Die Laubknospen sind kegelförmig, sehr hart und spitz, braun, kahl, armschuppig, senkrecht über der großen, schiefen Blattstielnarbe stehend und an den Trieb angedrückt; Endknospe immer merklich größer. Das Mark der Triebe ist, ähnlich dem der Eichen, mehr oder weniger deutlich fünf- eckig. Keimpflänzchen sehr klein, mit kleinen runden Samenlappen, gegen die Kälte sehr dauerhaft aber im Schatten leicht vergehend.
Der Stamm der Espe ist gerade, fast walzenrund bis hochhinauf sich von allen Aesten reinigend, und sich dann, meist mit deutlicher Bei- behaltung der Stammrichtung wenige schwache und sehr lange Aeste treibend. Er ist, da die Espe meist im Schlusse mit anderen Baumarten erwächst, zu seiner Höhe meist verhältnißmäßig schwach. Rinde lange Zeit ganz glatt, grüngrau und erst in höherem Alter im unteren Drittel der Stammhöhe in kleine fast rautenförmige unten dicht zusammengedrängte, nach oben hin mehr einzeln stehende und kleinere wulstige Borkenrisse auf- springend, welche am unteren Stammtheile in feine Längsfurchen mit breiteren flachen Zwischensätteln zusammenfließen. Die Krone ist selbst an ausgewachsenen Bäumen klein, eirund und sehr locker, nur an frei- stehenden Bäumen ist sie etwas dichter und größer, und alsdann gerundet. Die Triebe ziemlich stark und an alten Bäumen vorwaltend Kurztriebe, mit gelblich aschgrauer Rinde. Die Wurzel treibt nur wenig Aeste tief in den Boden, die meisten breiten sich flach und weit in der Oberfläche aus. Das Holz haben wir (S. 371) schon als das leichteste (neben dem der übrigen Pappelarten, der Linden und der Weiden) kennen gelernt; Holzzellen sehr fein, dünnwandig, Gefäße (Poren) klein, sehr zahlreich, als ein dichtes unregelmäßiges Maschennetz in dem Zellgewebe vertheilt, im Herbstholze sehr sparsam und dadurch die meist ziemlich breiten Jahr- ringe deutlich bezeichnend. Holzfarbe gleichmäßig gelbweiß ohne Kernholz- färbung; Markstrahlen sehr fein und sehr zahlreich. Das Espenholz ist sehr weich, spaltet sehr gerade, ist wenig biegsam, im Trocknen sehr dauer- haft und brennt bei gutem Luftzug sehr lebhaft. Nördlinger theilt mit, daß man in Rußland mit Espenholz die Züge der Oefen ausbrennt, da es den Ruß verzehren soll.
Abarten sind von der Espe nicht bekannt.
Hinsichtlich des Standortes ist keine Holzart weniger wählerisch als die Espe, da sie vom höchsten Norden bis Mitteleuropa in der Höhe
Die Laubknospen ſind kegelförmig, ſehr hart und ſpitz, braun, kahl, armſchuppig, ſenkrecht über der großen, ſchiefen Blattſtielnarbe ſtehend und an den Trieb angedrückt; Endknospe immer merklich größer. Das Mark der Triebe iſt, ähnlich dem der Eichen, mehr oder weniger deutlich fünf- eckig. Keimpflänzchen ſehr klein, mit kleinen runden Samenlappen, gegen die Kälte ſehr dauerhaft aber im Schatten leicht vergehend.
Der Stamm der Espe iſt gerade, faſt walzenrund bis hochhinauf ſich von allen Aeſten reinigend, und ſich dann, meiſt mit deutlicher Bei- behaltung der Stammrichtung wenige ſchwache und ſehr lange Aeſte treibend. Er iſt, da die Espe meiſt im Schluſſe mit anderen Baumarten erwächſt, zu ſeiner Höhe meiſt verhältnißmäßig ſchwach. Rinde lange Zeit ganz glatt, grüngrau und erſt in höherem Alter im unteren Drittel der Stammhöhe in kleine faſt rautenförmige unten dicht zuſammengedrängte, nach oben hin mehr einzeln ſtehende und kleinere wulſtige Borkenriſſe auf- ſpringend, welche am unteren Stammtheile in feine Längsfurchen mit breiteren flachen Zwiſchenſätteln zuſammenfließen. Die Krone iſt ſelbſt an ausgewachſenen Bäumen klein, eirund und ſehr locker, nur an frei- ſtehenden Bäumen iſt ſie etwas dichter und größer, und alsdann gerundet. Die Triebe ziemlich ſtark und an alten Bäumen vorwaltend Kurztriebe, mit gelblich aſchgrauer Rinde. Die Wurzel treibt nur wenig Aeſte tief in den Boden, die meiſten breiten ſich flach und weit in der Oberfläche aus. Das Holz haben wir (S. 371) ſchon als das leichteſte (neben dem der übrigen Pappelarten, der Linden und der Weiden) kennen gelernt; Holzzellen ſehr fein, dünnwandig, Gefäße (Poren) klein, ſehr zahlreich, als ein dichtes unregelmäßiges Maſchennetz in dem Zellgewebe vertheilt, im Herbſtholze ſehr ſparſam und dadurch die meiſt ziemlich breiten Jahr- ringe deutlich bezeichnend. Holzfarbe gleichmäßig gelbweiß ohne Kernholz- färbung; Markſtrahlen ſehr fein und ſehr zahlreich. Das Espenholz iſt ſehr weich, ſpaltet ſehr gerade, iſt wenig biegſam, im Trocknen ſehr dauer- haft und brennt bei gutem Luftzug ſehr lebhaft. Nördlinger theilt mit, daß man in Rußland mit Espenholz die Züge der Oefen ausbrennt, da es den Ruß verzehren ſoll.
Abarten ſind von der Espe nicht bekannt.
Hinſichtlich des Standortes iſt keine Holzart weniger wähleriſch als die Espe, da ſie vom höchſten Norden bis Mitteleuropa in der Höhe
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Die Laubknospen ſind kegelförmig, ſehr hart und ſpitz, braun, kahl,
armſchuppig, ſenkrecht über der großen, ſchiefen Blattſtielnarbe ſtehend und
an den Trieb angedrückt; Endknospe immer merklich größer. Das Mark
der Triebe iſt, ähnlich dem der Eichen, mehr oder weniger deutlich fünf-
eckig. Keimpflänzchen ſehr klein, mit kleinen runden Samenlappen,
gegen die Kälte ſehr dauerhaft aber im Schatten leicht vergehend.
Der Stamm der Espe iſt gerade, faſt walzenrund bis hochhinauf
ſich von allen Aeſten reinigend, und ſich dann, meiſt mit deutlicher Bei-
behaltung der Stammrichtung wenige ſchwache und ſehr lange Aeſte
treibend. Er iſt, da die Espe meiſt im Schluſſe mit anderen Baumarten
erwächſt, zu ſeiner Höhe meiſt verhältnißmäßig ſchwach. Rinde lange
Zeit ganz glatt, grüngrau und erſt in höherem Alter im unteren Drittel
der Stammhöhe in kleine faſt rautenförmige unten dicht zuſammengedrängte,
nach oben hin mehr einzeln ſtehende und kleinere wulſtige Borkenriſſe auf-
ſpringend, welche am unteren Stammtheile in feine Längsfurchen mit
breiteren flachen Zwiſchenſätteln zuſammenfließen. Die Krone iſt ſelbſt
an ausgewachſenen Bäumen klein, eirund und ſehr locker, nur an frei-
ſtehenden Bäumen iſt ſie etwas dichter und größer, und alsdann gerundet.
Die Triebe ziemlich ſtark und an alten Bäumen vorwaltend Kurztriebe,
mit gelblich aſchgrauer Rinde. Die Wurzel treibt nur wenig Aeſte tief
in den Boden, die meiſten breiten ſich flach und weit in der Oberfläche
aus. Das Holz haben wir (S. 371) ſchon als das leichteſte (neben dem
der übrigen Pappelarten, der Linden und der Weiden) kennen gelernt;
Holzzellen ſehr fein, dünnwandig, Gefäße (Poren) klein, ſehr zahlreich,
als ein dichtes unregelmäßiges Maſchennetz in dem Zellgewebe vertheilt,
im Herbſtholze ſehr ſparſam und dadurch die meiſt ziemlich breiten Jahr-
ringe deutlich bezeichnend. Holzfarbe gleichmäßig gelbweiß ohne Kernholz-
färbung; Markſtrahlen ſehr fein und ſehr zahlreich. Das Espenholz iſt
ſehr weich, ſpaltet ſehr gerade, iſt wenig biegſam, im Trocknen ſehr dauer-
haft und brennt bei gutem Luftzug ſehr lebhaft. Nördlinger theilt mit,
daß man in Rußland mit Espenholz die Züge der Oefen ausbrennt, da
es den Ruß verzehren ſoll.
Abarten ſind von der Espe nicht bekannt.
Hinſichtlich des Standortes iſt keine Holzart weniger wähleriſch
als die Espe, da ſie vom höchſten Norden bis Mitteleuropa in der Höhe
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/486>, abgerufen am 22.12.2024.
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