Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite

Glauben an Jesum Christum.
gung, daß das wahr und zuverläßig sey, was man
auch nicht vor Augen siehet. Dieß läßt sich auf
den Glauben an Jesum Christum leicht anwenden.
Du hast Jesum Christum nicht mit deinen leiblichen
Augen gesehen, hast seine vortrefliche Lehre nicht
mit deinen Ohren aus seinem eigenen Munde gehö-
ret, bist bey seinem Leiden und Sterben, bey sei-
ner Auferstehung, und Himmelfarth nicht selber
gegenwärtig gewesen. Aber du must auf das Zeug-
nis der mit dem heiligen Geist erfüllten Apostel das
alles für eben so gewiß und unumstößlich wahr hal-
ten, als wenn du es mit deinen Augen gesehen,
und mit deinen Ohren gehört hättest. Von der
Gewißheit iener künftigen, unaussprechlichen See-
ligkeit kanst du dich ietzt noch nicht durch das Zeugniß
deiner Sinne überführen; du must aber dennoch in
deinem Herzen versichert seyn, daß sie ganz gewiß
denen bevorstehe, die im Glauben und christlicher
Rechtschaffenheit bis an das Ende ihres Lebens
verharren. Und doch wird das alles noch nicht den
gehörigen Eindruck in deine Seele machen, wenn
du es nicht in Beziehung auf dich glaubest. Du
must auch vollkommen überzeugt seyn, daß, wie
für alle Menschen überhaupt, so auch insbesondere
für dich ewiges Leben und unaufhörliche Glücksee-
ligkeit durch Jesum Christum bereitet sey. Ich
weiß zwar wohl, (dieß müßen etwa deine Gedan-
ken seyn,) ich weiß, daß ich ein sündenvoller
Mensch bin, nicht werth der großen Glückseeligkeit
die eigentlich nur für tugendhafte, reine, gute und
rechtschaffene Geschöpfe gehört, aber ich weiß ge-
wiß, daß mir Gott aus Gnaden um Jesu Christi

willen,
K 2

Glauben an Jeſum Chriſtum.
gung, daß das wahr und zuverläßig ſey, was man
auch nicht vor Augen ſiehet. Dieß läßt ſich auf
den Glauben an Jeſum Chriſtum leicht anwenden.
Du haſt Jeſum Chriſtum nicht mit deinen leiblichen
Augen geſehen, haſt ſeine vortrefliche Lehre nicht
mit deinen Ohren aus ſeinem eigenen Munde gehö-
ret, biſt bey ſeinem Leiden und Sterben, bey ſei-
ner Auferſtehung, und Himmelfarth nicht ſelber
gegenwärtig geweſen. Aber du muſt auf das Zeug-
nis der mit dem heiligen Geiſt erfüllten Apoſtel das
alles für eben ſo gewiß und unumſtößlich wahr hal-
ten, als wenn du es mit deinen Augen geſehen,
und mit deinen Ohren gehört hätteſt. Von der
Gewißheit iener künftigen, unausſprechlichen See-
ligkeit kanſt du dich ietzt noch nicht durch das Zeugniß
deiner Sinne überführen; du muſt aber dennoch in
deinem Herzen verſichert ſeyn, daß ſie ganz gewiß
denen bevorſtehe, die im Glauben und chriſtlicher
Rechtſchaffenheit bis an das Ende ihres Lebens
verharren. Und doch wird das alles noch nicht den
gehörigen Eindruck in deine Seele machen, wenn
du es nicht in Beziehung auf dich glaubeſt. Du
muſt auch vollkommen überzeugt ſeyn, daß, wie
für alle Menſchen überhaupt, ſo auch insbeſondere
für dich ewiges Leben und unaufhörliche Glückſee-
ligkeit durch Jeſum Chriſtum bereitet ſey. Ich
weiß zwar wohl, (dieß müßen etwa deine Gedan-
ken ſeyn,) ich weiß, daß ich ein ſündenvoller
Menſch bin, nicht werth der großen Glückſeeligkeit
die eigentlich nur für tugendhafte, reine, gute und
rechtſchaffene Geſchöpfe gehört, aber ich weiß ge-
wiß, daß mir Gott aus Gnaden um Jeſu Chriſti

willen,
K 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0159" n="147"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Glauben an Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum.</hi></fw><lb/>
gung, daß das wahr und zuverläßig &#x017F;ey, was man<lb/>
auch nicht vor Augen &#x017F;iehet. Dieß läßt &#x017F;ich auf<lb/>
den Glauben an Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum leicht anwenden.<lb/>
Du ha&#x017F;t Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum nicht mit deinen leiblichen<lb/>
Augen ge&#x017F;ehen, ha&#x017F;t &#x017F;eine vortrefliche Lehre nicht<lb/>
mit deinen Ohren aus &#x017F;einem eigenen Munde gehö-<lb/>
ret, bi&#x017F;t bey &#x017F;einem Leiden und Sterben, bey &#x017F;ei-<lb/>
ner Aufer&#x017F;tehung, und Himmelfarth nicht &#x017F;elber<lb/>
gegenwärtig gewe&#x017F;en. Aber du mu&#x017F;t auf das Zeug-<lb/>
nis der mit dem heiligen Gei&#x017F;t erfüllten Apo&#x017F;tel das<lb/>
alles für eben &#x017F;o gewiß und unum&#x017F;tößlich wahr hal-<lb/>
ten, als wenn du es mit deinen Augen ge&#x017F;ehen,<lb/>
und mit deinen Ohren gehört hätte&#x017F;t. Von der<lb/>
Gewißheit iener künftigen, unaus&#x017F;prechlichen See-<lb/>
ligkeit kan&#x017F;t du dich ietzt noch nicht durch das Zeugniß<lb/>
deiner Sinne überführen; du mu&#x017F;t aber dennoch in<lb/>
deinem Herzen ver&#x017F;ichert &#x017F;eyn, daß &#x017F;ie ganz gewiß<lb/>
denen bevor&#x017F;tehe, die im Glauben und chri&#x017F;tlicher<lb/>
Recht&#x017F;chaffenheit bis an das Ende ihres Lebens<lb/>
verharren. Und doch wird das alles noch nicht den<lb/>
gehörigen Eindruck in deine Seele machen, wenn<lb/>
du es nicht in Beziehung auf <hi rendition="#fr">dich</hi> glaube&#x017F;t. Du<lb/>
mu&#x017F;t auch vollkommen überzeugt &#x017F;eyn, daß, wie<lb/>
für alle Men&#x017F;chen überhaupt, &#x017F;o auch insbe&#x017F;ondere<lb/>
für dich ewiges Leben und unaufhörliche Glück&#x017F;ee-<lb/>
ligkeit durch Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum bereitet &#x017F;ey. Ich<lb/>
weiß zwar wohl, (dieß müßen etwa deine Gedan-<lb/>
ken &#x017F;eyn,) ich weiß, daß ich ein &#x017F;ündenvoller<lb/>
Men&#x017F;ch bin, nicht werth der großen Glück&#x017F;eeligkeit<lb/>
die eigentlich nur für tugendhafte, reine, gute und<lb/>
recht&#x017F;chaffene Ge&#x017F;chöpfe gehört, aber ich weiß ge-<lb/>
wiß, daß mir Gott aus Gnaden um Je&#x017F;u Chri&#x017F;ti<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K 2</fw><fw place="bottom" type="catch">willen,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0159] Glauben an Jeſum Chriſtum. gung, daß das wahr und zuverläßig ſey, was man auch nicht vor Augen ſiehet. Dieß läßt ſich auf den Glauben an Jeſum Chriſtum leicht anwenden. Du haſt Jeſum Chriſtum nicht mit deinen leiblichen Augen geſehen, haſt ſeine vortrefliche Lehre nicht mit deinen Ohren aus ſeinem eigenen Munde gehö- ret, biſt bey ſeinem Leiden und Sterben, bey ſei- ner Auferſtehung, und Himmelfarth nicht ſelber gegenwärtig geweſen. Aber du muſt auf das Zeug- nis der mit dem heiligen Geiſt erfüllten Apoſtel das alles für eben ſo gewiß und unumſtößlich wahr hal- ten, als wenn du es mit deinen Augen geſehen, und mit deinen Ohren gehört hätteſt. Von der Gewißheit iener künftigen, unausſprechlichen See- ligkeit kanſt du dich ietzt noch nicht durch das Zeugniß deiner Sinne überführen; du muſt aber dennoch in deinem Herzen verſichert ſeyn, daß ſie ganz gewiß denen bevorſtehe, die im Glauben und chriſtlicher Rechtſchaffenheit bis an das Ende ihres Lebens verharren. Und doch wird das alles noch nicht den gehörigen Eindruck in deine Seele machen, wenn du es nicht in Beziehung auf dich glaubeſt. Du muſt auch vollkommen überzeugt ſeyn, daß, wie für alle Menſchen überhaupt, ſo auch insbeſondere für dich ewiges Leben und unaufhörliche Glückſee- ligkeit durch Jeſum Chriſtum bereitet ſey. Ich weiß zwar wohl, (dieß müßen etwa deine Gedan- ken ſeyn,) ich weiß, daß ich ein ſündenvoller Menſch bin, nicht werth der großen Glückſeeligkeit die eigentlich nur für tugendhafte, reine, gute und rechtſchaffene Geſchöpfe gehört, aber ich weiß ge- wiß, daß mir Gott aus Gnaden um Jeſu Chriſti willen, K 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/159
Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/159>, abgerufen am 21.11.2024.