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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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mit den aufsitzenden Staubgefäßen ab, und wir sehen dann an der reifen
Frucht keinen stehengebliebenen Ueberrest der Blüthe.

Die Familie der Rosengewächse zerfällt wieder in Unterfamilien --
ähnlich wie es bei den Kätzchenbäumen war -- und in die dritte derselben
die der Apfelfrüchtler, Pomaceen, gehören die sämmtlichen hier ein-
schlagenden Holzgewächse. Die Blüthenbildung derselben ist sehr überein-
stimmend gebildet und wir schildern dieselbe hier im Allgemeinen um uns
spätere Wiederholungen zu ersparen, indem wir uns dabei an die allgemein
bekannten Apfelblüthen erinnern. Der Blüthenstiel erweitert sich in den
zuweilen kugeligen oder krugförmigen oben offenen Kelch, an welchem in-
wendig die Stempel und auf dessen oberem Saume die fünf Blumenblätter
und die Staubgefäße eingefügt sind. Die Zahl der Stempel beträgt nach
den Gattungen 1--5. Die Blumenblätter sind rund oder zungenförmig
meist weiß bis rosenroth und sind mit einem ganz kurzen Nagel angeheftet.
Wir werden sehen daß die Blüthen der Pomaceen entweder einzeln oder zu
verschiedenartigen Blüthenständen vereinigt stehen. Sämmtliche Gattungen
haben bleibende Nebenblättchen. Mit wenigen Ausnahmen verlangen die
Apfelfrüchtler ein mildes Klima und einen nahrhaften Boden und viele
von ihnen sind, wie bereits angedeutet, die Stammformen, aus welchen
unsere Gartenkunst die edelsten Obstsorten gezogen hat.

Wir haben zunächst vier Arten der Gattung Sorbus kennen zu lernen,
für welche der deutsche Name Eberesche nicht allgemeine Gültigkeit hat.
Die Blüthen bilden eine reich- oder armblüthige Traube oder Trugdolde.
Sie haben eine saftige und fleischige Apfelfrucht, welche ein bis fünf
kleine harte Samenkörner enthält. Dabei ist zu bemerken, daß manche
Arten bald zu dieser bald zu der Gattung Pyrus gestellt werden, da
zwischen beiden eine große Aehnlichkeit stattfindet. Die Größe und Gestalt
der Früchte und die Art des Blüthen- und Fruchtstandes muß fast allein
entscheiden. Die kleinfrüchtigen Arten, deren einzelne Blüthen- und Frucht-
stielchen kürzer sind als die gemeinsamen Zweige des doldenartigen Blüthen-
standes rechnen wir mit Hartig zu Sorbus.

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mit den aufſitzenden Staubgefäßen ab, und wir ſehen dann an der reifen
Frucht keinen ſtehengebliebenen Ueberreſt der Blüthe.

Die Familie der Roſengewächſe zerfällt wieder in Unterfamilien —
ähnlich wie es bei den Kätzchenbäumen war — und in die dritte derſelben
die der Apfelfrüchtler, Pomaceen, gehören die ſämmtlichen hier ein-
ſchlagenden Holzgewächſe. Die Blüthenbildung derſelben iſt ſehr überein-
ſtimmend gebildet und wir ſchildern dieſelbe hier im Allgemeinen um uns
ſpätere Wiederholungen zu erſparen, indem wir uns dabei an die allgemein
bekannten Apfelblüthen erinnern. Der Blüthenſtiel erweitert ſich in den
zuweilen kugeligen oder krugförmigen oben offenen Kelch, an welchem in-
wendig die Stempel und auf deſſen oberem Saume die fünf Blumenblätter
und die Staubgefäße eingefügt ſind. Die Zahl der Stempel beträgt nach
den Gattungen 1—5. Die Blumenblätter ſind rund oder zungenförmig
meiſt weiß bis roſenroth und ſind mit einem ganz kurzen Nagel angeheftet.
Wir werden ſehen daß die Blüthen der Pomaceen entweder einzeln oder zu
verſchiedenartigen Blüthenſtänden vereinigt ſtehen. Sämmtliche Gattungen
haben bleibende Nebenblättchen. Mit wenigen Ausnahmen verlangen die
Apfelfrüchtler ein mildes Klima und einen nahrhaften Boden und viele
von ihnen ſind, wie bereits angedeutet, die Stammformen, aus welchen
unſere Gartenkunſt die edelſten Obſtſorten gezogen hat.

Wir haben zunächſt vier Arten der Gattung Sorbus kennen zu lernen,
für welche der deutſche Name Ebereſche nicht allgemeine Gültigkeit hat.
Die Blüthen bilden eine reich- oder armblüthige Traube oder Trugdolde.
Sie haben eine ſaftige und fleiſchige Apfelfrucht, welche ein bis fünf
kleine harte Samenkörner enthält. Dabei iſt zu bemerken, daß manche
Arten bald zu dieſer bald zu der Gattung Pyrus geſtellt werden, da
zwiſchen beiden eine große Aehnlichkeit ſtattfindet. Die Größe und Geſtalt
der Früchte und die Art des Blüthen- und Fruchtſtandes muß faſt allein
entſcheiden. Die kleinfrüchtigen Arten, deren einzelne Blüthen- und Frucht-
ſtielchen kürzer ſind als die gemeinſamen Zweige des doldenartigen Blüthen-
ſtandes rechnen wir mit Hartig zu Sorbus.

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[499/0551] mit den aufſitzenden Staubgefäßen ab, und wir ſehen dann an der reifen Frucht keinen ſtehengebliebenen Ueberreſt der Blüthe. Die Familie der Roſengewächſe zerfällt wieder in Unterfamilien — ähnlich wie es bei den Kätzchenbäumen war — und in die dritte derſelben die der Apfelfrüchtler, Pomaceen, gehören die ſämmtlichen hier ein- ſchlagenden Holzgewächſe. Die Blüthenbildung derſelben iſt ſehr überein- ſtimmend gebildet und wir ſchildern dieſelbe hier im Allgemeinen um uns ſpätere Wiederholungen zu erſparen, indem wir uns dabei an die allgemein bekannten Apfelblüthen erinnern. Der Blüthenſtiel erweitert ſich in den zuweilen kugeligen oder krugförmigen oben offenen Kelch, an welchem in- wendig die Stempel und auf deſſen oberem Saume die fünf Blumenblätter und die Staubgefäße eingefügt ſind. Die Zahl der Stempel beträgt nach den Gattungen 1—5. Die Blumenblätter ſind rund oder zungenförmig meiſt weiß bis roſenroth und ſind mit einem ganz kurzen Nagel angeheftet. Wir werden ſehen daß die Blüthen der Pomaceen entweder einzeln oder zu verſchiedenartigen Blüthenſtänden vereinigt ſtehen. Sämmtliche Gattungen haben bleibende Nebenblättchen. Mit wenigen Ausnahmen verlangen die Apfelfrüchtler ein mildes Klima und einen nahrhaften Boden und viele von ihnen ſind, wie bereits angedeutet, die Stammformen, aus welchen unſere Gartenkunſt die edelſten Obſtſorten gezogen hat. Wir haben zunächſt vier Arten der Gattung Sorbus kennen zu lernen, für welche der deutſche Name Ebereſche nicht allgemeine Gültigkeit hat. Die Blüthen bilden eine reich- oder armblüthige Traube oder Trugdolde. Sie haben eine ſaftige und fleiſchige Apfelfrucht, welche ein bis fünf kleine harte Samenkörner enthält. Dabei iſt zu bemerken, daß manche Arten bald zu dieſer bald zu der Gattung Pyrus geſtellt werden, da zwiſchen beiden eine große Aehnlichkeit ſtattfindet. Die Größe und Geſtalt der Früchte und die Art des Blüthen- und Fruchtſtandes muß faſt allein entſcheiden. Die kleinfrüchtigen Arten, deren einzelne Blüthen- und Frucht- ſtielchen kürzer ſind als die gemeinſamen Zweige des doldenartigen Blüthen- ſtandes rechnen wir mit Hartig zu Sorbus. 32*

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/551>, abgerufen am 16.06.2024.