"Man wird es nicht dahin kommen lassen. Mein "internationaler Congreß der Zukunft" steht vielleicht nahe bevor. Es wird eine schöne Aufgabe sein, an der Hand der Wissenschaft für das Wohl der kommenden Geschlechter zu sorgen."*)
Kehren wir noch einmal zu ruhiger Betrachtung in den Gebirgswald zurück. Wie ich ihn schon vorhin nannte: wie ein grüner Mantel breitet er sich über das weite Gebirge aus, sich innig dessen Faltungen anschmiegend. Ja er ist recht eigentlich ein dicker wolliger Mantel, und ich scheue eine gewisse Trivialität des Vergleiches nicht, indem ich hinzufüge, wie auch ein solcher erstaunliche Massen Regenwassers aufsaugt und nur tropfen- weise an seinem Rande wieder abgiebt, etwas reichlicher, wo er sich in eine scharfe Falte bricht. Genau so macht es der Gebirgswald. Er fängt in seiner bis tief hinab aufsaugungsfähigen Bodendecke unermeßliche Mengen von Regenwasser und von schmelzendem Schneewasser auf, um es in die Adern seines felsigen Innern zu leiten und nur sparsam als Quell- wasser wieder herzugeben.
Es ist eine der bedeutsamsten, eine durch zahlreiche Beobachtungen festgestellte Wahrheit der physischen Geographie, daß die Quellen durchaus nicht aus einem ursprünglichen Wasservorrath in der Erdtiefe stammen, sondern daß sie immer und überall nur das zurückgegebene Wasser sind, welches die Erdoberfläche als Schnee und Regen von der Atmosphäre bekommen hatte. Man kann an dieser Stelle diese Wahrheit nicht ein- dringlich genug betonen, weil es eben von den allermeisten Menschen nicht so angesehen wird, welche im Gegentheil glauben, unterirdische Wasserbehälter, die von Anfang an da seien, speisten die Quellen.
Die Rückkehr von diesem Irrthum, von diesem in Beziehung auf den Wald verhängnißvollem Irrthum, ist daher zugleich die Gewinnung des richtigen Verständnisses für den Gebirgswald. Er ist die sparsame Hand, welche der Ebene das Wasser nach Bedürfniß zumißt und ebenso Mangel wie schädlichen Ueberfluß von ihr abwendet.
In allen Erdtheilen hat man Beobachtungen gesammelt, aus denen un- zweifelhaft hervorgeht, daß der Reichthum der beständigen Quellen unmittelbar von der Bewaldung der Höhen abhängig ist.
*) A. a. O. S. 406.
„Man wird es nicht dahin kommen laſſen. Mein „internationaler Congreß der Zukunft“ ſteht vielleicht nahe bevor. Es wird eine ſchöne Aufgabe ſein, an der Hand der Wiſſenſchaft für das Wohl der kommenden Geſchlechter zu ſorgen.“*)
Kehren wir noch einmal zu ruhiger Betrachtung in den Gebirgswald zurück. Wie ich ihn ſchon vorhin nannte: wie ein grüner Mantel breitet er ſich über das weite Gebirge aus, ſich innig deſſen Faltungen anſchmiegend. Ja er iſt recht eigentlich ein dicker wolliger Mantel, und ich ſcheue eine gewiſſe Trivialität des Vergleiches nicht, indem ich hinzufüge, wie auch ein ſolcher erſtaunliche Maſſen Regenwaſſers aufſaugt und nur tropfen- weiſe an ſeinem Rande wieder abgiebt, etwas reichlicher, wo er ſich in eine ſcharfe Falte bricht. Genau ſo macht es der Gebirgswald. Er fängt in ſeiner bis tief hinab aufſaugungsfähigen Bodendecke unermeßliche Mengen von Regenwaſſer und von ſchmelzendem Schneewaſſer auf, um es in die Adern ſeines felſigen Innern zu leiten und nur ſparſam als Quell- waſſer wieder herzugeben.
Es iſt eine der bedeutſamſten, eine durch zahlreiche Beobachtungen feſtgeſtellte Wahrheit der phyſiſchen Geographie, daß die Quellen durchaus nicht aus einem urſprünglichen Waſſervorrath in der Erdtiefe ſtammen, ſondern daß ſie immer und überall nur das zurückgegebene Waſſer ſind, welches die Erdoberfläche als Schnee und Regen von der Atmoſphäre bekommen hatte. Man kann an dieſer Stelle dieſe Wahrheit nicht ein- dringlich genug betonen, weil es eben von den allermeiſten Menſchen nicht ſo angeſehen wird, welche im Gegentheil glauben, unterirdiſche Waſſerbehälter, die von Anfang an da ſeien, ſpeiſten die Quellen.
Die Rückkehr von dieſem Irrthum, von dieſem in Beziehung auf den Wald verhängnißvollem Irrthum, iſt daher zugleich die Gewinnung des richtigen Verſtändniſſes für den Gebirgswald. Er iſt die ſparſame Hand, welche der Ebene das Waſſer nach Bedürfniß zumißt und ebenſo Mangel wie ſchädlichen Ueberfluß von ihr abwendet.
In allen Erdtheilen hat man Beobachtungen geſammelt, aus denen un- zweifelhaft hervorgeht, daß der Reichthum der beſtändigen Quellen unmittelbar von der Bewaldung der Höhen abhängig iſt.
*) A. a. O. S. 406.
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„Man wird es nicht dahin kommen laſſen. Mein „internationaler
Congreß der Zukunft“ ſteht vielleicht nahe bevor. Es wird eine
ſchöne Aufgabe ſein, an der Hand der Wiſſenſchaft für das
Wohl der kommenden Geſchlechter zu ſorgen.“ *)
Kehren wir noch einmal zu ruhiger Betrachtung in den Gebirgswald
zurück. Wie ich ihn ſchon vorhin nannte: wie ein grüner Mantel breitet er
ſich über das weite Gebirge aus, ſich innig deſſen Faltungen anſchmiegend.
Ja er iſt recht eigentlich ein dicker wolliger Mantel, und ich ſcheue eine
gewiſſe Trivialität des Vergleiches nicht, indem ich hinzufüge, wie auch
ein ſolcher erſtaunliche Maſſen Regenwaſſers aufſaugt und nur tropfen-
weiſe an ſeinem Rande wieder abgiebt, etwas reichlicher, wo er ſich in
eine ſcharfe Falte bricht. Genau ſo macht es der Gebirgswald. Er fängt
in ſeiner bis tief hinab aufſaugungsfähigen Bodendecke unermeßliche
Mengen von Regenwaſſer und von ſchmelzendem Schneewaſſer auf, um es
in die Adern ſeines felſigen Innern zu leiten und nur ſparſam als Quell-
waſſer wieder herzugeben.
Es iſt eine der bedeutſamſten, eine durch zahlreiche Beobachtungen
feſtgeſtellte Wahrheit der phyſiſchen Geographie, daß die Quellen durchaus
nicht aus einem urſprünglichen Waſſervorrath in der Erdtiefe ſtammen,
ſondern daß ſie immer und überall nur das zurückgegebene Waſſer ſind,
welches die Erdoberfläche als Schnee und Regen von der Atmoſphäre
bekommen hatte. Man kann an dieſer Stelle dieſe Wahrheit nicht ein-
dringlich genug betonen, weil es eben von den allermeiſten Menſchen
nicht ſo angeſehen wird, welche im Gegentheil glauben, unterirdiſche
Waſſerbehälter, die von Anfang an da ſeien, ſpeiſten die Quellen.
Die Rückkehr von dieſem Irrthum, von dieſem in Beziehung auf
den Wald verhängnißvollem Irrthum, iſt daher zugleich die Gewinnung
des richtigen Verſtändniſſes für den Gebirgswald. Er iſt die ſparſame
Hand, welche der Ebene das Waſſer nach Bedürfniß zumißt und ebenſo
Mangel wie ſchädlichen Ueberfluß von ihr abwendet.
In allen Erdtheilen hat man Beobachtungen geſammelt, aus denen un-
zweifelhaft hervorgeht, daß der Reichthum der beſtändigen Quellen
unmittelbar von der Bewaldung der Höhen abhängig iſt.
*) A. a. O. S. 406.
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/625>, abgerufen am 24.11.2024.
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