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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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schaft der menschlichen Wohnungen antreffen. Auch darin stimmen von
beiden Gattungen die beiden erstgenannten Arten überein, daß sie eine
Menge Volksnamen besitzen, von denen ich für Cornus mascula denjenigen
ausgewählt habe, der eine Verschmelzung aus Kornel- oder Kornelius-
Kirsche und dem allgemeinen deutschen Gattungsnamen Hartriegel ist.

Der sperrig ästige Busch, des Kornel-Hartriegels, der selten eine
kleine Baumkrone auf einem einfachen Stämmchen bildet, blüht kurze Zeit
nach der Hasel, also mit unter den Ersten des Frühjahrs. Die kleinen
goldgelben mit 4 sternförmig gestellten Blumenblättern, 4 Staubgefäßen
und 1 Griffel, Alles von einem kleinen vierzähnigen Kelche gestützt, ver-
sehenen Blüthchen erscheinen in kleinen Sträußchen lange vor dem Aus-
bruch der Blätter, welche regelmäßig elliptisch eirund, spitz und ganzrandig
sind, kreuzweise gegenständig und beiderseits mit anliegenden sich leicht ab-
lösenden steifen Borstchen versehen sind, so daß sie an den Fingern leicht
ein etwas brennendes Jucken hervorbringen. Die bekannten länglich eirunden
Anfangs korallrothen später dunkelrothen Früchte umschließen einen fast
walzigen Stein und verlieren erst bei der vollständigsten Reife ihren herben
kratzenden Geschmack und werden säuerlich süß.

Das Holz ist außerordentlich hart, dicht und schwer, und wird in
dieser Hinsicht von keiner unserer Holzarten übertroffen und hat nur den
einen Fehler, daß es nur in schwachen etwa höchstens 4--5 Zoll dicken
und einige Fuß langen Stücken zu haben ist. Es ist im Kern dunkel
braunroth, Splint röthlich oder gelblich weiß. Ob die weiland so renom-
mirten "Ziegenhainer" der Studenten nach Metzger von dieser oder
nicht vielmehr von der folgenden viel häufigeren und eben so festes Holz
habenden Art stammen ist zu entscheiden. In jedem Falle dienen dazu
nur die geraden straffen Stocklohden.

Wildwachsend kommt diese Art mehr im Süden Deutschlands in
trocknen sonnigen Gebirgslagen vor.

Zum Theil possirlich klingende Volksnamen sind: Karnütchen, Herlitze,
Herlitzchen, Körnel, Hornske, Judenkirsche, Korneliuskirsche, Dierlitzen,
Derlitzen, Kornelle und viele andere.

Der gemeine oder rothe Hartriegel gleicht nur in dem etwas
größeren Blatte der vorigen Art, und weicht in anderen Merkmalen sehr
von ihr ab. Er blüht erst im Mai nachdem das Laub vollkommen aus-

Roßmäßler, der Wald. 31

ſchaft der menſchlichen Wohnungen antreffen. Auch darin ſtimmen von
beiden Gattungen die beiden erſtgenannten Arten überein, daß ſie eine
Menge Volksnamen beſitzen, von denen ich für Cornus mascula denjenigen
ausgewählt habe, der eine Verſchmelzung aus Kornel- oder Kornelius-
Kirſche und dem allgemeinen deutſchen Gattungsnamen Hartriegel iſt.

Der ſperrig äſtige Buſch, des Kornel-Hartriegels, der ſelten eine
kleine Baumkrone auf einem einfachen Stämmchen bildet, blüht kurze Zeit
nach der Haſel, alſo mit unter den Erſten des Frühjahrs. Die kleinen
goldgelben mit 4 ſternförmig geſtellten Blumenblättern, 4 Staubgefäßen
und 1 Griffel, Alles von einem kleinen vierzähnigen Kelche geſtützt, ver-
ſehenen Blüthchen erſcheinen in kleinen Sträußchen lange vor dem Aus-
bruch der Blätter, welche regelmäßig elliptiſch eirund, ſpitz und ganzrandig
ſind, kreuzweiſe gegenſtändig und beiderſeits mit anliegenden ſich leicht ab-
löſenden ſteifen Borſtchen verſehen ſind, ſo daß ſie an den Fingern leicht
ein etwas brennendes Jucken hervorbringen. Die bekannten länglich eirunden
Anfangs korallrothen ſpäter dunkelrothen Früchte umſchließen einen faſt
walzigen Stein und verlieren erſt bei der vollſtändigſten Reife ihren herben
kratzenden Geſchmack und werden ſäuerlich ſüß.

Das Holz iſt außerordentlich hart, dicht und ſchwer, und wird in
dieſer Hinſicht von keiner unſerer Holzarten übertroffen und hat nur den
einen Fehler, daß es nur in ſchwachen etwa höchſtens 4—5 Zoll dicken
und einige Fuß langen Stücken zu haben iſt. Es iſt im Kern dunkel
braunroth, Splint röthlich oder gelblich weiß. Ob die weiland ſo renom-
mirten „Ziegenhainer“ der Studenten nach Metzger von dieſer oder
nicht vielmehr von der folgenden viel häufigeren und eben ſo feſtes Holz
habenden Art ſtammen iſt zu entſcheiden. In jedem Falle dienen dazu
nur die geraden ſtraffen Stocklohden.

Wildwachſend kommt dieſe Art mehr im Süden Deutſchlands in
trocknen ſonnigen Gebirgslagen vor.

Zum Theil poſſirlich klingende Volksnamen ſind: Karnütchen, Herlitze,
Herlitzchen, Körnel, Hornske, Judenkirſche, Korneliuskirſche, Dierlitzen,
Derlitzen, Kornelle und viele andere.

Der gemeine oder rothe Hartriegel gleicht nur in dem etwas
größeren Blatte der vorigen Art, und weicht in anderen Merkmalen ſehr
von ihr ab. Er blüht erſt im Mai nachdem das Laub vollkommen aus-

Roßmäßler, der Wald. 31
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[481/0531] ſchaft der menſchlichen Wohnungen antreffen. Auch darin ſtimmen von beiden Gattungen die beiden erſtgenannten Arten überein, daß ſie eine Menge Volksnamen beſitzen, von denen ich für Cornus mascula denjenigen ausgewählt habe, der eine Verſchmelzung aus Kornel- oder Kornelius- Kirſche und dem allgemeinen deutſchen Gattungsnamen Hartriegel iſt. Der ſperrig äſtige Buſch, des Kornel-Hartriegels, der ſelten eine kleine Baumkrone auf einem einfachen Stämmchen bildet, blüht kurze Zeit nach der Haſel, alſo mit unter den Erſten des Frühjahrs. Die kleinen goldgelben mit 4 ſternförmig geſtellten Blumenblättern, 4 Staubgefäßen und 1 Griffel, Alles von einem kleinen vierzähnigen Kelche geſtützt, ver- ſehenen Blüthchen erſcheinen in kleinen Sträußchen lange vor dem Aus- bruch der Blätter, welche regelmäßig elliptiſch eirund, ſpitz und ganzrandig ſind, kreuzweiſe gegenſtändig und beiderſeits mit anliegenden ſich leicht ab- löſenden ſteifen Borſtchen verſehen ſind, ſo daß ſie an den Fingern leicht ein etwas brennendes Jucken hervorbringen. Die bekannten länglich eirunden Anfangs korallrothen ſpäter dunkelrothen Früchte umſchließen einen faſt walzigen Stein und verlieren erſt bei der vollſtändigſten Reife ihren herben kratzenden Geſchmack und werden ſäuerlich ſüß. Das Holz iſt außerordentlich hart, dicht und ſchwer, und wird in dieſer Hinſicht von keiner unſerer Holzarten übertroffen und hat nur den einen Fehler, daß es nur in ſchwachen etwa höchſtens 4—5 Zoll dicken und einige Fuß langen Stücken zu haben iſt. Es iſt im Kern dunkel braunroth, Splint röthlich oder gelblich weiß. Ob die weiland ſo renom- mirten „Ziegenhainer“ der Studenten nach Metzger von dieſer oder nicht vielmehr von der folgenden viel häufigeren und eben ſo feſtes Holz habenden Art ſtammen iſt zu entſcheiden. In jedem Falle dienen dazu nur die geraden ſtraffen Stocklohden. Wildwachſend kommt dieſe Art mehr im Süden Deutſchlands in trocknen ſonnigen Gebirgslagen vor. Zum Theil poſſirlich klingende Volksnamen ſind: Karnütchen, Herlitze, Herlitzchen, Körnel, Hornske, Judenkirſche, Korneliuskirſche, Dierlitzen, Derlitzen, Kornelle und viele andere. Der gemeine oder rothe Hartriegel gleicht nur in dem etwas größeren Blatte der vorigen Art, und weicht in anderen Merkmalen ſehr von ihr ab. Er blüht erſt im Mai nachdem das Laub vollkommen aus- Roßmäßler, der Wald. 31

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/531>, abgerufen am 22.12.2024.