sten Unrecht gethan zu haben. Und überhaupt wer- den wir gerne etwas leiden, wenn dadurch ver- nünftige Freude, Ruhe und Glückseeligkeit beför- dert und verbreitet werden kan.
Dieß sind die vornehmsten Eigenschaften der Liebe des Nächsten! und es hat gewiß ein ieder Ursache sich zu prüfen, ob er auf diese Art Liebe gegen seine Mitmenschen bewiesen habe oder nicht; denn es ist eine ausgemachte Wahrheit, daß lieblo- se, menschenfeindliche und boshafte Menschen kei- nen Theil an Gott und Christo haben, so lange sie solche Gesinnungen beybehalten. Zwar fehlen wir auch in diesen Stücken alle mannichfaltig, und es wird wohl Niemand gefunden worden, der da sa- gen könnte, er habe in allen und ieden vorkommen- den Fällen und Gelegenheiten gethan, was er als Christ hätte thun sollen. Aber unvorsätzliche Fehler wird uns Gott um Christi willen väterlich verzeihen, wenn wir sie herzlich bereuen, und gesonnen sind, sie zu verbeßern, so viel es durch göttlichen Bey- stand von uns geschehen kan. Wer hingegen vor- sätzlich, wißentlich und boshaft seine Pflicht ver- nachläßiget; wer sich kein Bedenken macht, seinem Nächsten, sollte es auch der geringste Mensch seyn, Verdruß, Unruhe, Kränkung und Quaal zu verur- sachen, der hat nicht Christi Geist und Sinn, hat keinen Antheil an den Wohlthaten der Erlösung, sondern wird einst den Lohn seiner Bosheit mit den unseeligen Geistern empfangen, welchen er an Ver- kehrtheit des Herzens ähnlich gewesen ist.
Ach Gott, erfülle mein Herz mit einer auf- richtigen Liebe gegen alle Menschen. Gieb daß ich
deine
des Nächſten.
ſten Unrecht gethan zu haben. Und überhaupt wer- den wir gerne etwas leiden, wenn dadurch ver- nünftige Freude, Ruhe und Glückſeeligkeit beför- dert und verbreitet werden kan.
Dieß ſind die vornehmſten Eigenſchaften der Liebe des Nächſten! und es hat gewiß ein ieder Urſache ſich zu prüfen, ob er auf dieſe Art Liebe gegen ſeine Mitmenſchen bewieſen habe oder nicht; denn es iſt eine ausgemachte Wahrheit, daß lieblo- ſe, menſchenfeindliche und boshafte Menſchen kei- nen Theil an Gott und Chriſto haben, ſo lange ſie ſolche Geſinnungen beybehalten. Zwar fehlen wir auch in dieſen Stücken alle mannichfaltig, und es wird wohl Niemand gefunden worden, der da ſa- gen könnte, er habe in allen und ieden vorkommen- den Fällen und Gelegenheiten gethan, was er als Chriſt hätte thun ſollen. Aber unvorſätzliche Fehler wird uns Gott um Chriſti willen väterlich verzeihen, wenn wir ſie herzlich bereuen, und geſonnen ſind, ſie zu verbeßern, ſo viel es durch göttlichen Bey- ſtand von uns geſchehen kan. Wer hingegen vor- ſätzlich, wißentlich und boshaft ſeine Pflicht ver- nachläßiget; wer ſich kein Bedenken macht, ſeinem Nächſten, ſollte es auch der geringſte Menſch ſeyn, Verdruß, Unruhe, Kränkung und Quaal zu verur- ſachen, der hat nicht Chriſti Geiſt und Sinn, hat keinen Antheil an den Wohlthaten der Erlöſung, ſondern wird einſt den Lohn ſeiner Bosheit mit den unſeeligen Geiſtern empfangen, welchen er an Ver- kehrtheit des Herzens ähnlich geweſen iſt.
Ach Gott, erfülle mein Herz mit einer auf- richtigen Liebe gegen alle Menſchen. Gieb daß ich
deine
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0217"n="205"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">des Nächſten.</hi></fw><lb/>ſten Unrecht gethan zu haben. Und überhaupt wer-<lb/>
den wir gerne etwas leiden, wenn dadurch ver-<lb/>
nünftige Freude, Ruhe und Glückſeeligkeit beför-<lb/>
dert und verbreitet werden kan.</p><lb/><p>Dieß ſind die vornehmſten Eigenſchaften der<lb/>
Liebe des Nächſten! und es hat gewiß ein ieder<lb/>
Urſache ſich zu prüfen, ob er auf dieſe Art Liebe<lb/>
gegen ſeine Mitmenſchen bewieſen habe oder nicht;<lb/>
denn es iſt eine ausgemachte Wahrheit, daß lieblo-<lb/>ſe, menſchenfeindliche und boshafte Menſchen kei-<lb/>
nen Theil an Gott und Chriſto haben, ſo lange ſie<lb/>ſolche Geſinnungen beybehalten. Zwar fehlen wir<lb/>
auch in dieſen Stücken alle mannichfaltig, und es<lb/>
wird wohl Niemand gefunden worden, der da ſa-<lb/>
gen könnte, er habe in allen und ieden vorkommen-<lb/>
den Fällen und Gelegenheiten gethan, was er als<lb/>
Chriſt hätte thun ſollen. Aber unvorſätzliche Fehler<lb/>
wird uns Gott um Chriſti willen väterlich verzeihen,<lb/>
wenn wir ſie herzlich bereuen, und geſonnen ſind,<lb/>ſie zu verbeßern, ſo viel es durch göttlichen Bey-<lb/>ſtand von uns geſchehen kan. Wer hingegen vor-<lb/>ſätzlich, wißentlich und boshaft ſeine Pflicht ver-<lb/>
nachläßiget; wer ſich kein Bedenken macht, ſeinem<lb/>
Nächſten, ſollte es auch der geringſte Menſch ſeyn,<lb/>
Verdruß, Unruhe, Kränkung und Quaal zu verur-<lb/>ſachen, der hat nicht Chriſti Geiſt und Sinn, hat<lb/>
keinen Antheil an den Wohlthaten der Erlöſung,<lb/>ſondern wird einſt den Lohn ſeiner Bosheit mit den<lb/>
unſeeligen Geiſtern empfangen, welchen er an Ver-<lb/>
kehrtheit des Herzens ähnlich geweſen iſt.</p><lb/><p>Ach Gott, erfülle mein Herz mit einer auf-<lb/>
richtigen Liebe gegen alle Menſchen. Gieb daß ich<lb/><fwplace="bottom"type="catch">deine</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[205/0217]
des Nächſten.
ſten Unrecht gethan zu haben. Und überhaupt wer-
den wir gerne etwas leiden, wenn dadurch ver-
nünftige Freude, Ruhe und Glückſeeligkeit beför-
dert und verbreitet werden kan.
Dieß ſind die vornehmſten Eigenſchaften der
Liebe des Nächſten! und es hat gewiß ein ieder
Urſache ſich zu prüfen, ob er auf dieſe Art Liebe
gegen ſeine Mitmenſchen bewieſen habe oder nicht;
denn es iſt eine ausgemachte Wahrheit, daß lieblo-
ſe, menſchenfeindliche und boshafte Menſchen kei-
nen Theil an Gott und Chriſto haben, ſo lange ſie
ſolche Geſinnungen beybehalten. Zwar fehlen wir
auch in dieſen Stücken alle mannichfaltig, und es
wird wohl Niemand gefunden worden, der da ſa-
gen könnte, er habe in allen und ieden vorkommen-
den Fällen und Gelegenheiten gethan, was er als
Chriſt hätte thun ſollen. Aber unvorſätzliche Fehler
wird uns Gott um Chriſti willen väterlich verzeihen,
wenn wir ſie herzlich bereuen, und geſonnen ſind,
ſie zu verbeßern, ſo viel es durch göttlichen Bey-
ſtand von uns geſchehen kan. Wer hingegen vor-
ſätzlich, wißentlich und boshaft ſeine Pflicht ver-
nachläßiget; wer ſich kein Bedenken macht, ſeinem
Nächſten, ſollte es auch der geringſte Menſch ſeyn,
Verdruß, Unruhe, Kränkung und Quaal zu verur-
ſachen, der hat nicht Chriſti Geiſt und Sinn, hat
keinen Antheil an den Wohlthaten der Erlöſung,
ſondern wird einſt den Lohn ſeiner Bosheit mit den
unſeeligen Geiſtern empfangen, welchen er an Ver-
kehrtheit des Herzens ähnlich geweſen iſt.
Ach Gott, erfülle mein Herz mit einer auf-
richtigen Liebe gegen alle Menſchen. Gieb daß ich
deine
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/217>, abgerufen am 18.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.