Teleas-Wespen verlassen ihre kleine Welt durch ein in die Eischale gemachtes Loch, welches nicht größer als ein Nadelstich ist.
"Um an dem glorreichen Ende auch seinen Theil haben zu wollen", sagt der schon oft genannte Forscher, gesellt sich als Vierter noch Ptero- malus xanthopus hinzu, welcher sich zu 600 und mehr in je einer Spinner- puppe entwickelt.
Indem wir zu den übrigen genannten Kiefernfeinden zurückkehren, so würden wir von jedem andere Lebensverhältnisse zu berichten haben, wenn uns der beschränkte Raum nicht davon zurückhielt. Wir führen daher nur noch einen derselben etwas ausführlicher vor, weil er, obgleich nur ein kleines Käferchen, einen großen Einfluß auf die Gestalt des Kiefernbaumes auszuüben vermag. Es ist dies der Kiefernmarkkäfer, Hylesinus piniperda, dessen anderen deutschen Namen "Waldgärtner" wir beim Anblick der umstehenden Abbildung einer von ihm beschnittenen jungen Kiefer vollkommen gerechtfertigt finden werden.
Solche Kiefern, an welchen wir nach oben hin die der Kiefer eigen- thümliche, so regelmäßige Pyramidengestalt und Quirlstellung der Aeste und Triebe vermissen, finden wir manchmal sehr häufig an sonnigen, trocken und frei gelegenen Rändern jüngerer Bestände. Solche Lage liebt der Waldgärtner, der die Bäume ausästet und ausputzt, bis sie nach und nach die dargestellte abweichende, triebarme Kronengestalt an- nehmen.
Der kleine kaum 3 Linien lange ziemlich walzige Käfer (XXXVI. 1.) ist braunschwarz und geht, nachdem er unter der Rinde der Kiefernstämme sich entwickelte und als Larve durch Zernagen der Rindenbastschicht schadete, in die Spitze der Triebe, wo er das Mark ausfrißt. Dadurch werden die Triebe trocken und brüchig und werden noch vor dem Ab- welken der Nadeln selbst von nicht sehr starken Winden abgebrochen, so daß man das Dasein des Kiefernmarkkäfers namentlich an den sonnigen Rändern jüngerer Bestände durch die am Boden liegenden grünen Trieb- spitzen leicht erkennt. Durch diese Beraubung zahlreicher Triebe be- kommen die Kiefernwipfel jenes sonderbare, schlank ausgeästete Ansehen, welches selbst dem Unkundigen bei einiger Achtsamkeit auffällt. Die Aus- und Eingangslöcher der abgefallenen Triebe findet man stets von einer hellgelben Harzwolle umgeben. Schädlicher noch als durch diese
Teleas-Wespen verlaſſen ihre kleine Welt durch ein in die Eiſchale gemachtes Loch, welches nicht größer als ein Nadelſtich iſt.
„Um an dem glorreichen Ende auch ſeinen Theil haben zu wollen“, ſagt der ſchon oft genannte Forſcher, geſellt ſich als Vierter noch Ptero- malus xanthopus hinzu, welcher ſich zu 600 und mehr in je einer Spinner- puppe entwickelt.
Indem wir zu den übrigen genannten Kiefernfeinden zurückkehren, ſo würden wir von jedem andere Lebensverhältniſſe zu berichten haben, wenn uns der beſchränkte Raum nicht davon zurückhielt. Wir führen daher nur noch einen derſelben etwas ausführlicher vor, weil er, obgleich nur ein kleines Käferchen, einen großen Einfluß auf die Geſtalt des Kiefernbaumes auszuüben vermag. Es iſt dies der Kiefernmarkkäfer, Hylesinus piniperda, deſſen anderen deutſchen Namen „Waldgärtner“ wir beim Anblick der umſtehenden Abbildung einer von ihm beſchnittenen jungen Kiefer vollkommen gerechtfertigt finden werden.
Solche Kiefern, an welchen wir nach oben hin die der Kiefer eigen- thümliche, ſo regelmäßige Pyramidengeſtalt und Quirlſtellung der Aeſte und Triebe vermiſſen, finden wir manchmal ſehr häufig an ſonnigen, trocken und frei gelegenen Rändern jüngerer Beſtände. Solche Lage liebt der Waldgärtner, der die Bäume ausäſtet und ausputzt, bis ſie nach und nach die dargeſtellte abweichende, triebarme Kronengeſtalt an- nehmen.
Der kleine kaum 3 Linien lange ziemlich walzige Käfer (XXXVI. 1.) iſt braunſchwarz und geht, nachdem er unter der Rinde der Kiefernſtämme ſich entwickelte und als Larve durch Zernagen der Rindenbaſtſchicht ſchadete, in die Spitze der Triebe, wo er das Mark ausfrißt. Dadurch werden die Triebe trocken und brüchig und werden noch vor dem Ab- welken der Nadeln ſelbſt von nicht ſehr ſtarken Winden abgebrochen, ſo daß man das Daſein des Kiefernmarkkäfers namentlich an den ſonnigen Rändern jüngerer Beſtände durch die am Boden liegenden grünen Trieb- ſpitzen leicht erkennt. Durch dieſe Beraubung zahlreicher Triebe be- kommen die Kiefernwipfel jenes ſonderbare, ſchlank ausgeäſtete Anſehen, welches ſelbſt dem Unkundigen bei einiger Achtſamkeit auffällt. Die Aus- und Eingangslöcher der abgefallenen Triebe findet man ſtets von einer hellgelben Harzwolle umgeben. Schädlicher noch als durch dieſe
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Teleas-Wespen verlaſſen ihre kleine Welt durch ein in die Eiſchale
gemachtes Loch, welches nicht größer als ein Nadelſtich iſt.
„Um an dem glorreichen Ende auch ſeinen Theil haben zu wollen“,
ſagt der ſchon oft genannte Forſcher, geſellt ſich als Vierter noch Ptero-
malus xanthopus hinzu, welcher ſich zu 600 und mehr in je einer Spinner-
puppe entwickelt.
Indem wir zu den übrigen genannten Kiefernfeinden zurückkehren,
ſo würden wir von jedem andere Lebensverhältniſſe zu berichten haben,
wenn uns der beſchränkte Raum nicht davon zurückhielt. Wir führen
daher nur noch einen derſelben etwas ausführlicher vor, weil er, obgleich
nur ein kleines Käferchen, einen großen Einfluß auf die Geſtalt des
Kiefernbaumes auszuüben vermag. Es iſt dies der Kiefernmarkkäfer,
Hylesinus piniperda, deſſen anderen deutſchen Namen „Waldgärtner“
wir beim Anblick der umſtehenden Abbildung einer von ihm beſchnittenen
jungen Kiefer vollkommen gerechtfertigt finden werden.
Solche Kiefern, an welchen wir nach oben hin die der Kiefer eigen-
thümliche, ſo regelmäßige Pyramidengeſtalt und Quirlſtellung der Aeſte
und Triebe vermiſſen, finden wir manchmal ſehr häufig an ſonnigen,
trocken und frei gelegenen Rändern jüngerer Beſtände. Solche Lage
liebt der Waldgärtner, der die Bäume ausäſtet und ausputzt, bis ſie
nach und nach die dargeſtellte abweichende, triebarme Kronengeſtalt an-
nehmen.
Der kleine kaum 3 Linien lange ziemlich walzige Käfer (XXXVI. 1.)
iſt braunſchwarz und geht, nachdem er unter der Rinde der Kiefernſtämme
ſich entwickelte und als Larve durch Zernagen der Rindenbaſtſchicht
ſchadete, in die Spitze der Triebe, wo er das Mark ausfrißt. Dadurch
werden die Triebe trocken und brüchig und werden noch vor dem Ab-
welken der Nadeln ſelbſt von nicht ſehr ſtarken Winden abgebrochen, ſo
daß man das Daſein des Kiefernmarkkäfers namentlich an den ſonnigen
Rändern jüngerer Beſtände durch die am Boden liegenden grünen Trieb-
ſpitzen leicht erkennt. Durch dieſe Beraubung zahlreicher Triebe be-
kommen die Kiefernwipfel jenes ſonderbare, ſchlank ausgeäſtete Anſehen,
welches ſelbſt dem Unkundigen bei einiger Achtſamkeit auffällt. Die
Aus- und Eingangslöcher der abgefallenen Triebe findet man ſtets von
einer hellgelben Harzwolle umgeben. Schädlicher noch als durch dieſe
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/305>, abgerufen am 22.12.2024.
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