nen -- für wirkliche Wohlthaten -- für Beförde- rungsmittel ihrer wahren Glückseeligkeit Diese in der Erfahrung gegründete Wahrheit verdient eine nähere Betrachtung.
Vor allen Dingen müßen wir den Satz, daß Widerwärtigkeiten unsere wahre Wohlfarth beför- dern, recht verstehen. Unsere zeitlichen Umstände werden freylich durch widrige Zufälle, durch Krank- heiten, Verfolgungen und andere unangenehme Begegniße nicht verbeßert. Es muß uns viel- mehr sehr schmerzlich fallen, wenn wir einen star- ken Verlust unsers zeitlichen Vermögens leiden, wenn wir die Unsrigen verlieren, wenn wir Schmer- zen an unserm eigenen Leibe fühlen, wenn wir an unserer Ehre und gutem Nahmen gekränket, oder, in andere unangenehme Umstände versetzt werden. Wir sind Menschen, und durch das Christenthum selbst wird die natürliche Empfindung des Schmerzens nicht ausgerottet; wir werden nur durch dasselbe in den Stand gesetzt, uns unter dem Leiden einen Muth zu fas- sen, und uns dem Willen Gottes gedultig zu unterwer- fen. Ich nehme hier das Wort Glückseeligkeit in dem Verstand, wie wir es immer nehmen sollten, wenn wir uns anders als Geschöpfe betrachten, die zu einer Ewigkeit geschaffen sind, und erst in einer künftigen Welt die Entscheidung ihres Schicksals erwarten. In diesem Betracht sind wir nemlich alsdann glücklich, wann mir bey einem guten Ge- wißen und dem Bewusiseyn der Gnade unsers Schöpfers für das Gegenwärtige zufrieden, und wegen der Zukunft mit froher Hofnung erfüllt sind.
Alles
Zwölfte Betr. Die Widerw. des Le.
nen — für wirkliche Wohlthaten — für Beförde- rungsmittel ihrer wahren Glückſeeligkeit Dieſe in der Erfahrung gegründete Wahrheit verdient eine nähere Betrachtung.
Vor allen Dingen müßen wir den Satz, daß Widerwärtigkeiten unſere wahre Wohlfarth beför- dern, recht verſtehen. Unſere zeitlichen Umſtände werden freylich durch widrige Zufälle, durch Krank- heiten, Verfolgungen und andere unangenehme Begegniße nicht verbeßert. Es muß uns viel- mehr ſehr ſchmerzlich fallen, wenn wir einen ſtar- ken Verluſt unſers zeitlichen Vermögens leiden, wenn wir die Unſrigen verlieren, wenn wir Schmer- zen an unſerm eigenen Leibe fühlen, wenn wir an unſerer Ehre und gutem Nahmen gekränket, oder, in andere unangenehme Umſtände verſetzt werden. Wir ſind Menſchen, und durch das Chriſtenthum ſelbſt wird die natürliche Empfindung des Schmerzens nicht ausgerottet; wir werden nur durch daſſelbe in den Stand geſetzt, uns unter dem Leiden einen Muth zu faſ- ſen, und uns dem Willen Gottes gedultig zu unterwer- fen. Ich nehme hier das Wort Glückſeeligkeit in dem Verſtand, wie wir es immer nehmen ſollten, wenn wir uns anders als Geſchöpfe betrachten, die zu einer Ewigkeit geſchaffen ſind, und erſt in einer künftigen Welt die Entſcheidung ihres Schickſals erwarten. In dieſem Betracht ſind wir nemlich alsdann glücklich, wann mir bey einem guten Ge- wißen und dem Bewuſiſeyn der Gnade unſers Schöpfers für das Gegenwärtige zufrieden, und wegen der Zukunft mit froher Hofnung erfüllt ſind.
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Zwölfte Betr. Die Widerw. des Le.
nen — für wirkliche Wohlthaten — für Beförde-
rungsmittel ihrer wahren Glückſeeligkeit Dieſe in
der Erfahrung gegründete Wahrheit verdient eine
nähere Betrachtung.
Vor allen Dingen müßen wir den Satz, daß
Widerwärtigkeiten unſere wahre Wohlfarth beför-
dern, recht verſtehen. Unſere zeitlichen Umſtände
werden freylich durch widrige Zufälle, durch Krank-
heiten, Verfolgungen und andere unangenehme
Begegniße nicht verbeßert. Es muß uns viel-
mehr ſehr ſchmerzlich fallen, wenn wir einen ſtar-
ken Verluſt unſers zeitlichen Vermögens leiden,
wenn wir die Unſrigen verlieren, wenn wir Schmer-
zen an unſerm eigenen Leibe fühlen, wenn wir an
unſerer Ehre und gutem Nahmen gekränket, oder,
in andere unangenehme Umſtände verſetzt werden.
Wir ſind Menſchen, und durch das Chriſtenthum
ſelbſt wird die natürliche Empfindung des Schmerzens
nicht ausgerottet; wir werden nur durch daſſelbe in den
Stand geſetzt, uns unter dem Leiden einen Muth zu faſ-
ſen, und uns dem Willen Gottes gedultig zu unterwer-
fen. Ich nehme hier das Wort Glückſeeligkeit in
dem Verſtand, wie wir es immer nehmen ſollten,
wenn wir uns anders als Geſchöpfe betrachten, die
zu einer Ewigkeit geſchaffen ſind, und erſt in einer
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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/186>, abgerufen am 18.07.2024.
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