Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.seine Seeligkeit seyn müsse. welches das gegenwärtige Leben ein eitler Traumund leeres Nichts seyn würde, giebt man sich so äusserst wenig Mühe, daß man die Sorge für das- selbe von einer Zeit zur andern aufschiebet; und manche wollen nicht eher mit Ernst daran denken, als wenn sie auf das Krankenbette kommen. Wie ist es immer möglich, daß man in der allerwichtig- sten Sache, die sich nur denken läßt, so äusserst nach- läßig und unbedachtsam seyn kan? Wie groß, wie unaussprechlich groß ist nicht die Gefahr, der man sich hierdurch blos giebt? Denn, man glaube es, oder glaube es nicht, es wird ie geschehen, daß des Menschensohn komme in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln, und alsdann wird er einem ieglichen vergelten mit seinen Werken -- Einem ieglichen nach seinen Werken -- nemlich Preis und Ehre, und unvergängliches Wesen, denen, die mit Gedult in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben. Aber denen, die widerspenstig sind, und der Warheit nicht gehorchen, gehorchen aber dem Ungerechten, Ungnade und Zorn, Trübsal und Angst über alle Seelen der Menschen, die da Böses thun. Röm. 2, 7 -- 9. O prüfe dich doch, mein lieber Christ, wie gen
ſeine Seeligkeit ſeyn müſſe. welches das gegenwärtige Leben ein eitler Traumund leeres Nichts ſeyn würde, giebt man ſich ſo äuſſerſt wenig Mühe, daß man die Sorge für daſ- ſelbe von einer Zeit zur andern aufſchiebet; und manche wollen nicht eher mit Ernſt daran denken, als wenn ſie auf das Krankenbette kommen. Wie iſt es immer möglich, daß man in der allerwichtig- ſten Sache, die ſich nur denken läßt, ſo äuſſerſt nach- läßig und unbedachtſam ſeyn kan? Wie groß, wie unausſprechlich groß iſt nicht die Gefahr, der man ſich hierdurch blos giebt? Denn, man glaube es, oder glaube es nicht, es wird ie geſchehen, daß des Menſchenſohn komme in der Herrlichkeit ſeines Vaters mit ſeinen Engeln, und alsdann wird er einem ieglichen vergelten mit ſeinen Werken — Einem ieglichen nach ſeinen Werken — nemlich Preis und Ehre, und unvergängliches Weſen, denen, die mit Gedult in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben. Aber denen, die widerſpenſtig ſind, und der Warheit nicht gehorchen, gehorchen aber dem Ungerechten, Ungnade und Zorn, Trübſal und Angſt über alle Seelen der Menſchen, die da Böſes thun. Röm. 2, 7 — 9. O prüfe dich doch, mein lieber Chriſt, wie gen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="11"/><fw place="top" type="header">ſeine Seeligkeit ſeyn müſſe.</fw><lb/> welches das gegenwärtige Leben ein eitler Traum<lb/> und leeres Nichts ſeyn würde, giebt man ſich ſo<lb/> äuſſerſt wenig Mühe, daß man die Sorge für daſ-<lb/> ſelbe von einer Zeit zur andern aufſchiebet; und<lb/> manche wollen nicht eher mit Ernſt daran denken,<lb/> als wenn ſie auf das Krankenbette kommen. Wie<lb/> iſt es immer möglich, daß man in der allerwichtig-<lb/> ſten Sache, die ſich nur denken läßt, ſo äuſſerſt nach-<lb/> läßig und unbedachtſam ſeyn kan? Wie groß, wie<lb/> unausſprechlich groß iſt nicht die Gefahr, der man<lb/> ſich hierdurch blos giebt? <hi rendition="#fr">Denn,</hi> man glaube es,<lb/> oder glaube es nicht, <hi rendition="#fr">es wird ie geſchehen, daß<lb/> des Menſchenſohn komme in der Herrlichkeit<lb/> ſeines Vaters mit ſeinen Engeln, und alsdann<lb/> wird er einem ieglichen vergelten mit ſeinen<lb/> Werken</hi> — Einem ieglichen nach ſeinen Werken —<lb/><hi rendition="#fr">nemlich Preis und Ehre, und unvergängliches<lb/> Weſen, denen, die mit Gedult in guten Werken<lb/> trachten nach dem ewigen Leben. Aber denen,<lb/> die widerſpenſtig ſind, und der Warheit nicht<lb/> gehorchen, gehorchen aber dem Ungerechten,<lb/> Ungnade und Zorn, Trübſal und Angſt über<lb/> alle Seelen der Menſchen, die da Böſes thun.</hi><lb/> Röm. 2, 7 — 9.</p><lb/> <p>O prüfe dich doch, mein lieber Chriſt, wie<lb/> wichtig dir bisher deine Seeligkeit geweſen iſt; wie<lb/> ſauer du dir es werden laſſen, deine böſen Begier-<lb/> den zu beſiegen; wie viele Mühe und Beſchwerlich-<lb/> keit du zur Ehre deines Jeſu auf dich genommen<lb/> haſt. So viele Jahre haſt du ſchon gearbeitet und<lb/> geſorget. Aber worauf waren deine meiſten Sor-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0023]
ſeine Seeligkeit ſeyn müſſe.
welches das gegenwärtige Leben ein eitler Traum
und leeres Nichts ſeyn würde, giebt man ſich ſo
äuſſerſt wenig Mühe, daß man die Sorge für daſ-
ſelbe von einer Zeit zur andern aufſchiebet; und
manche wollen nicht eher mit Ernſt daran denken,
als wenn ſie auf das Krankenbette kommen. Wie
iſt es immer möglich, daß man in der allerwichtig-
ſten Sache, die ſich nur denken läßt, ſo äuſſerſt nach-
läßig und unbedachtſam ſeyn kan? Wie groß, wie
unausſprechlich groß iſt nicht die Gefahr, der man
ſich hierdurch blos giebt? Denn, man glaube es,
oder glaube es nicht, es wird ie geſchehen, daß
des Menſchenſohn komme in der Herrlichkeit
ſeines Vaters mit ſeinen Engeln, und alsdann
wird er einem ieglichen vergelten mit ſeinen
Werken — Einem ieglichen nach ſeinen Werken —
nemlich Preis und Ehre, und unvergängliches
Weſen, denen, die mit Gedult in guten Werken
trachten nach dem ewigen Leben. Aber denen,
die widerſpenſtig ſind, und der Warheit nicht
gehorchen, gehorchen aber dem Ungerechten,
Ungnade und Zorn, Trübſal und Angſt über
alle Seelen der Menſchen, die da Böſes thun.
Röm. 2, 7 — 9.
O prüfe dich doch, mein lieber Chriſt, wie
wichtig dir bisher deine Seeligkeit geweſen iſt; wie
ſauer du dir es werden laſſen, deine böſen Begier-
den zu beſiegen; wie viele Mühe und Beſchwerlich-
keit du zur Ehre deines Jeſu auf dich genommen
haſt. So viele Jahre haſt du ſchon gearbeitet und
geſorget. Aber worauf waren deine meiſten Sor-
gen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern:
Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |