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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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krankhafte Bildung vor, welche unter dem Namen Donnerbesen,
Donnerbusch
oder Hexenbusch allgemein bekannt ist. Sie besteht in
einer klumpenförmigen Zusammendrängung meist nur wenige Zoll langer
zahlreicher Kurztriebe, welche namentlich bei der Birke im laublosen Zu-
stande fast wie große aus Reisern erbaute Vogelnester in das Auge fallen.
Die veranlassende nächste Ursache dieser Donnerbesen ist wohl noch weniger
mit Bestimmtheit nachzuweisen als bei der Maserbildung, mit welcher jene
im Wesentlichen des Bedingtseins zusammenfallen. Sonst leidet die Birke
von Krankheiten wenig außer den durch die Ungunst des Standorts
bedingten. Als Feinde, aber ohne beträchtlichen Einfluß, wären viele
Insekten, namentlich Käfer zu nennen, von denen wir aber nur einen
Schmetterling, die Nonne, Liparis monacha L., hervorheben wollen,
dessen Raupe zuweilen die Birke ganz entblättert. Diese von den ver-
schiedensten, Laub- wie Nadelhölzern lebende Raupe hat dabei die ver-
schwenderische Gewohnheit, daß sie von den Nadeln wie von den Blättern
die obere Hälfte abbeißt und fallen läßt und nur die untere Hälfte, von
den Laubbäumen fast nur den Blattstiel frißt.

Vor dem bei trocknem Wetter oft sehr zeitigen Laubfall färbt sich die
Birke in ein sehr reines Citronengelb und macht sich dadurch auf dem
dunkeln Hintergrunde der Nadelhölzer landschaftlich sehr geltend.

Die forstliche Bedeutung der Birke ist für minder fruchtbaren,
namentlich für Sandboden, der freilich nicht zu trocken sein darf, sehr
erheblich, obgleich weniger als bestandbildender sondern mehr als Vermischungs-
baum. Für den Mittelwald ist sie als schnellwüchsiger und wegen ihrer
dünnen durchsichtigen Belaubung wenig verdämmender Oberbaum von
großem Werth. Im Hochwaldbetrieb wird sie namentlich mit Kiefer und
Fichte untermischt, muß diesen aber zuletzt im höheren Bestandsalter, bis
zu welchem sie ihnen als Schutzbaum diente, weichen. Da die Birke
wenig Laubstreu giebt, und ihren Boden nur wenig beschattet, so bewirkt
sie eher eine Verschlechterung als Bereicherung des Bodens. Unter weniger
günstigen Bodenverhältnissen und wenn es sich um schnelle Erzeugung von
Brennholz, wenn dieses auch nur Knüppel- und Reißholz ist, handelt, ist
die Birke im Niederwaldbetriebe außerordentlich werthvoll.

Aus den angegebenen Verhältnissen ergiebt sich nun die forstliche
Behandlung
der Birke fast von selbst. Sie wird weniger durch Saat,

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krankhafte Bildung vor, welche unter dem Namen Donnerbeſen,
Donnerbuſch
oder Hexenbuſch allgemein bekannt iſt. Sie beſteht in
einer klumpenförmigen Zuſammendrängung meiſt nur wenige Zoll langer
zahlreicher Kurztriebe, welche namentlich bei der Birke im laubloſen Zu-
ſtande faſt wie große aus Reiſern erbaute Vogelneſter in das Auge fallen.
Die veranlaſſende nächſte Urſache dieſer Donnerbeſen iſt wohl noch weniger
mit Beſtimmtheit nachzuweiſen als bei der Maſerbildung, mit welcher jene
im Weſentlichen des Bedingtſeins zuſammenfallen. Sonſt leidet die Birke
von Krankheiten wenig außer den durch die Ungunſt des Standorts
bedingten. Als Feinde, aber ohne beträchtlichen Einfluß, wären viele
Inſekten, namentlich Käfer zu nennen, von denen wir aber nur einen
Schmetterling, die Nonne, Liparis monacha L., hervorheben wollen,
deſſen Raupe zuweilen die Birke ganz entblättert. Dieſe von den ver-
ſchiedenſten, Laub- wie Nadelhölzern lebende Raupe hat dabei die ver-
ſchwenderiſche Gewohnheit, daß ſie von den Nadeln wie von den Blättern
die obere Hälfte abbeißt und fallen läßt und nur die untere Hälfte, von
den Laubbäumen faſt nur den Blattſtiel frißt.

Vor dem bei trocknem Wetter oft ſehr zeitigen Laubfall färbt ſich die
Birke in ein ſehr reines Citronengelb und macht ſich dadurch auf dem
dunkeln Hintergrunde der Nadelhölzer landſchaftlich ſehr geltend.

Die forſtliche Bedeutung der Birke iſt für minder fruchtbaren,
namentlich für Sandboden, der freilich nicht zu trocken ſein darf, ſehr
erheblich, obgleich weniger als beſtandbildender ſondern mehr als Vermiſchungs-
baum. Für den Mittelwald iſt ſie als ſchnellwüchſiger und wegen ihrer
dünnen durchſichtigen Belaubung wenig verdämmender Oberbaum von
großem Werth. Im Hochwaldbetrieb wird ſie namentlich mit Kiefer und
Fichte untermiſcht, muß dieſen aber zuletzt im höheren Beſtandsalter, bis
zu welchem ſie ihnen als Schutzbaum diente, weichen. Da die Birke
wenig Laubſtreu giebt, und ihren Boden nur wenig beſchattet, ſo bewirkt
ſie eher eine Verſchlechterung als Bereicherung des Bodens. Unter weniger
günſtigen Bodenverhältniſſen und wenn es ſich um ſchnelle Erzeugung von
Brennholz, wenn dieſes auch nur Knüppel- und Reißholz iſt, handelt, iſt
die Birke im Niederwaldbetriebe außerordentlich werthvoll.

Aus den angegebenen Verhältniſſen ergiebt ſich nun die forſtliche
Behandlung
der Birke faſt von ſelbſt. Sie wird weniger durch Saat,

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[435/0479] krankhafte Bildung vor, welche unter dem Namen Donnerbeſen, Donnerbuſch oder Hexenbuſch allgemein bekannt iſt. Sie beſteht in einer klumpenförmigen Zuſammendrängung meiſt nur wenige Zoll langer zahlreicher Kurztriebe, welche namentlich bei der Birke im laubloſen Zu- ſtande faſt wie große aus Reiſern erbaute Vogelneſter in das Auge fallen. Die veranlaſſende nächſte Urſache dieſer Donnerbeſen iſt wohl noch weniger mit Beſtimmtheit nachzuweiſen als bei der Maſerbildung, mit welcher jene im Weſentlichen des Bedingtſeins zuſammenfallen. Sonſt leidet die Birke von Krankheiten wenig außer den durch die Ungunſt des Standorts bedingten. Als Feinde, aber ohne beträchtlichen Einfluß, wären viele Inſekten, namentlich Käfer zu nennen, von denen wir aber nur einen Schmetterling, die Nonne, Liparis monacha L., hervorheben wollen, deſſen Raupe zuweilen die Birke ganz entblättert. Dieſe von den ver- ſchiedenſten, Laub- wie Nadelhölzern lebende Raupe hat dabei die ver- ſchwenderiſche Gewohnheit, daß ſie von den Nadeln wie von den Blättern die obere Hälfte abbeißt und fallen läßt und nur die untere Hälfte, von den Laubbäumen faſt nur den Blattſtiel frißt. Vor dem bei trocknem Wetter oft ſehr zeitigen Laubfall färbt ſich die Birke in ein ſehr reines Citronengelb und macht ſich dadurch auf dem dunkeln Hintergrunde der Nadelhölzer landſchaftlich ſehr geltend. Die forſtliche Bedeutung der Birke iſt für minder fruchtbaren, namentlich für Sandboden, der freilich nicht zu trocken ſein darf, ſehr erheblich, obgleich weniger als beſtandbildender ſondern mehr als Vermiſchungs- baum. Für den Mittelwald iſt ſie als ſchnellwüchſiger und wegen ihrer dünnen durchſichtigen Belaubung wenig verdämmender Oberbaum von großem Werth. Im Hochwaldbetrieb wird ſie namentlich mit Kiefer und Fichte untermiſcht, muß dieſen aber zuletzt im höheren Beſtandsalter, bis zu welchem ſie ihnen als Schutzbaum diente, weichen. Da die Birke wenig Laubſtreu giebt, und ihren Boden nur wenig beſchattet, ſo bewirkt ſie eher eine Verſchlechterung als Bereicherung des Bodens. Unter weniger günſtigen Bodenverhältniſſen und wenn es ſich um ſchnelle Erzeugung von Brennholz, wenn dieſes auch nur Knüppel- und Reißholz iſt, handelt, iſt die Birke im Niederwaldbetriebe außerordentlich werthvoll. Aus den angegebenen Verhältniſſen ergiebt ſich nun die forſtliche Behandlung der Birke faſt von ſelbſt. Sie wird weniger durch Saat, 28*

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/479>, abgerufen am 22.12.2024.