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Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863.

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Oft sieht man aber auch an verschiedenen Seiten des Querschnitts
eine Breitenverschiedenheit der Jahrringe. Dann rührt die eine vielleicht
von dem Standorte, wie eben beschrieben, her, die andere vielleicht da-
von, daß über ihr sich ein Ast besonders stark entwickelte, der nun unter
sich den Stamm besonders reichlich ernährte. Später brach vielleicht der
Sturm diesen Ast ab, und nun treten über den bisher auffallend breiten
Stellen der Jahrringe auffallend dünne auf. Es ist dies an Fig. XI.
dargestellt, an welcher die durch eine Linie zusammengefaßten Jahresringe
drei dergleichen besonders modificirte Stellen der Jahresringe bezeichnen.
Zuerst hatte der Stamm dicht neben sich einen Nachbar und daher waren

[Abbildung] XI.

Stammquerschnitt mit zeitweilig an verschiedenen Stellen ungleichmäßiger Jahresringbildung.

die Jahresringe von dieser Seite sehr schmal, während sie sich an der
entgegengesetzten sehr breit entwickelten. Später wurde der hinderliche
Nachbar beseitigt und nun entwickelten sich auch an der frei gewordenen
Seite die Jahresringe breit. Die beiden, durch die anderen zwei Linien
zusammengefaßten Anschwellungen der Jahresringe wurden durch einen
über dieser Stelle stehenden starken Ast bedingt. Einer derselben ist später
abgestorben oder abgebrochen, daher wir die Jahresringe hier wieder schmal
finden. Der drittletzte Ring ist ringsum sehr schmal, daher war das ihm
entsprechende Lebensjahr für diesen Baum ein Hungerjahr -- wenn wir
einmal jeden Ring an dieser Figur für je einen Jahresring halten wollen,
während ich mir bei der Zeichnung derselben unter jedem Ringe vielmehr
je deren fünf gedacht habe, weil sonst der Baum zu jung gewesen wäre, um

Oft ſieht man aber auch an verſchiedenen Seiten des Querſchnitts
eine Breitenverſchiedenheit der Jahrringe. Dann rührt die eine vielleicht
von dem Standorte, wie eben beſchrieben, her, die andere vielleicht da-
von, daß über ihr ſich ein Aſt beſonders ſtark entwickelte, der nun unter
ſich den Stamm beſonders reichlich ernährte. Später brach vielleicht der
Sturm dieſen Aſt ab, und nun treten über den bisher auffallend breiten
Stellen der Jahrringe auffallend dünne auf. Es iſt dies an Fig. XI.
dargeſtellt, an welcher die durch eine Linie zuſammengefaßten Jahresringe
drei dergleichen beſonders modificirte Stellen der Jahresringe bezeichnen.
Zuerſt hatte der Stamm dicht neben ſich einen Nachbar und daher waren

[Abbildung] XI.

Stammquerſchnitt mit zeitweilig an verſchiedenen Stellen ungleichmäßiger Jahresringbildung.

die Jahresringe von dieſer Seite ſehr ſchmal, während ſie ſich an der
entgegengeſetzten ſehr breit entwickelten. Später wurde der hinderliche
Nachbar beſeitigt und nun entwickelten ſich auch an der frei gewordenen
Seite die Jahresringe breit. Die beiden, durch die anderen zwei Linien
zuſammengefaßten Anſchwellungen der Jahresringe wurden durch einen
über dieſer Stelle ſtehenden ſtarken Aſt bedingt. Einer derſelben iſt ſpäter
abgeſtorben oder abgebrochen, daher wir die Jahresringe hier wieder ſchmal
finden. Der drittletzte Ring iſt ringsum ſehr ſchmal, daher war das ihm
entſprechende Lebensjahr für dieſen Baum ein Hungerjahr — wenn wir
einmal jeden Ring an dieſer Figur für je einen Jahresring halten wollen,
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[93/0117] Oft ſieht man aber auch an verſchiedenen Seiten des Querſchnitts eine Breitenverſchiedenheit der Jahrringe. Dann rührt die eine vielleicht von dem Standorte, wie eben beſchrieben, her, die andere vielleicht da- von, daß über ihr ſich ein Aſt beſonders ſtark entwickelte, der nun unter ſich den Stamm beſonders reichlich ernährte. Später brach vielleicht der Sturm dieſen Aſt ab, und nun treten über den bisher auffallend breiten Stellen der Jahrringe auffallend dünne auf. Es iſt dies an Fig. XI. dargeſtellt, an welcher die durch eine Linie zuſammengefaßten Jahresringe drei dergleichen beſonders modificirte Stellen der Jahresringe bezeichnen. Zuerſt hatte der Stamm dicht neben ſich einen Nachbar und daher waren [Abbildung XI. Stammquerſchnitt mit zeitweilig an verſchiedenen Stellen ungleichmäßiger Jahresringbildung.] die Jahresringe von dieſer Seite ſehr ſchmal, während ſie ſich an der entgegengeſetzten ſehr breit entwickelten. Später wurde der hinderliche Nachbar beſeitigt und nun entwickelten ſich auch an der frei gewordenen Seite die Jahresringe breit. Die beiden, durch die anderen zwei Linien zuſammengefaßten Anſchwellungen der Jahresringe wurden durch einen über dieſer Stelle ſtehenden ſtarken Aſt bedingt. Einer derſelben iſt ſpäter abgeſtorben oder abgebrochen, daher wir die Jahresringe hier wieder ſchmal finden. Der drittletzte Ring iſt ringsum ſehr ſchmal, daher war das ihm entſprechende Lebensjahr für dieſen Baum ein Hungerjahr — wenn wir einmal jeden Ring an dieſer Figur für je einen Jahresring halten wollen, während ich mir bei der Zeichnung derſelben unter jedem Ringe vielmehr je deren fünf gedacht habe, weil ſonſt der Baum zu jung geweſen wäre, um

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Der Wald. Leipzig u. a., 1863, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_wald_1863/117>, abgerufen am 17.05.2024.