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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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In dem schon früher erwähnten Artikel im Tharander Jahrbuche (s. oben
S. 333 Anm.) werden auch mehrere alte Eichen aufgeführt, doch keine
über 400 -- 500 Jahre geschätzt.

Von Krankheiten und Feinden wird die Eiche vielfältig heim-
gesucht, und namentlich dient kein Baum so vielen Insekten als Wohnung
und Nahrung wie die Eiche, obgleich nur wenige derselben ihr merklich
schädlich werden.

Daß die Spätfröste das junge Laub unfehlbar tödten und daher
auch den Saatpflanzen sehr verderblich sind haben wir schon erfahren,
ebenso daß zu große Beschattung der Eiche sehr nachtheilig ist. Zu starke
Lichteinwirkung kann jedoch auch schädlich werden, indem der Sonnen-
brand
die Rinde schwächerer Bäume verdorren macht.

Die hauptsächlichste Krankheit ist die Stockfäule, welche meist mit
der Kernfäule (des Stammes) verbunden ist und welche beide in den
meisten Fällen die Folge des Absterbens der Pfahlwurzel sind. Die
Wipfeldürre oder Zopftrockniß, die sich durch Absterben der obersten
Kronenäste ausspricht, tritt oft nach plötzlicher Freistellung schon älterer
Eichen ein, die alsdann in dem austrocknenden Boden nicht mehr die
gehörige Nahrung erhalten. Oft aber und vielleicht am häufigsten ist die
Wipfeldürre eine Folge davon, daß die Pfahlwurzel in ihrem Abwärts-
dringen auf eine undurchlassende unfruchtbare Bodenschicht, Kies oder
Felsen, trifft. Diese Erscheinung giebt den deutlichsten Beweis von dem
oben erwähnten Gegenseitigkeitsverhältniß zwischen Wurzel und Krone
der Eiche. Aus unbekannten Gründen sterben bei der Eiche oft mitten
im Stamme einzelne Jahresringe oder ganze Lagen derselben ab und
werden zuletzt rothfaul, was man nach dem Augenschein das rothstreifige
Holz
nennt. Natürlich thut diese Krankheit der Güte des Holzes großen
Eintrag. Ein Zeichen von unheilbarer Krankheit, welche unbedingt tödtlich
wird, ist der Krebs oder Saftfluß, das Herabträufeln einer dunkeln
Jauche aus einer Stammwunde.

Die große Ausschlagsfähigkeit der Eiche verursucht sehr häufig, nament-
lich an geschneidelten Eichen, große Maserknoten. Nicht selten sind ge-
schneidelte Eichen ganz und gar vermasert und erhalten dadurch zuweilen
einen großen Werth, welcher aber in der Regel mehr dem Fournierschneide-

In dem ſchon früher erwähnten Artikel im Tharander Jahrbuche (ſ. oben
S. 333 Anm.) werden auch mehrere alte Eichen aufgeführt, doch keine
über 400 — 500 Jahre geſchätzt.

Von Krankheiten und Feinden wird die Eiche vielfältig heim-
geſucht, und namentlich dient kein Baum ſo vielen Inſekten als Wohnung
und Nahrung wie die Eiche, obgleich nur wenige derſelben ihr merklich
ſchädlich werden.

Daß die Spätfröſte das junge Laub unfehlbar tödten und daher
auch den Saatpflanzen ſehr verderblich ſind haben wir ſchon erfahren,
ebenſo daß zu große Beſchattung der Eiche ſehr nachtheilig iſt. Zu ſtarke
Lichteinwirkung kann jedoch auch ſchädlich werden, indem der Sonnen-
brand
die Rinde ſchwächerer Bäume verdorren macht.

Die hauptſächlichſte Krankheit iſt die Stockfäule, welche meiſt mit
der Kernfäule (des Stammes) verbunden iſt und welche beide in den
meiſten Fällen die Folge des Abſterbens der Pfahlwurzel ſind. Die
Wipfeldürre oder Zopftrockniß, die ſich durch Abſterben der oberſten
Kronenäſte ausſpricht, tritt oft nach plötzlicher Freiſtellung ſchon älterer
Eichen ein, die alsdann in dem austrocknenden Boden nicht mehr die
gehörige Nahrung erhalten. Oft aber und vielleicht am häufigſten iſt die
Wipfeldürre eine Folge davon, daß die Pfahlwurzel in ihrem Abwärts-
dringen auf eine undurchlaſſende unfruchtbare Bodenſchicht, Kies oder
Felſen, trifft. Dieſe Erſcheinung giebt den deutlichſten Beweis von dem
oben erwähnten Gegenſeitigkeitsverhältniß zwiſchen Wurzel und Krone
der Eiche. Aus unbekannten Gründen ſterben bei der Eiche oft mitten
im Stamme einzelne Jahresringe oder ganze Lagen derſelben ab und
werden zuletzt rothfaul, was man nach dem Augenſchein das rothſtreifige
Holz
nennt. Natürlich thut dieſe Krankheit der Güte des Holzes großen
Eintrag. Ein Zeichen von unheilbarer Krankheit, welche unbedingt tödtlich
wird, iſt der Krebs oder Saftfluß, das Herabträufeln einer dunkeln
Jauche aus einer Stammwunde.

Die große Ausſchlagsfähigkeit der Eiche verurſucht ſehr häufig, nament-
lich an geſchneidelten Eichen, große Maſerknoten. Nicht ſelten ſind ge-
ſchneidelte Eichen ganz und gar vermaſert und erhalten dadurch zuweilen
einen großen Werth, welcher aber in der Regel mehr dem Fournierſchneide-

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[393/0431] In dem ſchon früher erwähnten Artikel im Tharander Jahrbuche (ſ. oben S. 333 Anm.) werden auch mehrere alte Eichen aufgeführt, doch keine über 400 — 500 Jahre geſchätzt. Von Krankheiten und Feinden wird die Eiche vielfältig heim- geſucht, und namentlich dient kein Baum ſo vielen Inſekten als Wohnung und Nahrung wie die Eiche, obgleich nur wenige derſelben ihr merklich ſchädlich werden. Daß die Spätfröſte das junge Laub unfehlbar tödten und daher auch den Saatpflanzen ſehr verderblich ſind haben wir ſchon erfahren, ebenſo daß zu große Beſchattung der Eiche ſehr nachtheilig iſt. Zu ſtarke Lichteinwirkung kann jedoch auch ſchädlich werden, indem der Sonnen- brand die Rinde ſchwächerer Bäume verdorren macht. Die hauptſächlichſte Krankheit iſt die Stockfäule, welche meiſt mit der Kernfäule (des Stammes) verbunden iſt und welche beide in den meiſten Fällen die Folge des Abſterbens der Pfahlwurzel ſind. Die Wipfeldürre oder Zopftrockniß, die ſich durch Abſterben der oberſten Kronenäſte ausſpricht, tritt oft nach plötzlicher Freiſtellung ſchon älterer Eichen ein, die alsdann in dem austrocknenden Boden nicht mehr die gehörige Nahrung erhalten. Oft aber und vielleicht am häufigſten iſt die Wipfeldürre eine Folge davon, daß die Pfahlwurzel in ihrem Abwärts- dringen auf eine undurchlaſſende unfruchtbare Bodenſchicht, Kies oder Felſen, trifft. Dieſe Erſcheinung giebt den deutlichſten Beweis von dem oben erwähnten Gegenſeitigkeitsverhältniß zwiſchen Wurzel und Krone der Eiche. Aus unbekannten Gründen ſterben bei der Eiche oft mitten im Stamme einzelne Jahresringe oder ganze Lagen derſelben ab und werden zuletzt rothfaul, was man nach dem Augenſchein das rothſtreifige Holz nennt. Natürlich thut dieſe Krankheit der Güte des Holzes großen Eintrag. Ein Zeichen von unheilbarer Krankheit, welche unbedingt tödtlich wird, iſt der Krebs oder Saftfluß, das Herabträufeln einer dunkeln Jauche aus einer Stammwunde. Die große Ausſchlagsfähigkeit der Eiche verurſucht ſehr häufig, nament- lich an geſchneidelten Eichen, große Maſerknoten. Nicht ſelten ſind ge- ſchneidelte Eichen ganz und gar vermaſert und erhalten dadurch zuweilen einen großen Werth, welcher aber in der Regel mehr dem Fournierſchneide-

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/431>, abgerufen am 06.06.2024.