3 untern Knospen der Fig. 13.) fallen leicht durch bedeutendere Größe und durch die zahlreichen Schuppen -- die Deckschuppen der Blüthchen -- auf, und eben so sind die gemischten Knospen, welche die weiblichen Kätzchen einschließen, und welche stets Endknospen sind, durch etwas bedeutendere Größe zu erkennen. Die Keimpflanze des Hornbaumes (14.) hat dunkel- grüne fleischige ziemlich dicke herzförmig gerundete Samenlappen.
Der Stamm des Hornbaumes ist von dem der Buche sehr ver- schieden, indem er unter allen deutschen Bäumen am meisten von der Walzenform abweicht. Er zeigt immer mehr oder weniger deutlich aus- geprägte Längswülste, welche immer etwas spiral den Stamm umziehen, so daß dieser meist seilartig gewunden erscheint, was der Forstmann "spann- rückig" oder "kluftig" nennt. Der Stammquerschnitt ist daher nur äußerst selten kreisrund, sondern zeigt die verschiedensten stumpfeckigen Gestalten. Der Hornbaumstamm erhebt sich selbst im Schlusse niemals zu einer be- deutenden astfreien Länge, sondern zertheilt sich schon bei geringer Höhe, die selten über 20 Fuß beträgt, in eine große Zahl schwacher, meist sehr langer, dicht über einander gedrängter, aufwärts gerichteter Aeste mit sehr feiner ruthenartiger Verzweigung. Dadurch bekommt die Krone des Horn- baumes im laublosen Zustande ein besenartiges Ansehen.
Die Rinde ist von hellsilbergrauer Farbe -- was allein dem Stamme einige Aehnlichkeit mit dem Buchenstamme giebt -- meist sehr glatt, aber viel mehr als bei der Buche zur Beherbergung von Krustenflechten und Moosen geneigt. Sie ist auch an den ältesten Stämmen sehr dünn und zeigt auf einem Stammquerschnitte die auffallende Eigenthümlichkeit, daß sie in der Dicke sehr wechselt, so daß die Außen- und Innenseiten der Rinde niemals parallel sind.
Das Holz hat einige sehr bestimmte Merkmale. Es ist durch seine helle fast weiße Farbe ausgezeichnet. Die vielfach ausgebogten Jahr- ringe meist durch das porenarme Herbstholz deutlich bezeichnet. Die Markstrahlen sind zum Theil sehr breit, dabei aber äußerst fein und neben zahlreichen vereinzelt stehenden gruppenweise in Menge dicht zusammen- gedrängt, was dem Querschnitt, besonders dünner Zweige, ein strahliges und dem nicht vollkommen senkrechten Spaltschnitt ein gewässertes Ansehen giebt. Der Hornbaum hat seinen Namen ohne Zweifel von dem außer- ordentlich dichten, festen und schweren Holze, welches sehr schwerspaltig
3 untern Knospen der Fig. 13.) fallen leicht durch bedeutendere Größe und durch die zahlreichen Schuppen — die Deckſchuppen der Blüthchen — auf, und eben ſo ſind die gemiſchten Knospen, welche die weiblichen Kätzchen einſchließen, und welche ſtets Endknospen ſind, durch etwas bedeutendere Größe zu erkennen. Die Keimpflanze des Hornbaumes (14.) hat dunkel- grüne fleiſchige ziemlich dicke herzförmig gerundete Samenlappen.
Der Stamm des Hornbaumes iſt von dem der Buche ſehr ver- ſchieden, indem er unter allen deutſchen Bäumen am meiſten von der Walzenform abweicht. Er zeigt immer mehr oder weniger deutlich aus- geprägte Längswülſte, welche immer etwas ſpiral den Stamm umziehen, ſo daß dieſer meiſt ſeilartig gewunden erſcheint, was der Forſtmann „ſpann- rückig“ oder „kluftig“ nennt. Der Stammquerſchnitt iſt daher nur äußerſt ſelten kreisrund, ſondern zeigt die verſchiedenſten ſtumpfeckigen Geſtalten. Der Hornbaumſtamm erhebt ſich ſelbſt im Schluſſe niemals zu einer be- deutenden aſtfreien Länge, ſondern zertheilt ſich ſchon bei geringer Höhe, die ſelten über 20 Fuß beträgt, in eine große Zahl ſchwacher, meiſt ſehr langer, dicht über einander gedrängter, aufwärts gerichteter Aeſte mit ſehr feiner ruthenartiger Verzweigung. Dadurch bekommt die Krone des Horn- baumes im laubloſen Zuſtande ein beſenartiges Anſehen.
Die Rinde iſt von hellſilbergrauer Farbe — was allein dem Stamme einige Aehnlichkeit mit dem Buchenſtamme giebt — meiſt ſehr glatt, aber viel mehr als bei der Buche zur Beherbergung von Kruſtenflechten und Mooſen geneigt. Sie iſt auch an den älteſten Stämmen ſehr dünn und zeigt auf einem Stammquerſchnitte die auffallende Eigenthümlichkeit, daß ſie in der Dicke ſehr wechſelt, ſo daß die Außen- und Innenſeiten der Rinde niemals parallel ſind.
Das Holz hat einige ſehr beſtimmte Merkmale. Es iſt durch ſeine helle faſt weiße Farbe ausgezeichnet. Die vielfach ausgebogten Jahr- ringe meiſt durch das porenarme Herbſtholz deutlich bezeichnet. Die Markſtrahlen ſind zum Theil ſehr breit, dabei aber äußerſt fein und neben zahlreichen vereinzelt ſtehenden gruppenweiſe in Menge dicht zuſammen- gedrängt, was dem Querſchnitt, beſonders dünner Zweige, ein ſtrahliges und dem nicht vollkommen ſenkrechten Spaltſchnitt ein gewäſſertes Anſehen giebt. Der Hornbaum hat ſeinen Namen ohne Zweifel von dem außer- ordentlich dichten, feſten und ſchweren Holze, welches ſehr ſchwerſpaltig
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0447"n="409"/>
3 untern Knospen der Fig. 13.) fallen leicht durch bedeutendere Größe<lb/>
und durch die zahlreichen Schuppen — die Deckſchuppen der Blüthchen —<lb/>
auf, und eben ſo ſind die gemiſchten Knospen, welche die weiblichen Kätzchen<lb/>
einſchließen, und welche ſtets Endknospen ſind, durch etwas bedeutendere<lb/>
Größe zu erkennen. Die <hirendition="#g">Keimpflanze</hi> des Hornbaumes (14.) hat dunkel-<lb/>
grüne fleiſchige ziemlich dicke herzförmig gerundete Samenlappen.</p><lb/><p>Der <hirendition="#g">Stamm</hi> des Hornbaumes iſt von dem der Buche ſehr ver-<lb/>ſchieden, indem er unter allen deutſchen Bäumen am meiſten von der<lb/>
Walzenform abweicht. Er zeigt immer mehr oder weniger deutlich aus-<lb/>
geprägte Längswülſte, welche immer etwas ſpiral den Stamm umziehen,<lb/>ſo daß dieſer meiſt ſeilartig gewunden erſcheint, was der Forſtmann „ſpann-<lb/>
rückig“ oder „kluftig“ nennt. Der Stammquerſchnitt iſt daher nur äußerſt<lb/>ſelten kreisrund, ſondern zeigt die verſchiedenſten ſtumpfeckigen Geſtalten.<lb/>
Der Hornbaumſtamm erhebt ſich ſelbſt im Schluſſe niemals zu einer be-<lb/>
deutenden aſtfreien Länge, ſondern zertheilt ſich ſchon bei geringer Höhe,<lb/>
die ſelten über 20 Fuß beträgt, in eine große Zahl ſchwacher, meiſt ſehr<lb/>
langer, dicht über einander gedrängter, aufwärts gerichteter Aeſte mit ſehr<lb/>
feiner ruthenartiger Verzweigung. Dadurch bekommt die Krone des Horn-<lb/>
baumes im laubloſen Zuſtande ein beſenartiges Anſehen.</p><lb/><p>Die <hirendition="#g">Rinde</hi> iſt von hellſilbergrauer Farbe — was allein dem Stamme<lb/>
einige Aehnlichkeit mit dem Buchenſtamme giebt — meiſt ſehr glatt, aber<lb/>
viel mehr als bei der Buche zur Beherbergung von Kruſtenflechten und<lb/>
Mooſen geneigt. Sie iſt auch an den älteſten Stämmen ſehr dünn und<lb/>
zeigt auf einem Stammquerſchnitte die auffallende Eigenthümlichkeit, daß<lb/>ſie in der Dicke ſehr wechſelt, ſo daß die Außen- und Innenſeiten der<lb/>
Rinde niemals parallel ſind.</p><lb/><p>Das <hirendition="#g">Holz</hi> hat einige ſehr beſtimmte Merkmale. Es iſt durch ſeine<lb/>
helle faſt weiße Farbe ausgezeichnet. Die vielfach ausgebogten <hirendition="#g">Jahr-<lb/>
ringe</hi> meiſt durch das porenarme Herbſtholz deutlich bezeichnet. Die<lb/><hirendition="#g">Markſtrahlen</hi>ſind zum Theil ſehr breit, dabei aber äußerſt fein und<lb/>
neben zahlreichen vereinzelt ſtehenden gruppenweiſe in Menge dicht zuſammen-<lb/>
gedrängt, was dem Querſchnitt, beſonders dünner Zweige, ein ſtrahliges<lb/>
und dem nicht vollkommen ſenkrechten Spaltſchnitt ein gewäſſertes Anſehen<lb/>
giebt. Der Hornbaum hat ſeinen Namen ohne Zweifel von dem außer-<lb/>
ordentlich dichten, feſten und ſchweren Holze, welches ſehr ſchwerſpaltig<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[409/0447]
3 untern Knospen der Fig. 13.) fallen leicht durch bedeutendere Größe
und durch die zahlreichen Schuppen — die Deckſchuppen der Blüthchen —
auf, und eben ſo ſind die gemiſchten Knospen, welche die weiblichen Kätzchen
einſchließen, und welche ſtets Endknospen ſind, durch etwas bedeutendere
Größe zu erkennen. Die Keimpflanze des Hornbaumes (14.) hat dunkel-
grüne fleiſchige ziemlich dicke herzförmig gerundete Samenlappen.
Der Stamm des Hornbaumes iſt von dem der Buche ſehr ver-
ſchieden, indem er unter allen deutſchen Bäumen am meiſten von der
Walzenform abweicht. Er zeigt immer mehr oder weniger deutlich aus-
geprägte Längswülſte, welche immer etwas ſpiral den Stamm umziehen,
ſo daß dieſer meiſt ſeilartig gewunden erſcheint, was der Forſtmann „ſpann-
rückig“ oder „kluftig“ nennt. Der Stammquerſchnitt iſt daher nur äußerſt
ſelten kreisrund, ſondern zeigt die verſchiedenſten ſtumpfeckigen Geſtalten.
Der Hornbaumſtamm erhebt ſich ſelbſt im Schluſſe niemals zu einer be-
deutenden aſtfreien Länge, ſondern zertheilt ſich ſchon bei geringer Höhe,
die ſelten über 20 Fuß beträgt, in eine große Zahl ſchwacher, meiſt ſehr
langer, dicht über einander gedrängter, aufwärts gerichteter Aeſte mit ſehr
feiner ruthenartiger Verzweigung. Dadurch bekommt die Krone des Horn-
baumes im laubloſen Zuſtande ein beſenartiges Anſehen.
Die Rinde iſt von hellſilbergrauer Farbe — was allein dem Stamme
einige Aehnlichkeit mit dem Buchenſtamme giebt — meiſt ſehr glatt, aber
viel mehr als bei der Buche zur Beherbergung von Kruſtenflechten und
Mooſen geneigt. Sie iſt auch an den älteſten Stämmen ſehr dünn und
zeigt auf einem Stammquerſchnitte die auffallende Eigenthümlichkeit, daß
ſie in der Dicke ſehr wechſelt, ſo daß die Außen- und Innenſeiten der
Rinde niemals parallel ſind.
Das Holz hat einige ſehr beſtimmte Merkmale. Es iſt durch ſeine
helle faſt weiße Farbe ausgezeichnet. Die vielfach ausgebogten Jahr-
ringe meiſt durch das porenarme Herbſtholz deutlich bezeichnet. Die
Markſtrahlen ſind zum Theil ſehr breit, dabei aber äußerſt fein und
neben zahlreichen vereinzelt ſtehenden gruppenweiſe in Menge dicht zuſammen-
gedrängt, was dem Querſchnitt, beſonders dünner Zweige, ein ſtrahliges
und dem nicht vollkommen ſenkrechten Spaltſchnitt ein gewäſſertes Anſehen
giebt. Der Hornbaum hat ſeinen Namen ohne Zweifel von dem außer-
ordentlich dichten, feſten und ſchweren Holze, welches ſehr ſchwerſpaltig
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/447>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.