Bäumen
aller Altersklassen und in den verschiedensten Abstufungen des Schlusses
ist. Diese Beschaffenheit erhält der Plänterwald *) dadurch, daß nicht

*) An manchen Orten ist dafür die Benennung Fehmelwald, Fehmelwirthschaft,
gebräuchlich. Sollte dies vielleicht mit dem Femeln des Hanfes in Zusammenhang
stehen? So nennt man bekanntlich das Herausziehen der männlichen Hanfpflanzen aus
einem Hanffelde.

was ihnen an Höhe abgeht, um ihnen einen waldmäßigen Ausdruck
zu verleihen.

Der Mittelwald trägt ſeinen Namen wegen der Zuſammenſetzung
aus Bäumen und Sträuchern, wobei erſtere ſehr weitläufig ſtehen müſſen,
um letzteren das geſunde Wachsthum möglich zu machen. Deshalb dürfen
die Bäume nicht ſolchen Arten angehören, welche eine zu dichte und
umfangreiche alſo ſtark beſchattende Krone haben. Der Forſtmann nennt
die Bäume des Mittelwaldes Oberholz, Oberbäume oder kurzweg
Bäume. Die zuläſſigſten ſind Eichen, Buchen, Eſchen, Rüſtern, Ahorne.
Bei ihnen ſo wie auch bei der ſtärker ſchattenden Linde und dem Horn-
baume iſt der Grad ihrer Beſchattung maßgebend, wie dicht oder wie
weitläufig ſie ſtehen dürfen. Die Büſche, das Unterholz, müſſen in
einem guten Mittelwalde ſolche ſein, welche ein ſtarkes Ausſchlagsvermögen
haben: Eiche, Eſche, Rüſter, Ahorn, Hornbaum, nordiſche Erle, Birke.

Ohne dadurch jetzt ſchon einer kurzen Beſprechung der Arbeiten und Maß-
regeln des Forſtmannes vorzugreifen, ſei doch hier bemerkt, daß bei der Ein-
richtung eines Niederwaldes, was zugleich auch von dem Mittelwalde faſt in
gleichem Maaße gilt, der Boden, das Klima, die Holzart, die in der Gegend
ſich geltend machenden Bedürfniſſe und was damit zuſammenhängt die Speku-
lation, die Servitute und die Größe des Waldes in Erwägung zu ziehen ſind.

Weil er ſich mehr oder weniger landwirthſchaftlich geltend macht ſei
hier noch der Plänterwald als eine Waldform erwähnt, welche eben
ſo ſehr durch forſtmänniſches Gebahren wie durch Naturereigniſſe hervor-
gerufen werden kann.

Ein Plänterwald fällt auch dem Unkundigen, ſobald er ſich einmal
daran gewöhnt hat, in den regelrecht bewirthſchafteten Beſtänden eine
gewiſſe Gleichmäßigkeit zu ſehen, dadurch leicht auf, daß er eben dieſer
Gleichmäßigkeit ſeiner Zuſammenſetzung entbehrt, im Gegentheil, auch
wenn er ein ungemiſchter iſt, ein zerriſſenes Durcheinander von Bäumen
aller Altersklaſſen und in den verſchiedenſten Abſtufungen des Schluſſes
iſt. Dieſe Beſchaffenheit erhält der Plänterwald *) dadurch, daß nicht

*) An manchen Orten iſt dafür die Benennung Fehmelwald, Fehmelwirthſchaft,
gebräuchlich. Sollte dies vielleicht mit dem Femeln des Hanfes in Zuſammenhang
ſtehen? So nennt man bekanntlich das Herausziehen der männlichen Hanfpflanzen aus
einem Hanffelde.
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[578/0634] was ihnen an Höhe abgeht, um ihnen einen waldmäßigen Ausdruck zu verleihen. Der Mittelwald trägt ſeinen Namen wegen der Zuſammenſetzung aus Bäumen und Sträuchern, wobei erſtere ſehr weitläufig ſtehen müſſen, um letzteren das geſunde Wachsthum möglich zu machen. Deshalb dürfen die Bäume nicht ſolchen Arten angehören, welche eine zu dichte und umfangreiche alſo ſtark beſchattende Krone haben. Der Forſtmann nennt die Bäume des Mittelwaldes Oberholz, Oberbäume oder kurzweg Bäume. Die zuläſſigſten ſind Eichen, Buchen, Eſchen, Rüſtern, Ahorne. Bei ihnen ſo wie auch bei der ſtärker ſchattenden Linde und dem Horn- baume iſt der Grad ihrer Beſchattung maßgebend, wie dicht oder wie weitläufig ſie ſtehen dürfen. Die Büſche, das Unterholz, müſſen in einem guten Mittelwalde ſolche ſein, welche ein ſtarkes Ausſchlagsvermögen haben: Eiche, Eſche, Rüſter, Ahorn, Hornbaum, nordiſche Erle, Birke. Ohne dadurch jetzt ſchon einer kurzen Beſprechung der Arbeiten und Maß- regeln des Forſtmannes vorzugreifen, ſei doch hier bemerkt, daß bei der Ein- richtung eines Niederwaldes, was zugleich auch von dem Mittelwalde faſt in gleichem Maaße gilt, der Boden, das Klima, die Holzart, die in der Gegend ſich geltend machenden Bedürfniſſe und was damit zuſammenhängt die Speku- lation, die Servitute und die Größe des Waldes in Erwägung zu ziehen ſind. Weil er ſich mehr oder weniger landwirthſchaftlich geltend macht ſei hier noch der Plänterwald als eine Waldform erwähnt, welche eben ſo ſehr durch forſtmänniſches Gebahren wie durch Naturereigniſſe hervor- gerufen werden kann. Ein Plänterwald fällt auch dem Unkundigen, ſobald er ſich einmal daran gewöhnt hat, in den regelrecht bewirthſchafteten Beſtänden eine gewiſſe Gleichmäßigkeit zu ſehen, dadurch leicht auf, daß er eben dieſer Gleichmäßigkeit ſeiner Zuſammenſetzung entbehrt, im Gegentheil, auch wenn er ein ungemiſchter iſt, ein zerriſſenes Durcheinander von Bäumen aller Altersklaſſen und in den verſchiedenſten Abſtufungen des Schluſſes iſt. Dieſe Beſchaffenheit erhält der Plänterwald *) dadurch, daß nicht *) An manchen Orten iſt dafür die Benennung Fehmelwald, Fehmelwirthſchaft, gebräuchlich. Sollte dies vielleicht mit dem Femeln des Hanfes in Zuſammenhang ſtehen? So nennt man bekanntlich das Herausziehen der männlichen Hanfpflanzen aus einem Hanffelde.

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/634>, abgerufen am 22.12.2024.