gemein angenommenen Namen Erlenzeisig führt, seine Hauptnahrung. Von der Oberfläche fließender Gewässer kann man den Erlensamen durch vor- gelegte Reisigbündel leicht in großer Menge auffangen. Schnell ausgesäet ist dieser gefischte Same ebenso keimfähig als gepflückter und ausgeklengter (S. 284). Als Lichtbaum verkümmert die Schwarzerle im Schatten sehr bald, und sucht daher besonders gern die starkbeleuchteten freien Bachufer in Gebirgsthälern, wo sie ihren kräftigsten Wuchs erreicht. Der rasche Wuchs der Jugendperiode läßt bald nach und dann zeigt die Erle nur einen langsamen Zuwachs, jedoch hat sie auf gutem Standort einen 80--100 Jahr aushaltenden Wuchs und hat dann einen runden vollholzigen Stamm von 2--3 Fuß Durchmesser und bis 80 Fuß Höhe.
Von Krankheiten leidet die Schwarzerle beinahe gar nicht, wohl aber im harten Winter wegen ihres spröden Holzes und in der frostfreien Jahreszeit wegen ihres lockern, zuweilen fast schwimmenden Standes durch Windbruch.
In der Insektenwelt hat die Schwarzerle ebenso wie die Weißerle einen bösen Feind in einem schwarz und silbergrau gezeichneten 3 bis 4 Linien langen Käfer, dem Erlen-Rüsselkäfer,Curculio (Crypto- rhynchus) Lapathi L. In mäßigen 3--6 Zoll starken Stämmen des Stockausschlages wühlt dessen Larve Gänge im Holze, sowohl im Innern wie unter der Rinde. Man erkennt das Vorhandensein der Larven leicht an dem sägespänartigen Wurmmehl, welches in den Ausgangslöchern hängt. Die durchwühlten Stämmchen werden dann von dem Winde leicht umgebrochen. Seltener wird dieser Käfer nebst dem dunkelstahlblauen Erlen-Blattkäfer,Galeruca (Agelastica) Alni Fabr. den Saaten schädlich, indem er den Pflänzchen die Rinde, die Larve des zweiten die Blätter benagt. Außerdem ist sehr vielen anderen Insekten, namentlich Käfern, die Erle als Wohnungs- und Nahrungsbaum tributpflichtig, ohne jedoch wesentlich darunter zu leiden.
Die an sich untergeordnete forstliche Bedeutung der Schwarzerle ist dazu noch sehr von den gegebenen Bodenbedingungen abhängig. In zusammenhängenden ausgedehnten Forsten ist sie daher mehr blos ein Lückenbüßer, wenn auch der Natur des Ortes nach oft von nicht unbe- deutender Erheblichkeit. Dagegen hat sie für den kleineren Waldbesitz, namentlich für Bauernhölzer in Flußniederungen, besonders als Schlag-
gemein angenommenen Namen Erlenzeiſig führt, ſeine Hauptnahrung. Von der Oberfläche fließender Gewäſſer kann man den Erlenſamen durch vor- gelegte Reiſigbündel leicht in großer Menge auffangen. Schnell ausgeſäet iſt dieſer gefiſchte Same ebenſo keimfähig als gepflückter und ausgeklengter (S. 284). Als Lichtbaum verkümmert die Schwarzerle im Schatten ſehr bald, und ſucht daher beſonders gern die ſtarkbeleuchteten freien Bachufer in Gebirgsthälern, wo ſie ihren kräftigſten Wuchs erreicht. Der raſche Wuchs der Jugendperiode läßt bald nach und dann zeigt die Erle nur einen langſamen Zuwachs, jedoch hat ſie auf gutem Standort einen 80—100 Jahr aushaltenden Wuchs und hat dann einen runden vollholzigen Stamm von 2—3 Fuß Durchmeſſer und bis 80 Fuß Höhe.
Von Krankheiten leidet die Schwarzerle beinahe gar nicht, wohl aber im harten Winter wegen ihres ſpröden Holzes und in der froſtfreien Jahreszeit wegen ihres lockern, zuweilen faſt ſchwimmenden Standes durch Windbruch.
In der Inſektenwelt hat die Schwarzerle ebenſo wie die Weißerle einen böſen Feind in einem ſchwarz und ſilbergrau gezeichneten 3 bis 4 Linien langen Käfer, dem Erlen-Rüſſelkäfer,Curculio (Crypto- rhynchus) Lapathi L. In mäßigen 3—6 Zoll ſtarken Stämmen des Stockausſchlages wühlt deſſen Larve Gänge im Holze, ſowohl im Innern wie unter der Rinde. Man erkennt das Vorhandenſein der Larven leicht an dem ſägeſpänartigen Wurmmehl, welches in den Ausgangslöchern hängt. Die durchwühlten Stämmchen werden dann von dem Winde leicht umgebrochen. Seltener wird dieſer Käfer nebſt dem dunkelſtahlblauen Erlen-Blattkäfer,Galeruca (Agelastica) Alni Fabr. den Saaten ſchädlich, indem er den Pflänzchen die Rinde, die Larve des zweiten die Blätter benagt. Außerdem iſt ſehr vielen anderen Inſekten, namentlich Käfern, die Erle als Wohnungs- und Nahrungsbaum tributpflichtig, ohne jedoch weſentlich darunter zu leiden.
Die an ſich untergeordnete forſtliche Bedeutung der Schwarzerle iſt dazu noch ſehr von den gegebenen Bodenbedingungen abhängig. In zuſammenhängenden ausgedehnten Forſten iſt ſie daher mehr blos ein Lückenbüßer, wenn auch der Natur des Ortes nach oft von nicht unbe- deutender Erheblichkeit. Dagegen hat ſie für den kleineren Waldbeſitz, namentlich für Bauernhölzer in Flußniederungen, beſonders als Schlag-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0460"n="420"/>
gemein angenommenen Namen Erlenzeiſig führt, ſeine Hauptnahrung. Von<lb/>
der Oberfläche fließender Gewäſſer kann man den Erlenſamen durch vor-<lb/>
gelegte Reiſigbündel leicht in großer Menge auffangen. Schnell ausgeſäet<lb/>
iſt dieſer gefiſchte Same ebenſo keimfähig als gepflückter und ausgeklengter<lb/>
(S. 284). Als Lichtbaum verkümmert die Schwarzerle im Schatten ſehr<lb/>
bald, und ſucht daher beſonders gern die ſtarkbeleuchteten freien Bachufer<lb/>
in Gebirgsthälern, wo ſie ihren kräftigſten Wuchs erreicht. Der raſche<lb/>
Wuchs der Jugendperiode läßt bald nach und dann zeigt die Erle nur<lb/>
einen langſamen Zuwachs, jedoch hat ſie auf gutem Standort einen<lb/>
80—100 Jahr aushaltenden Wuchs und hat dann einen runden vollholzigen<lb/>
Stamm von 2—3 Fuß Durchmeſſer und bis 80 Fuß Höhe.</p><lb/><p>Von <hirendition="#g">Krankheiten</hi> leidet die Schwarzerle beinahe gar nicht, wohl<lb/>
aber im harten Winter wegen ihres ſpröden Holzes und in der froſtfreien<lb/>
Jahreszeit wegen ihres lockern, zuweilen faſt ſchwimmenden Standes<lb/>
durch Windbruch.</p><lb/><p>In der Inſektenwelt hat die Schwarzerle ebenſo wie die Weißerle<lb/>
einen böſen Feind in einem ſchwarz und ſilbergrau gezeichneten 3 bis<lb/>
4 Linien langen Käfer, dem <hirendition="#g">Erlen-Rüſſelkäfer,</hi><hirendition="#aq">Curculio (Crypto-<lb/>
rhynchus) Lapathi L.</hi> In mäßigen 3—6 Zoll ſtarken Stämmen des<lb/>
Stockausſchlages wühlt deſſen Larve Gänge im Holze, ſowohl im Innern<lb/>
wie unter der Rinde. Man erkennt das Vorhandenſein der Larven leicht<lb/>
an dem ſägeſpänartigen Wurmmehl, welches in den Ausgangslöchern<lb/>
hängt. Die durchwühlten Stämmchen werden dann von dem Winde leicht<lb/>
umgebrochen. Seltener wird dieſer Käfer nebſt dem dunkelſtahlblauen<lb/><hirendition="#g">Erlen-Blattkäfer,</hi><hirendition="#aq">Galeruca (Agelastica) Alni Fabr.</hi> den Saaten<lb/>ſchädlich, indem er den Pflänzchen die Rinde, die Larve des zweiten die<lb/>
Blätter benagt. Außerdem iſt ſehr vielen anderen Inſekten, namentlich<lb/>
Käfern, die Erle als Wohnungs- und Nahrungsbaum tributpflichtig, ohne<lb/>
jedoch weſentlich darunter zu leiden.</p><lb/><p>Die an ſich untergeordnete <hirendition="#g">forſtliche Bedeutung</hi> der Schwarzerle iſt<lb/>
dazu noch ſehr von den gegebenen Bodenbedingungen abhängig. In<lb/>
zuſammenhängenden ausgedehnten Forſten iſt ſie daher mehr blos ein<lb/>
Lückenbüßer, wenn auch der Natur des Ortes nach oft von nicht unbe-<lb/>
deutender Erheblichkeit. Dagegen hat ſie für den kleineren Waldbeſitz,<lb/>
namentlich für Bauernhölzer in Flußniederungen, beſonders als Schlag-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[420/0460]
gemein angenommenen Namen Erlenzeiſig führt, ſeine Hauptnahrung. Von
der Oberfläche fließender Gewäſſer kann man den Erlenſamen durch vor-
gelegte Reiſigbündel leicht in großer Menge auffangen. Schnell ausgeſäet
iſt dieſer gefiſchte Same ebenſo keimfähig als gepflückter und ausgeklengter
(S. 284). Als Lichtbaum verkümmert die Schwarzerle im Schatten ſehr
bald, und ſucht daher beſonders gern die ſtarkbeleuchteten freien Bachufer
in Gebirgsthälern, wo ſie ihren kräftigſten Wuchs erreicht. Der raſche
Wuchs der Jugendperiode läßt bald nach und dann zeigt die Erle nur
einen langſamen Zuwachs, jedoch hat ſie auf gutem Standort einen
80—100 Jahr aushaltenden Wuchs und hat dann einen runden vollholzigen
Stamm von 2—3 Fuß Durchmeſſer und bis 80 Fuß Höhe.
Von Krankheiten leidet die Schwarzerle beinahe gar nicht, wohl
aber im harten Winter wegen ihres ſpröden Holzes und in der froſtfreien
Jahreszeit wegen ihres lockern, zuweilen faſt ſchwimmenden Standes
durch Windbruch.
In der Inſektenwelt hat die Schwarzerle ebenſo wie die Weißerle
einen böſen Feind in einem ſchwarz und ſilbergrau gezeichneten 3 bis
4 Linien langen Käfer, dem Erlen-Rüſſelkäfer, Curculio (Crypto-
rhynchus) Lapathi L. In mäßigen 3—6 Zoll ſtarken Stämmen des
Stockausſchlages wühlt deſſen Larve Gänge im Holze, ſowohl im Innern
wie unter der Rinde. Man erkennt das Vorhandenſein der Larven leicht
an dem ſägeſpänartigen Wurmmehl, welches in den Ausgangslöchern
hängt. Die durchwühlten Stämmchen werden dann von dem Winde leicht
umgebrochen. Seltener wird dieſer Käfer nebſt dem dunkelſtahlblauen
Erlen-Blattkäfer, Galeruca (Agelastica) Alni Fabr. den Saaten
ſchädlich, indem er den Pflänzchen die Rinde, die Larve des zweiten die
Blätter benagt. Außerdem iſt ſehr vielen anderen Inſekten, namentlich
Käfern, die Erle als Wohnungs- und Nahrungsbaum tributpflichtig, ohne
jedoch weſentlich darunter zu leiden.
Die an ſich untergeordnete forſtliche Bedeutung der Schwarzerle iſt
dazu noch ſehr von den gegebenen Bodenbedingungen abhängig. In
zuſammenhängenden ausgedehnten Forſten iſt ſie daher mehr blos ein
Lückenbüßer, wenn auch der Natur des Ortes nach oft von nicht unbe-
deutender Erheblichkeit. Dagegen hat ſie für den kleineren Waldbeſitz,
namentlich für Bauernhölzer in Flußniederungen, beſonders als Schlag-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/460>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.