Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

Bild:
<< vorherige Seite

breiten Blätter beitragen. Dadurch, daß die unteren älteren, selbst die
ausgreifendsten Aeste, an ihren Enden in schönem Bogen aufwärts strebend,
ununterbrochen mit Endlangtrieben fortwachsen, während bei andern Baum-
arten diese sich mehr seitlich ausdehnen, gewinnt im hohen Alter die
Schwarzpappel eine breite, oben fast ebene, gewissermaaßen viereckige
Kronengestalt.

Die Wurzel schickt einen Theil der Aeste tief in den Boden und
läßt die übrigen ganz seicht im Boden weithin streichen.

Das Holz ist dem der vorhergehenden Arten sehr ähnlich, doch etwas
zäher, wenn auch großporiger und daher weniger dicht. Auf gutem Boden
macht die Schwarzpappel in der ersten Hälfte ihres Lebens sehr starke,
zuweilen 1/2 Zoll breite Jahreslagen.

Abarten sind von der Schwarzpappel nicht bekannt. Man kann
aber in ihr zuweilen irre werden, wenn es sich um jüngere etwa fußdicke,
geschneidelte und geköpfte Bäume handelt, welche von ebenso behandelten
italienischen Pappeln schwer zu unterscheiden sind.

Das Leben der Schwarzpappel hat alle Hauptzüge mit der Espe
gemein: Blüthe- und Reifzeit, Schnellwüchsigkeit in der Jugend, späte
Kronenabwölbung und große Ausschlagsfähigkeit. Letztere ist an der Wurzel
etwas geringer als bei der Espe, aber viel größer am Stock, Stamme
und in der Krone, daher sie sich ganz vorzüglich zu Kopfholz- und
Schneidelwirthschaft eignet (S. 391.). Eine als Kopfholz behandelte
Schwarzpappel zeigt namentlich im unbelaubten Zustande eine große
Aehnlichkeit mit einer Kopfweide, und dies hat ihr ohne Zweifel den
Namen "Pappelweide" verschafft, der im Volke sehr gebräuchlich ist.
Selbst alte Bäume treiben aus dem Stocke auf hinlänglich lockerem
Boden eine Menge Schößlinge, welche kräftig wachsen und dem Baume
ein schönes grünes Fußgestell geben. Ihre weitausgreifenden mächtigen
Aeste machen ihr viel Bodenraum nöthig, weshalb sie immer sehr räumlich
steht. Das Leben der Schwarzpappel scheint eine sehr große Dauer zu
haben. Mit 40 bis 50 Jahren ist sie schon ein großer Baum, wird aber
viel älter und erreicht nicht selten im Freien aber gedeihlichen Stande
eine Höhe von 80 und mehr Fuß. Wie die Kopfweiden so werden auch
die geköpften und regelmäßig geschneidelten Schwarzpappeln zuletzt hohl,

breiten Blätter beitragen. Dadurch, daß die unteren älteren, ſelbſt die
ausgreifendſten Aeſte, an ihren Enden in ſchönem Bogen aufwärts ſtrebend,
ununterbrochen mit Endlangtrieben fortwachſen, während bei andern Baum-
arten dieſe ſich mehr ſeitlich ausdehnen, gewinnt im hohen Alter die
Schwarzpappel eine breite, oben faſt ebene, gewiſſermaaßen viereckige
Kronengeſtalt.

Die Wurzel ſchickt einen Theil der Aeſte tief in den Boden und
läßt die übrigen ganz ſeicht im Boden weithin ſtreichen.

Das Holz iſt dem der vorhergehenden Arten ſehr ähnlich, doch etwas
zäher, wenn auch großporiger und daher weniger dicht. Auf gutem Boden
macht die Schwarzpappel in der erſten Hälfte ihres Lebens ſehr ſtarke,
zuweilen ½ Zoll breite Jahreslagen.

Abarten ſind von der Schwarzpappel nicht bekannt. Man kann
aber in ihr zuweilen irre werden, wenn es ſich um jüngere etwa fußdicke,
geſchneidelte und geköpfte Bäume handelt, welche von ebenſo behandelten
italieniſchen Pappeln ſchwer zu unterſcheiden ſind.

Das Leben der Schwarzpappel hat alle Hauptzüge mit der Espe
gemein: Blüthe- und Reifzeit, Schnellwüchſigkeit in der Jugend, ſpäte
Kronenabwölbung und große Ausſchlagsfähigkeit. Letztere iſt an der Wurzel
etwas geringer als bei der Espe, aber viel größer am Stock, Stamme
und in der Krone, daher ſie ſich ganz vorzüglich zu Kopfholz- und
Schneidelwirthſchaft eignet (S. 391.). Eine als Kopfholz behandelte
Schwarzpappel zeigt namentlich im unbelaubten Zuſtande eine große
Aehnlichkeit mit einer Kopfweide, und dies hat ihr ohne Zweifel den
Namen „Pappelweide“ verſchafft, der im Volke ſehr gebräuchlich iſt.
Selbſt alte Bäume treiben aus dem Stocke auf hinlänglich lockerem
Boden eine Menge Schößlinge, welche kräftig wachſen und dem Baume
ein ſchönes grünes Fußgeſtell geben. Ihre weitausgreifenden mächtigen
Aeſte machen ihr viel Bodenraum nöthig, weshalb ſie immer ſehr räumlich
ſteht. Das Leben der Schwarzpappel ſcheint eine ſehr große Dauer zu
haben. Mit 40 bis 50 Jahren iſt ſie ſchon ein großer Baum, wird aber
viel älter und erreicht nicht ſelten im Freien aber gedeihlichen Stande
eine Höhe von 80 und mehr Fuß. Wie die Kopfweiden ſo werden auch
die geköpften und regelmäßig geſchneidelten Schwarzpappeln zuletzt hohl,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0498" n="452"/>
breiten Blätter beitragen. Dadurch, daß die unteren älteren, &#x017F;elb&#x017F;t die<lb/>
ausgreifend&#x017F;ten Ae&#x017F;te, an ihren Enden in &#x017F;chönem Bogen aufwärts &#x017F;trebend,<lb/>
ununterbrochen mit Endlangtrieben fortwach&#x017F;en, während bei andern Baum-<lb/>
arten die&#x017F;e &#x017F;ich mehr &#x017F;eitlich ausdehnen, gewinnt im hohen Alter die<lb/>
Schwarzpappel eine breite, oben fa&#x017F;t ebene, gewi&#x017F;&#x017F;ermaaßen viereckige<lb/>
Kronenge&#x017F;talt.</p><lb/>
              <p>Die <hi rendition="#g">Wurzel</hi> &#x017F;chickt einen Theil der Ae&#x017F;te tief in den Boden und<lb/>
läßt die übrigen ganz &#x017F;eicht im Boden weithin &#x017F;treichen.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#g">Holz</hi> i&#x017F;t dem der vorhergehenden Arten &#x017F;ehr ähnlich, doch etwas<lb/>
zäher, wenn auch großporiger und daher weniger dicht. Auf gutem Boden<lb/>
macht die Schwarzpappel in der er&#x017F;ten Hälfte ihres Lebens &#x017F;ehr &#x017F;tarke,<lb/>
zuweilen ½ Zoll breite Jahreslagen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#g">Abarten</hi> &#x017F;ind von der Schwarzpappel nicht bekannt. Man kann<lb/>
aber in ihr zuweilen irre werden, wenn es &#x017F;ich um jüngere etwa fußdicke,<lb/>
ge&#x017F;chneidelte und geköpfte Bäume handelt, welche von eben&#x017F;o behandelten<lb/>
italieni&#x017F;chen Pappeln &#x017F;chwer zu unter&#x017F;cheiden &#x017F;ind.</p><lb/>
              <p>Das <hi rendition="#g">Leben</hi> der Schwarzpappel hat alle Hauptzüge mit der Espe<lb/>
gemein: Blüthe- und Reifzeit, Schnellwüch&#x017F;igkeit in der Jugend, &#x017F;päte<lb/>
Kronenabwölbung und große Aus&#x017F;chlagsfähigkeit. Letztere i&#x017F;t an der Wurzel<lb/>
etwas geringer als bei der Espe, aber viel größer am Stock, Stamme<lb/>
und in der Krone, daher &#x017F;ie &#x017F;ich ganz vorzüglich zu Kopfholz- und<lb/>
Schneidelwirth&#x017F;chaft eignet (S. 391.). Eine als Kopfholz behandelte<lb/>
Schwarzpappel zeigt namentlich im unbelaubten Zu&#x017F;tande eine große<lb/>
Aehnlichkeit mit einer Kopfweide, und dies hat ihr ohne Zweifel den<lb/>
Namen &#x201E;Pappelweide&#x201C; ver&#x017F;chafft, der im Volke &#x017F;ehr gebräuchlich i&#x017F;t.<lb/>
Selb&#x017F;t alte Bäume treiben aus dem Stocke auf hinlänglich lockerem<lb/>
Boden eine Menge Schößlinge, welche kräftig wach&#x017F;en und dem Baume<lb/>
ein &#x017F;chönes grünes Fußge&#x017F;tell geben. Ihre weitausgreifenden mächtigen<lb/>
Ae&#x017F;te machen ihr viel Bodenraum nöthig, weshalb &#x017F;ie immer &#x017F;ehr räumlich<lb/>
&#x017F;teht. Das Leben der Schwarzpappel &#x017F;cheint eine &#x017F;ehr große Dauer zu<lb/>
haben. Mit 40 bis 50 Jahren i&#x017F;t &#x017F;ie &#x017F;chon ein großer Baum, wird aber<lb/>
viel älter und erreicht nicht &#x017F;elten im Freien aber gedeihlichen Stande<lb/>
eine Höhe von 80 und mehr Fuß. Wie die Kopfweiden &#x017F;o werden auch<lb/>
die geköpften und regelmäßig ge&#x017F;chneidelten Schwarzpappeln zuletzt hohl,<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[452/0498] breiten Blätter beitragen. Dadurch, daß die unteren älteren, ſelbſt die ausgreifendſten Aeſte, an ihren Enden in ſchönem Bogen aufwärts ſtrebend, ununterbrochen mit Endlangtrieben fortwachſen, während bei andern Baum- arten dieſe ſich mehr ſeitlich ausdehnen, gewinnt im hohen Alter die Schwarzpappel eine breite, oben faſt ebene, gewiſſermaaßen viereckige Kronengeſtalt. Die Wurzel ſchickt einen Theil der Aeſte tief in den Boden und läßt die übrigen ganz ſeicht im Boden weithin ſtreichen. Das Holz iſt dem der vorhergehenden Arten ſehr ähnlich, doch etwas zäher, wenn auch großporiger und daher weniger dicht. Auf gutem Boden macht die Schwarzpappel in der erſten Hälfte ihres Lebens ſehr ſtarke, zuweilen ½ Zoll breite Jahreslagen. Abarten ſind von der Schwarzpappel nicht bekannt. Man kann aber in ihr zuweilen irre werden, wenn es ſich um jüngere etwa fußdicke, geſchneidelte und geköpfte Bäume handelt, welche von ebenſo behandelten italieniſchen Pappeln ſchwer zu unterſcheiden ſind. Das Leben der Schwarzpappel hat alle Hauptzüge mit der Espe gemein: Blüthe- und Reifzeit, Schnellwüchſigkeit in der Jugend, ſpäte Kronenabwölbung und große Ausſchlagsfähigkeit. Letztere iſt an der Wurzel etwas geringer als bei der Espe, aber viel größer am Stock, Stamme und in der Krone, daher ſie ſich ganz vorzüglich zu Kopfholz- und Schneidelwirthſchaft eignet (S. 391.). Eine als Kopfholz behandelte Schwarzpappel zeigt namentlich im unbelaubten Zuſtande eine große Aehnlichkeit mit einer Kopfweide, und dies hat ihr ohne Zweifel den Namen „Pappelweide“ verſchafft, der im Volke ſehr gebräuchlich iſt. Selbſt alte Bäume treiben aus dem Stocke auf hinlänglich lockerem Boden eine Menge Schößlinge, welche kräftig wachſen und dem Baume ein ſchönes grünes Fußgeſtell geben. Ihre weitausgreifenden mächtigen Aeſte machen ihr viel Bodenraum nöthig, weshalb ſie immer ſehr räumlich ſteht. Das Leben der Schwarzpappel ſcheint eine ſehr große Dauer zu haben. Mit 40 bis 50 Jahren iſt ſie ſchon ein großer Baum, wird aber viel älter und erreicht nicht ſelten im Freien aber gedeihlichen Stande eine Höhe von 80 und mehr Fuß. Wie die Kopfweiden ſo werden auch die geköpften und regelmäßig geſchneidelten Schwarzpappeln zuletzt hohl,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/498
Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/498>, abgerufen am 14.06.2024.