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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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forstliche Behandlung stößt auf keinerlei Schwierigkeiten. Der Same
des Bergahorns keimt, im Herbst oder im nächsten Frühjahr gesäet, leicht
und schnell und die ausgepflanzten 2- oder 3 jährigen Pflänzlinge sind blos
vor zu starkem Graswuchs, zu festem Boden und Dürre zu schützen. Mit
Eiche und Buche vermischt erreicht er mit diesen dieselbe Höhe, wenn auch
nicht die Stärke der letzteren.

Die Benutzung des Ahornholzes ist eine sehr ausgedehnte, was
man namentlich in der Schweiz sehen kann. Da es sich wenig wirft und
nicht reißt, so ist es ein vortreffliches Schreinerholz, besonders wenn es
maserig oder wimmerig erwachsen ist. In neuerer Zeit wird es viel zu
feineren Holzarbeiten, zu Drehereien und Schnitzarbeiten benutzt. Um
das Verstocken und den Wurm zu vermeiden muß der Baum vor dem sehr
zeitig eintretenden Saft bis Ende Januar gehauen und schnell in Breter
geschnitten werden.

Der Bergahorn gehört entschieden zu unseren schönsten Bäumen, da
er seiner vollen saftigen Belaubung wegen auch in der Landschaftsgärtnerei
sehr verwendbar ist.

Von Provinzialnamen sind anzuführen: Arl, Ulmenbaum, Ahurn,
Fladerbaum, weißer Ahorn, Amhorn, Sycomore, Aole, Ehne, Ohnen, Arle.

52. Der Spitzahorn, Acer platanoides L.

Bei der Beschreibung dieser zweiten deutschen Ahornart können wir
am besten vergleichend mit der vorigen verfahren, da bei aller Verwandt-
schaft zwischen beiden doch sehr in die Augen fallende Unterscheidungsmerk-
male vorliegen.

Die Blüthe erscheint etwas zeitiger noch ehe die Blätter vollständig
entfaltet und erstarkt sind; sie bilden eine verkürzte, fast eben ausgebreitete
Traube von gründelber Färbung. Stets stehen beim Erblühen die Knospen-
schuppen noch, welche bei dem Bergahorn längst abgefallen sind wenn die
Blüthen vollkommen aufgeblüht sind; der Fruchtknoten ist nicht behaart,
sondern kahl und die viel breiteren Frucht flügel stehen weiter auseinander
gespreizt, (5.) oft sogar fast eine gerade Linie zusammen bildend oder selbst
rückwärts gebogen; der Same ist platt (7.) und daher die Stelle der
Frucht, wo er liegt, platt zusammengedrückt (5.), das Samenfach inwendig

forſtliche Behandlung ſtößt auf keinerlei Schwierigkeiten. Der Same
des Bergahorns keimt, im Herbſt oder im nächſten Frühjahr geſäet, leicht
und ſchnell und die ausgepflanzten 2- oder 3 jährigen Pflänzlinge ſind blos
vor zu ſtarkem Graswuchs, zu feſtem Boden und Dürre zu ſchützen. Mit
Eiche und Buche vermiſcht erreicht er mit dieſen dieſelbe Höhe, wenn auch
nicht die Stärke der letzteren.

Die Benutzung des Ahornholzes iſt eine ſehr ausgedehnte, was
man namentlich in der Schweiz ſehen kann. Da es ſich wenig wirft und
nicht reißt, ſo iſt es ein vortreffliches Schreinerholz, beſonders wenn es
maſerig oder wimmerig erwachſen iſt. In neuerer Zeit wird es viel zu
feineren Holzarbeiten, zu Drehereien und Schnitzarbeiten benutzt. Um
das Verſtocken und den Wurm zu vermeiden muß der Baum vor dem ſehr
zeitig eintretenden Saft bis Ende Januar gehauen und ſchnell in Breter
geſchnitten werden.

Der Bergahorn gehört entſchieden zu unſeren ſchönſten Bäumen, da
er ſeiner vollen ſaftigen Belaubung wegen auch in der Landſchaftsgärtnerei
ſehr verwendbar iſt.

Von Provinzialnamen ſind anzuführen: Arl, Ulmenbaum, Ahurn,
Fladerbaum, weißer Ahorn, Amhorn, Sycomore, Aole, Ehne, Ohnen, Arle.

52. Der Spitzahorn, Acer platanoides L.

Bei der Beſchreibung dieſer zweiten deutſchen Ahornart können wir
am beſten vergleichend mit der vorigen verfahren, da bei aller Verwandt-
ſchaft zwiſchen beiden doch ſehr in die Augen fallende Unterſcheidungsmerk-
male vorliegen.

Die Blüthe erſcheint etwas zeitiger noch ehe die Blätter vollſtändig
entfaltet und erſtarkt ſind; ſie bilden eine verkürzte, faſt eben ausgebreitete
Traube von gründelber Färbung. Stets ſtehen beim Erblühen die Knospen-
ſchuppen noch, welche bei dem Bergahorn längſt abgefallen ſind wenn die
Blüthen vollkommen aufgeblüht ſind; der Fruchtknoten iſt nicht behaart,
ſondern kahl und die viel breiteren Frucht flügel ſtehen weiter auseinander
geſpreizt, (5.) oft ſogar faſt eine gerade Linie zuſammen bildend oder ſelbſt
rückwärts gebogen; der Same iſt platt (7.) und daher die Stelle der
Frucht, wo er liegt, platt zuſammengedrückt (5.), das Samenfach inwendig

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[526/0580] forſtliche Behandlung ſtößt auf keinerlei Schwierigkeiten. Der Same des Bergahorns keimt, im Herbſt oder im nächſten Frühjahr geſäet, leicht und ſchnell und die ausgepflanzten 2- oder 3 jährigen Pflänzlinge ſind blos vor zu ſtarkem Graswuchs, zu feſtem Boden und Dürre zu ſchützen. Mit Eiche und Buche vermiſcht erreicht er mit dieſen dieſelbe Höhe, wenn auch nicht die Stärke der letzteren. Die Benutzung des Ahornholzes iſt eine ſehr ausgedehnte, was man namentlich in der Schweiz ſehen kann. Da es ſich wenig wirft und nicht reißt, ſo iſt es ein vortreffliches Schreinerholz, beſonders wenn es maſerig oder wimmerig erwachſen iſt. In neuerer Zeit wird es viel zu feineren Holzarbeiten, zu Drehereien und Schnitzarbeiten benutzt. Um das Verſtocken und den Wurm zu vermeiden muß der Baum vor dem ſehr zeitig eintretenden Saft bis Ende Januar gehauen und ſchnell in Breter geſchnitten werden. Der Bergahorn gehört entſchieden zu unſeren ſchönſten Bäumen, da er ſeiner vollen ſaftigen Belaubung wegen auch in der Landſchaftsgärtnerei ſehr verwendbar iſt. Von Provinzialnamen ſind anzuführen: Arl, Ulmenbaum, Ahurn, Fladerbaum, weißer Ahorn, Amhorn, Sycomore, Aole, Ehne, Ohnen, Arle. 52. Der Spitzahorn, Acer platanoides L. Bei der Beſchreibung dieſer zweiten deutſchen Ahornart können wir am beſten vergleichend mit der vorigen verfahren, da bei aller Verwandt- ſchaft zwiſchen beiden doch ſehr in die Augen fallende Unterſcheidungsmerk- male vorliegen. Die Blüthe erſcheint etwas zeitiger noch ehe die Blätter vollſtändig entfaltet und erſtarkt ſind; ſie bilden eine verkürzte, faſt eben ausgebreitete Traube von gründelber Färbung. Stets ſtehen beim Erblühen die Knospen- ſchuppen noch, welche bei dem Bergahorn längſt abgefallen ſind wenn die Blüthen vollkommen aufgeblüht ſind; der Fruchtknoten iſt nicht behaart, ſondern kahl und die viel breiteren Frucht flügel ſtehen weiter auseinander geſpreizt, (5.) oft ſogar faſt eine gerade Linie zuſammen bildend oder ſelbſt rückwärts gebogen; der Same iſt platt (7.) und daher die Stelle der Frucht, wo er liegt, platt zuſammengedrückt (5.), das Samenfach inwendig

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 526. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/580>, abgerufen am 01.06.2024.