Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

liebt, um den Platz kämpft, fällt die völlige Blüthenlosigkeit am meisten
auf. Und wüßte nur ein Jeder, daß der Adlerfarrn, wie schon sein Volks-
und sein Wissenschaftsname andeutet, der Bannerträger deutscher Nation
ist, der sich mit seinem anvertrauten Reichskleinod unter den Schutz des
deutschen Waldes flüchtete -- man würde die Farrnkräuter des Waldes
noch mehr lieben.

Wie in anderen Beziehungen, so haben nämlich die Farrnkräuter
auch darin eine eigenthümliche Besonderheit, daß in ihren Wedelstielen --
man nennt die Farrnblätter Wedel -- die Gefäßbündel nicht zu einem
einfach kreisrunden Holzkörper gruppirt sind, wie es Regel ist, sondern
daß dieselben in ganz eigenthümlicher, man möchte fast sagen abenteuerlicher
Weise in der zelligen Grundmasse liegen, so daß ein Querschnitt des
Wedelstieles die manchfachsten Figuren zeigt. In Figur II. sehen wir
das etwa sechsfach vergrößerte Bild dieses Querschnitts vom Adlerfarrn

[Abbildung] II.

Schräg geführter Querschnitt des Wedelstieles vom Adlerfarrn.

und das deutsche Volk, welches der Pflanze diesen Namen gab, dachte dabei
sicherlich nur an den deutschen Reichsadler. Es ist übrigens an dem mit
vollkommenster Treue gezeichneten Bilde durch keine Zuthat der Einbildungs-
kraft zu Hülfe gekommen.

Einen Schmuck von der unnachahmlichsten Zierlichkeit bildet im Ge-
birgswalde, oft große Flächen überziehend, der Waldschachtelhalm,

liebt, um den Platz kämpft, fällt die völlige Blüthenloſigkeit am meiſten
auf. Und wüßte nur ein Jeder, daß der Adlerfarrn, wie ſchon ſein Volks-
und ſein Wiſſenſchaftsname andeutet, der Bannerträger deutſcher Nation
iſt, der ſich mit ſeinem anvertrauten Reichskleinod unter den Schutz des
deutſchen Waldes flüchtete — man würde die Farrnkräuter des Waldes
noch mehr lieben.

Wie in anderen Beziehungen, ſo haben nämlich die Farrnkräuter
auch darin eine eigenthümliche Beſonderheit, daß in ihren Wedelſtielen —
man nennt die Farrnblätter Wedel — die Gefäßbündel nicht zu einem
einfach kreisrunden Holzkörper gruppirt ſind, wie es Regel iſt, ſondern
daß dieſelben in ganz eigenthümlicher, man möchte faſt ſagen abenteuerlicher
Weiſe in der zelligen Grundmaſſe liegen, ſo daß ein Querſchnitt des
Wedelſtieles die manchfachſten Figuren zeigt. In Figur II. ſehen wir
das etwa ſechsfach vergrößerte Bild dieſes Querſchnitts vom Adlerfarrn

[Abbildung] II.

Schräg geführter Querſchnitt des Wedelſtieles vom Adlerfarrn.

und das deutſche Volk, welches der Pflanze dieſen Namen gab, dachte dabei
ſicherlich nur an den deutſchen Reichsadler. Es iſt übrigens an dem mit
vollkommenſter Treue gezeichneten Bilde durch keine Zuthat der Einbildungs-
kraft zu Hülfe gekommen.

Einen Schmuck von der unnachahmlichſten Zierlichkeit bildet im Ge-
birgswalde, oft große Flächen überziehend, der Waldſchachtelhalm,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0061" n="37"/>
liebt, um den Platz kämpft, fällt die völlige Blüthenlo&#x017F;igkeit am mei&#x017F;ten<lb/>
auf. Und wüßte nur ein Jeder, daß der Adlerfarrn, wie &#x017F;chon &#x017F;ein Volks-<lb/>
und &#x017F;ein Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftsname andeutet, der Bannerträger deut&#x017F;cher Nation<lb/>
i&#x017F;t, der &#x017F;ich mit &#x017F;einem anvertrauten Reichskleinod unter den Schutz des<lb/>
deut&#x017F;chen Waldes flüchtete &#x2014; man würde die Farrnkräuter des Waldes<lb/>
noch mehr lieben.</p><lb/>
          <p>Wie in anderen Beziehungen, &#x017F;o haben nämlich die Farrnkräuter<lb/>
auch darin eine eigenthümliche Be&#x017F;onderheit, daß in ihren Wedel&#x017F;tielen &#x2014;<lb/>
man nennt die Farrnblätter <hi rendition="#g">Wedel</hi> &#x2014; die Gefäßbündel nicht zu einem<lb/>
einfach kreisrunden Holzkörper gruppirt &#x017F;ind, wie es Regel i&#x017F;t, &#x017F;ondern<lb/>
daß die&#x017F;elben in ganz eigenthümlicher, man möchte fa&#x017F;t &#x017F;agen abenteuerlicher<lb/>
Wei&#x017F;e in der zelligen Grundma&#x017F;&#x017F;e liegen, &#x017F;o daß ein Quer&#x017F;chnitt des<lb/>
Wedel&#x017F;tieles die manchfach&#x017F;ten Figuren zeigt. In Figur <hi rendition="#aq">II.</hi> &#x017F;ehen wir<lb/>
das etwa &#x017F;echsfach vergrößerte Bild die&#x017F;es Quer&#x017F;chnitts vom Adlerfarrn<lb/><figure><head><hi rendition="#aq">II.</hi></head><lb/><p>Schräg geführter Quer&#x017F;chnitt des Wedel&#x017F;tieles vom Adlerfarrn.</p></figure><lb/>
und das deut&#x017F;che Volk, welches der Pflanze die&#x017F;en Namen gab, dachte dabei<lb/>
&#x017F;icherlich nur an den deut&#x017F;chen Reichsadler. Es i&#x017F;t übrigens an dem mit<lb/>
vollkommen&#x017F;ter Treue gezeichneten Bilde durch keine Zuthat der Einbildungs-<lb/>
kraft zu Hülfe gekommen.</p><lb/>
          <p>Einen Schmuck von der unnachahmlich&#x017F;ten Zierlichkeit bildet im Ge-<lb/>
birgswalde, oft große Flächen überziehend, der <hi rendition="#g">Wald&#x017F;chachtelhalm,</hi><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0061] liebt, um den Platz kämpft, fällt die völlige Blüthenloſigkeit am meiſten auf. Und wüßte nur ein Jeder, daß der Adlerfarrn, wie ſchon ſein Volks- und ſein Wiſſenſchaftsname andeutet, der Bannerträger deutſcher Nation iſt, der ſich mit ſeinem anvertrauten Reichskleinod unter den Schutz des deutſchen Waldes flüchtete — man würde die Farrnkräuter des Waldes noch mehr lieben. Wie in anderen Beziehungen, ſo haben nämlich die Farrnkräuter auch darin eine eigenthümliche Beſonderheit, daß in ihren Wedelſtielen — man nennt die Farrnblätter Wedel — die Gefäßbündel nicht zu einem einfach kreisrunden Holzkörper gruppirt ſind, wie es Regel iſt, ſondern daß dieſelben in ganz eigenthümlicher, man möchte faſt ſagen abenteuerlicher Weiſe in der zelligen Grundmaſſe liegen, ſo daß ein Querſchnitt des Wedelſtieles die manchfachſten Figuren zeigt. In Figur II. ſehen wir das etwa ſechsfach vergrößerte Bild dieſes Querſchnitts vom Adlerfarrn [Abbildung II. Schräg geführter Querſchnitt des Wedelſtieles vom Adlerfarrn.] und das deutſche Volk, welches der Pflanze dieſen Namen gab, dachte dabei ſicherlich nur an den deutſchen Reichsadler. Es iſt übrigens an dem mit vollkommenſter Treue gezeichneten Bilde durch keine Zuthat der Einbildungs- kraft zu Hülfe gekommen. Einen Schmuck von der unnachahmlichſten Zierlichkeit bildet im Ge- birgswalde, oft große Flächen überziehend, der Waldſchachtelhalm,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/61
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/61>, abgerufen am 22.12.2024.