der Forstwirthschaft würdigen zu lernen. Wenn überhaupt der Waldes- unkundige jemals daran denkt, den Maßregeln des Forstmannes Aufmerk- samkeit zu schenken und wenn er noch weiter gehend sogar es wagt, diese Maßregeln zu kritisiren, so kommt er oft in die Gefahr, entweder die Möglichkeit eines Urtheils sich versagt zu sehen, oder ein schiefes Urtheil zu fällen. In solchen Fällen kann man in die Lage kommen, sich höchlich darüber zu wundern, warum der Forstmann in einer gegebenen Lage diese Holzart und nicht lieber eine andere, nutzbringendere erziehe. Würde man in solchen Fällen den vorsorglichen Walderzieher nach den Gründen dieser Wahl fragen, so würde man hören, daß er die Saat, die er eben ausstreut oder die Bäumchen, die er pflanzt, nicht sowohl in der Absicht ausstreut und pflanzt, um einen Wald zu erziehen, als vielmehr um durch diese Maßregel für eine später zu kultivirende edle Holzart den Boden vorzubereiten. Die Folge dieser Vorbereitung erlebt freilich in sehr vielen Fällen derjenige nicht, der sie anordnet und der sie ausführt, sie treten nicht selten erst nach mehreren Jahrzehnten ein. Müssen wir hier nicht recht lebhaft inne werden, welch großartig weitgreifendes Ge- werbe das des Forstmanns ist? Wir begreifen, wie groß der Unterschied ist zwischen Waldbau und Feldbau, wir begreifen aber auch bei dieser Gelegenheit, wie nothwendig es sei, daß in der Waldbewirth- schaftung einer großen Länderfläche nur dann das Höchste er- zielt werden kann, wenn Einheit im Plane stattfindet.
Wir bedienten uns jetzt gelegentlich der Bezeichnung "edlere Holz- arten" und es veranlaßt uns dies, daran zu denken, ob wir vielleicht die Laubhölzer edler nennen sollen als die Nadelhölzer, oder umgekehrt, oder ob und wie überhaupt eine derartige Rangordnung unter den ver- schiedenen Holzarten zulässig und ausführbar sei.
Man hört jetzt zwar nicht mehr so häufig wie früher, aber man hört doch noch zuweilen von edlen Holzarten sprechen und man meint damit in der Regel einige Laubholzarten, besonders die Buche und die Eiche. Allein diese Klassifikation, die niemals vollkommen berechtigt war, ist es jetzt weniger als je. Die sogenannten edlen Holzarten haben viel von ihrem Ruhm eingebüßt, ja man kann sagen, daß die sogenannten unedlen Holzarten, zu denen man vorzüglich auch die Nadelhölzer rechnete, weniger an ihrem Werth und ihrer Bedeutung verloren haben, als die
der Forſtwirthſchaft würdigen zu lernen. Wenn überhaupt der Waldes- unkundige jemals daran denkt, den Maßregeln des Forſtmannes Aufmerk- ſamkeit zu ſchenken und wenn er noch weiter gehend ſogar es wagt, dieſe Maßregeln zu kritiſiren, ſo kommt er oft in die Gefahr, entweder die Möglichkeit eines Urtheils ſich verſagt zu ſehen, oder ein ſchiefes Urtheil zu fällen. In ſolchen Fällen kann man in die Lage kommen, ſich höchlich darüber zu wundern, warum der Forſtmann in einer gegebenen Lage dieſe Holzart und nicht lieber eine andere, nutzbringendere erziehe. Würde man in ſolchen Fällen den vorſorglichen Walderzieher nach den Gründen dieſer Wahl fragen, ſo würde man hören, daß er die Saat, die er eben ausſtreut oder die Bäumchen, die er pflanzt, nicht ſowohl in der Abſicht ausſtreut und pflanzt, um einen Wald zu erziehen, als vielmehr um durch dieſe Maßregel für eine ſpäter zu kultivirende edle Holzart den Boden vorzubereiten. Die Folge dieſer Vorbereitung erlebt freilich in ſehr vielen Fällen derjenige nicht, der ſie anordnet und der ſie ausführt, ſie treten nicht ſelten erſt nach mehreren Jahrzehnten ein. Müſſen wir hier nicht recht lebhaft inne werden, welch großartig weitgreifendes Ge- werbe das des Forſtmanns iſt? Wir begreifen, wie groß der Unterſchied iſt zwiſchen Waldbau und Feldbau, wir begreifen aber auch bei dieſer Gelegenheit, wie nothwendig es ſei, daß in der Waldbewirth- ſchaftung einer großen Länderfläche nur dann das Höchſte er- zielt werden kann, wenn Einheit im Plane ſtattfindet.
Wir bedienten uns jetzt gelegentlich der Bezeichnung „edlere Holz- arten“ und es veranlaßt uns dies, daran zu denken, ob wir vielleicht die Laubhölzer edler nennen ſollen als die Nadelhölzer, oder umgekehrt, oder ob und wie überhaupt eine derartige Rangordnung unter den ver- ſchiedenen Holzarten zuläſſig und ausführbar ſei.
Man hört jetzt zwar nicht mehr ſo häufig wie früher, aber man hört doch noch zuweilen von edlen Holzarten ſprechen und man meint damit in der Regel einige Laubholzarten, beſonders die Buche und die Eiche. Allein dieſe Klaſſifikation, die niemals vollkommen berechtigt war, iſt es jetzt weniger als je. Die ſogenannten edlen Holzarten haben viel von ihrem Ruhm eingebüßt, ja man kann ſagen, daß die ſogenannten unedlen Holzarten, zu denen man vorzüglich auch die Nadelhölzer rechnete, weniger an ihrem Werth und ihrer Bedeutung verloren haben, als die
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der Forſtwirthſchaft würdigen zu lernen. Wenn überhaupt der Waldes-
unkundige jemals daran denkt, den Maßregeln des Forſtmannes Aufmerk-
ſamkeit zu ſchenken und wenn er noch weiter gehend ſogar es wagt, dieſe
Maßregeln zu kritiſiren, ſo kommt er oft in die Gefahr, entweder die
Möglichkeit eines Urtheils ſich verſagt zu ſehen, oder ein ſchiefes Urtheil
zu fällen. In ſolchen Fällen kann man in die Lage kommen, ſich höchlich
darüber zu wundern, warum der Forſtmann in einer gegebenen Lage
dieſe Holzart und nicht lieber eine andere, nutzbringendere erziehe. Würde
man in ſolchen Fällen den vorſorglichen Walderzieher nach den Gründen
dieſer Wahl fragen, ſo würde man hören, daß er die Saat, die er eben
ausſtreut oder die Bäumchen, die er pflanzt, nicht ſowohl in der Abſicht
ausſtreut und pflanzt, um einen Wald zu erziehen, als vielmehr um
durch dieſe Maßregel für eine ſpäter zu kultivirende edle Holzart den
Boden vorzubereiten. Die Folge dieſer Vorbereitung erlebt freilich in
ſehr vielen Fällen derjenige nicht, der ſie anordnet und der ſie ausführt,
ſie treten nicht ſelten erſt nach mehreren Jahrzehnten ein. Müſſen wir
hier nicht recht lebhaft inne werden, welch großartig weitgreifendes Ge-
werbe das des Forſtmanns iſt? Wir begreifen, wie groß der Unterſchied
iſt zwiſchen Waldbau und Feldbau, wir begreifen aber auch bei dieſer
Gelegenheit, wie nothwendig es ſei, daß in der Waldbewirth-
ſchaftung einer großen Länderfläche nur dann das Höchſte er-
zielt werden kann, wenn Einheit im Plane ſtattfindet.
Wir bedienten uns jetzt gelegentlich der Bezeichnung „edlere Holz-
arten“ und es veranlaßt uns dies, daran zu denken, ob wir vielleicht
die Laubhölzer edler nennen ſollen als die Nadelhölzer, oder umgekehrt,
oder ob und wie überhaupt eine derartige Rangordnung unter den ver-
ſchiedenen Holzarten zuläſſig und ausführbar ſei.
Man hört jetzt zwar nicht mehr ſo häufig wie früher, aber man
hört doch noch zuweilen von edlen Holzarten ſprechen und man meint
damit in der Regel einige Laubholzarten, beſonders die Buche und die
Eiche. Allein dieſe Klaſſifikation, die niemals vollkommen berechtigt war,
iſt es jetzt weniger als je. Die ſogenannten edlen Holzarten haben viel
von ihrem Ruhm eingebüßt, ja man kann ſagen, daß die ſogenannten
unedlen Holzarten, zu denen man vorzüglich auch die Nadelhölzer rechnete,
weniger an ihrem Werth und ihrer Bedeutung verloren haben, als die
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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/269>, abgerufen am 22.12.2024.
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