Die Wurzel der gemeinen Birke macht nur wenige schwächliche Aeste ohne eine Pfahlwurzel, ja die Birke hat von allen unseren Waldbäumen die kleinste Wurzelverbreitung. Wenn nicht auf jeder so scheint doch auf manchen Bodenarten die Birkenwurzel den eigenthümlichen Einfluß auf ihren Standort auszuüben, daß sie den Boden, in welchem der Wurzelstock steht, auffallend schwarz färbt. Man hat dies zum Theil als einen be- weisenden Fall von Wurzelausscheidung der Pflanzen angeführt.
Das Holz der Birke gehört seinem Brennwerthe nach zu den besten und steht dem buchenen nicht viel nach; es ist hell, gelblich oder röthlich weiß, ohne Kernunterschied (Splintbaum), ziemlich weich aber fest, schwer- spaltig; die Holzzellen sehr fein und ziemlich dickwandig, Gefäße (Poren) zahlreich und fein, verschieden weit, meist zu 2--4 oder 5 aneinander- gereiht; Markstrahlen sehr fein, schmal und zahlreich; Jahresringe durch feine porenlose Herbstholzlinien bezeichnet; nach dem Mittelpunkte des Stammes hin meist mit zahlreichen gelbbraunen Markfleckchen; Mark sehr klein, auf dem Querschnitt undeutlich länglich dreieckig. Wegen der Undurchdringlich- keit der Rinde verstockt das Holz auch im Winter gefällter Stämme sehr schnell, daher dieselben stets sofort wenigstens theilweise entrindet werden müssen. Am Stock, und zuweilen auch am Stamme wo die Aeste aus- gehen, zeigt die Birke oft einen schönen Maser.
Daß man mehrere Abarten der gemeinen Birke findet, geht schon aus dem Gesagten hervor, obgleich der so auffallend charakteristische Habitus sie meist übersehen läßt.
Hinsichtlich des Standortes kennen wir die Birke bereits als eine es der Kiefer fast gleichthuende genügsame Holzart (S. 244) und können sie wie diese beinahe eine bodenvage *), d. h. auf allen Bodenarten ge- deihende Pflanze nennen; Jedoch verträgt sie weder einen zu trocknen noch einen zu feuchten, namentlich keinen den regelmäßigen Ueberschwemmungen ausgesetzten Auenboden der Ebene. Am besten wächst die Birke in einem frischen nicht zu bindigen Lehm- und feuchten humusreichen Sandboden. Wie allen Baumarten, so sieht man es namentlich der Birke aus ihrem
*) Nach Unger theilt man die Pflanzen in bodenvage, bodenholde und bodenstete, je nachdem sie gar nicht oder vorzugsweise oder ausschließend an eine gewisse Bodenbeschaffenheit gebunden sind. Diese Klassifikation hat aber viel Trügerisches.
Roßmäßler, der Wald. 28
Die Wurzel der gemeinen Birke macht nur wenige ſchwächliche Aeſte ohne eine Pfahlwurzel, ja die Birke hat von allen unſeren Waldbäumen die kleinſte Wurzelverbreitung. Wenn nicht auf jeder ſo ſcheint doch auf manchen Bodenarten die Birkenwurzel den eigenthümlichen Einfluß auf ihren Standort auszuüben, daß ſie den Boden, in welchem der Wurzelſtock ſteht, auffallend ſchwarz färbt. Man hat dies zum Theil als einen be- weiſenden Fall von Wurzelausſcheidung der Pflanzen angeführt.
Das Holz der Birke gehört ſeinem Brennwerthe nach zu den beſten und ſteht dem buchenen nicht viel nach; es iſt hell, gelblich oder röthlich weiß, ohne Kernunterſchied (Splintbaum), ziemlich weich aber feſt, ſchwer- ſpaltig; die Holzzellen ſehr fein und ziemlich dickwandig, Gefäße (Poren) zahlreich und fein, verſchieden weit, meiſt zu 2—4 oder 5 aneinander- gereiht; Markſtrahlen ſehr fein, ſchmal und zahlreich; Jahresringe durch feine porenloſe Herbſtholzlinien bezeichnet; nach dem Mittelpunkte des Stammes hin meiſt mit zahlreichen gelbbraunen Markfleckchen; Mark ſehr klein, auf dem Querſchnitt undeutlich länglich dreieckig. Wegen der Undurchdringlich- keit der Rinde verſtockt das Holz auch im Winter gefällter Stämme ſehr ſchnell, daher dieſelben ſtets ſofort wenigſtens theilweiſe entrindet werden müſſen. Am Stock, und zuweilen auch am Stamme wo die Aeſte aus- gehen, zeigt die Birke oft einen ſchönen Maſer.
Daß man mehrere Abarten der gemeinen Birke findet, geht ſchon aus dem Geſagten hervor, obgleich der ſo auffallend charakteriſtiſche Habitus ſie meiſt überſehen läßt.
Hinſichtlich des Standortes kennen wir die Birke bereits als eine es der Kiefer faſt gleichthuende genügſame Holzart (S. 244) und können ſie wie dieſe beinahe eine bodenvage *), d. h. auf allen Bodenarten ge- deihende Pflanze nennen; Jedoch verträgt ſie weder einen zu trocknen noch einen zu feuchten, namentlich keinen den regelmäßigen Ueberſchwemmungen ausgeſetzten Auenboden der Ebene. Am beſten wächſt die Birke in einem friſchen nicht zu bindigen Lehm- und feuchten humusreichen Sandboden. Wie allen Baumarten, ſo ſieht man es namentlich der Birke aus ihrem
*) Nach Unger theilt man die Pflanzen in bodenvage, bodenholde und bodenſtete, je nachdem ſie gar nicht oder vorzugsweiſe oder ausſchließend an eine gewiſſe Bodenbeſchaffenheit gebunden ſind. Dieſe Klaſſifikation hat aber viel Trügeriſches.
Roßmäßler, der Wald. 28
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Die Wurzel der gemeinen Birke macht nur wenige ſchwächliche Aeſte
ohne eine Pfahlwurzel, ja die Birke hat von allen unſeren Waldbäumen
die kleinſte Wurzelverbreitung. Wenn nicht auf jeder ſo ſcheint doch auf
manchen Bodenarten die Birkenwurzel den eigenthümlichen Einfluß auf
ihren Standort auszuüben, daß ſie den Boden, in welchem der Wurzelſtock
ſteht, auffallend ſchwarz färbt. Man hat dies zum Theil als einen be-
weiſenden Fall von Wurzelausſcheidung der Pflanzen angeführt.
Das Holz der Birke gehört ſeinem Brennwerthe nach zu den beſten
und ſteht dem buchenen nicht viel nach; es iſt hell, gelblich oder röthlich
weiß, ohne Kernunterſchied (Splintbaum), ziemlich weich aber feſt, ſchwer-
ſpaltig; die Holzzellen ſehr fein und ziemlich dickwandig, Gefäße (Poren)
zahlreich und fein, verſchieden weit, meiſt zu 2—4 oder 5 aneinander-
gereiht; Markſtrahlen ſehr fein, ſchmal und zahlreich; Jahresringe durch feine
porenloſe Herbſtholzlinien bezeichnet; nach dem Mittelpunkte des Stammes
hin meiſt mit zahlreichen gelbbraunen Markfleckchen; Mark ſehr klein, auf
dem Querſchnitt undeutlich länglich dreieckig. Wegen der Undurchdringlich-
keit der Rinde verſtockt das Holz auch im Winter gefällter Stämme ſehr
ſchnell, daher dieſelben ſtets ſofort wenigſtens theilweiſe entrindet werden
müſſen. Am Stock, und zuweilen auch am Stamme wo die Aeſte aus-
gehen, zeigt die Birke oft einen ſchönen Maſer.
Daß man mehrere Abarten der gemeinen Birke findet, geht ſchon
aus dem Geſagten hervor, obgleich der ſo auffallend charakteriſtiſche Habitus
ſie meiſt überſehen läßt.
Hinſichtlich des Standortes kennen wir die Birke bereits als eine
es der Kiefer faſt gleichthuende genügſame Holzart (S. 244) und können
ſie wie dieſe beinahe eine bodenvage *), d. h. auf allen Bodenarten ge-
deihende Pflanze nennen; Jedoch verträgt ſie weder einen zu trocknen noch
einen zu feuchten, namentlich keinen den regelmäßigen Ueberſchwemmungen
ausgeſetzten Auenboden der Ebene. Am beſten wächſt die Birke in einem
friſchen nicht zu bindigen Lehm- und feuchten humusreichen Sandboden.
Wie allen Baumarten, ſo ſieht man es namentlich der Birke aus ihrem
*) Nach Unger theilt man die Pflanzen in bodenvage, bodenholde und
bodenſtete, je nachdem ſie gar nicht oder vorzugsweiſe oder ausſchließend an eine
gewiſſe Bodenbeſchaffenheit gebunden ſind. Dieſe Klaſſifikation hat aber viel Trügeriſches.
Roßmäßler, der Wald. 28
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 433. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/477>, abgerufen am 22.12.2024.
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