Der schwarze Hollunder, eben so häufig auch Flieder genannt, ist allgemein bekannt, denn er überschirmt fast jeden Backofen und steht hinter jeder Scheune in allen deutschen Dörfern, wo er viel heimischer ist als draußen im Walde.
Zur Familie der Karden-Gewächse, Dipsaceen, in nahe Nachbarschaft des Baldrians gehörig steht die Gattung Sambucus bei Linne in dem bunten Sammelsurium seiner fünften Klasse, Pentandria, blos weil die kleinen fünflappigen Sternblumen 5 Staubgefäße zählen, was die Gattung in die doch wahrhaftig unverwandte Nachbarschaft von Vergißmeinnicht, Winde, Bilsenkraut, Tabak, Kartoffel, Königskerze, Veilchen, Primel, Kümmel, Schierling, Weinstock, Lein, Tollkirsche, und zu anderen tollen Allianzen bringt. Die blauschwarzen saftigen Beeren, die wie die Blüth- chen in einer fast ebenflächigen Trugdolde zahlreich beisammen stehen und die ungleichzählig gefiederten kreuzweis gegenüberstehenden Blätter sind uns bekannt, eben so daß die Triebe ein dickes schneeweißes Mark besitzen. Auch von der vielfachen Verwendung der Blüthe und Frucht in Küche und Krankenstube braucht nicht die Rede zu sein. Der bis 20 und 30 Fuß hoch aber nur selten bis fußdick werdende baumartige Busch wächst nur langsam und weniger in der Höhe als zu einem breiten Schirmdach aus und festigt sein gelbweißes, in der Frühjahrsschicht großporiges, Holz zu bedeutender Härte und macht es dadurch zu einer gesuchten Waare für diejenigen Gewerbe, welche dichtes festes Holz zu kleineren Gegenständen bedürfen.
Wo er im Walde, wenn wir den schwarzen Flieder dort antreffen wirklich "wild", d. h. an seiner ursprünglichen Heimathsstätte erwachsen oder nicht vielmehr der lebendige Ueberrest einer verschwundenen mensch- lichen Ansiedelung sei, wo also seine eigentliche Heimath sei und welche Ausdehnung dieselbe habe, darüber ist wohl schwer eine sichere Auskunft zu geben, zumal er leicht durch Vögel, die seine Beeren gern fressen, viel- fach verschleppt und seines Nutzens wegen vielfach gehegt wird; wahr- scheinlich ohne aus Samen erzogen zu werden, da er auf schuttigem Boden, den er besonders liebt, leicht von selbst aus verbreitetem Samen aufgeht, auch durch Stecklinge und Ableger sich leicht vermehren läßt und ein großes Ausschlagsvermögen hat. Der Ruf des Hollunders als Haus-
Der ſchwarze Hollunder, eben ſo häufig auch Flieder genannt, iſt allgemein bekannt, denn er überſchirmt faſt jeden Backofen und ſteht hinter jeder Scheune in allen deutſchen Dörfern, wo er viel heimiſcher iſt als draußen im Walde.
Zur Familie der Karden-Gewächſe, Dipſaceen, in nahe Nachbarſchaft des Baldrians gehörig ſteht die Gattung Sambucus bei Linné in dem bunten Sammelſurium ſeiner fünften Klaſſe, Pentandria, blos weil die kleinen fünflappigen Sternblumen 5 Staubgefäße zählen, was die Gattung in die doch wahrhaftig unverwandte Nachbarſchaft von Vergißmeinnicht, Winde, Bilſenkraut, Tabak, Kartoffel, Königskerze, Veilchen, Primel, Kümmel, Schierling, Weinſtock, Lein, Tollkirſche, und zu anderen tollen Allianzen bringt. Die blauſchwarzen ſaftigen Beeren, die wie die Blüth- chen in einer faſt ebenflächigen Trugdolde zahlreich beiſammen ſtehen und die ungleichzählig gefiederten kreuzweis gegenüberſtehenden Blätter ſind uns bekannt, eben ſo daß die Triebe ein dickes ſchneeweißes Mark beſitzen. Auch von der vielfachen Verwendung der Blüthe und Frucht in Küche und Krankenſtube braucht nicht die Rede zu ſein. Der bis 20 und 30 Fuß hoch aber nur ſelten bis fußdick werdende baumartige Buſch wächſt nur langſam und weniger in der Höhe als zu einem breiten Schirmdach aus und feſtigt ſein gelbweißes, in der Frühjahrsſchicht großporiges, Holz zu bedeutender Härte und macht es dadurch zu einer geſuchten Waare für diejenigen Gewerbe, welche dichtes feſtes Holz zu kleineren Gegenſtänden bedürfen.
Wo er im Walde, wenn wir den ſchwarzen Flieder dort antreffen wirklich „wild“, d. h. an ſeiner urſprünglichen Heimathsſtätte erwachſen oder nicht vielmehr der lebendige Ueberreſt einer verſchwundenen menſch- lichen Anſiedelung ſei, wo alſo ſeine eigentliche Heimath ſei und welche Ausdehnung dieſelbe habe, darüber iſt wohl ſchwer eine ſichere Auskunft zu geben, zumal er leicht durch Vögel, die ſeine Beeren gern freſſen, viel- fach verſchleppt und ſeines Nutzens wegen vielfach gehegt wird; wahr- ſcheinlich ohne aus Samen erzogen zu werden, da er auf ſchuttigem Boden, den er beſonders liebt, leicht von ſelbſt aus verbreitetem Samen aufgeht, auch durch Stecklinge und Ableger ſich leicht vermehren läßt und ein großes Ausſchlagsvermögen hat. Der Ruf des Hollunders als Haus-
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Der ſchwarze Hollunder, eben ſo häufig auch Flieder genannt,
iſt allgemein bekannt, denn er überſchirmt faſt jeden Backofen und ſteht
hinter jeder Scheune in allen deutſchen Dörfern, wo er viel heimiſcher iſt
als draußen im Walde.
Zur Familie der Karden-Gewächſe, Dipſaceen, in nahe Nachbarſchaft
des Baldrians gehörig ſteht die Gattung Sambucus bei Linné in dem
bunten Sammelſurium ſeiner fünften Klaſſe, Pentandria, blos weil die
kleinen fünflappigen Sternblumen 5 Staubgefäße zählen, was die Gattung
in die doch wahrhaftig unverwandte Nachbarſchaft von Vergißmeinnicht,
Winde, Bilſenkraut, Tabak, Kartoffel, Königskerze, Veilchen, Primel,
Kümmel, Schierling, Weinſtock, Lein, Tollkirſche, und zu anderen tollen
Allianzen bringt. Die blauſchwarzen ſaftigen Beeren, die wie die Blüth-
chen in einer faſt ebenflächigen Trugdolde zahlreich beiſammen ſtehen und
die ungleichzählig gefiederten kreuzweis gegenüberſtehenden Blätter ſind
uns bekannt, eben ſo daß die Triebe ein dickes ſchneeweißes Mark beſitzen.
Auch von der vielfachen Verwendung der Blüthe und Frucht in Küche
und Krankenſtube braucht nicht die Rede zu ſein. Der bis 20 und 30 Fuß
hoch aber nur ſelten bis fußdick werdende baumartige Buſch wächſt nur
langſam und weniger in der Höhe als zu einem breiten Schirmdach aus
und feſtigt ſein gelbweißes, in der Frühjahrsſchicht großporiges, Holz zu
bedeutender Härte und macht es dadurch zu einer geſuchten Waare für
diejenigen Gewerbe, welche dichtes feſtes Holz zu kleineren Gegenſtänden
bedürfen.
Wo er im Walde, wenn wir den ſchwarzen Flieder dort antreffen
wirklich „wild“, d. h. an ſeiner urſprünglichen Heimathsſtätte erwachſen
oder nicht vielmehr der lebendige Ueberreſt einer verſchwundenen menſch-
lichen Anſiedelung ſei, wo alſo ſeine eigentliche Heimath ſei und welche
Ausdehnung dieſelbe habe, darüber iſt wohl ſchwer eine ſichere Auskunft
zu geben, zumal er leicht durch Vögel, die ſeine Beeren gern freſſen, viel-
fach verſchleppt und ſeines Nutzens wegen vielfach gehegt wird; wahr-
ſcheinlich ohne aus Samen erzogen zu werden, da er auf ſchuttigem Boden,
den er beſonders liebt, leicht von ſelbſt aus verbreitetem Samen aufgeht,
auch durch Stecklinge und Ableger ſich leicht vermehren läßt und ein
großes Ausſchlagsvermögen hat. Der Ruf des Hollunders als Haus-
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/529>, abgerufen am 22.12.2024.
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