Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Zehnte Betr. Vom seeligmachenden
Gottes ausgäben. Er überlegte, wie leicht sie bey
dem entstandenen Erdbeben hätten entfliehen kön-
nen, und bewunderte ihre Großmuth, da sie frey-
willig im Gefängnis zurückgeblieben waren. Die-
se, und andere dergleichen Umstände brachten ihn
auf die Gedanken, Gott selbst müße sich dieser
Männer angenommen, und hierdurch erklärt haben,
daß er sie für seine Gesandte erkenne. Zitternd
fällt er vor ihnen nieder, erkennt, daß er ihnen
seine Rettung zu danken habe, und fragt erschro-
cken: Ihr Herren, was muß ich thun, damit
ich derienigen Seeligkeit, die ihr verkündiget,
theithaftig werde?

Die Antwort ist kurz: Glaube an den Herrn
Jesum Christum, so wirst du deine Familie,
(wenn sie nemlich auch mit dir glaubig wird,)
seelig. Viel mit wenig Worten gesagt! Wir
dürfen uns daher keinesweges vorstellen, als ob es
bey dieser allgemeinen Anzeige geblieben sey. Wie
hätte der Kerkermeister wißen können, was zum
Glauben an Jesum Christum erfordert werde, wenn
es ihm nicht ausführlicher und deutlicher wäre er-
klärt worden? Lucas setzt daher ausdrücklich dazu:
Paulus und Silas hätten ihm das Wort des
Herrn gesagt, und allen die in seinem Hause
waren. Diese Worte können nun wohl keinen an-
dern als diesen Sinn haben. Sie hätten ihm und
den Seinigen die ganze christliche Lehre vorgetra-
gen, und ausführlicher gezeigt, was man glauben
und thun müße, um ein Christ, und der ewigen
Seeligkeit theilhaftig zu werden.

Hier-

Zehnte Betr. Vom ſeeligmachenden
Gottes ausgäben. Er überlegte, wie leicht ſie bey
dem entſtandenen Erdbeben hätten entfliehen kön-
nen, und bewunderte ihre Großmuth, da ſie frey-
willig im Gefängnis zurückgeblieben waren. Die-
ſe, und andere dergleichen Umſtände brachten ihn
auf die Gedanken, Gott ſelbſt müße ſich dieſer
Männer angenommen, und hierdurch erklärt haben,
daß er ſie für ſeine Geſandte erkenne. Zitternd
fällt er vor ihnen nieder, erkennt, daß er ihnen
ſeine Rettung zu danken habe, und fragt erſchro-
cken: Ihr Herren, was muß ich thun, damit
ich derienigen Seeligkeit, die ihr verkündiget,
theithaftig werde?

Die Antwort iſt kurz: Glaube an den Herrn
Jeſum Chriſtum, ſo wirſt du deine Familie,
(wenn ſie nemlich auch mit dir glaubig wird,)
ſeelig. Viel mit wenig Worten geſagt! Wir
dürfen uns daher keinesweges vorſtellen, als ob es
bey dieſer allgemeinen Anzeige geblieben ſey. Wie
hätte der Kerkermeiſter wißen können, was zum
Glauben an Jeſum Chriſtum erfordert werde, wenn
es ihm nicht ausführlicher und deutlicher wäre er-
klärt worden? Lucas ſetzt daher ausdrücklich dazu:
Paulus und Siłas hätten ihm das Wort des
Herrn geſagt, und allen die in ſeinem Hauſe
waren. Dieſe Worte können nun wohl keinen an-
dern als dieſen Sinn haben. Sie hätten ihm und
den Seinigen die ganze chriſtliche Lehre vorgetra-
gen, und ausführlicher gezeigt, was man glauben
und thun müße, um ein Chriſt, und der ewigen
Seeligkeit theilhaftig zu werden.

Hier-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0154" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zehnte Betr. Vom &#x017F;eeligmachenden</hi></fw><lb/>
Gottes ausgäben. Er überlegte, wie leicht &#x017F;ie bey<lb/>
dem ent&#x017F;tandenen Erdbeben hätten entfliehen kön-<lb/>
nen, und bewunderte ihre Großmuth, da &#x017F;ie frey-<lb/>
willig im Gefängnis zurückgeblieben waren. Die-<lb/>
&#x017F;e, und andere dergleichen Um&#x017F;tände brachten ihn<lb/>
auf die Gedanken, Gott &#x017F;elb&#x017F;t müße &#x017F;ich die&#x017F;er<lb/>
Männer angenommen, und hierdurch erklärt haben,<lb/>
daß er &#x017F;ie für &#x017F;eine Ge&#x017F;andte erkenne. Zitternd<lb/>
fällt er vor ihnen nieder, erkennt, daß er ihnen<lb/>
&#x017F;eine Rettung zu danken habe, und fragt er&#x017F;chro-<lb/>
cken: <hi rendition="#fr">Ihr Herren, was muß ich thun, damit<lb/>
ich derienigen Seeligkeit, die ihr verkündiget,<lb/>
theithaftig werde?</hi></p><lb/>
        <p>Die Antwort i&#x017F;t kurz: <hi rendition="#fr">Glaube an den Herrn<lb/>
Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum, &#x017F;o wir&#x017F;t du deine Familie,</hi><lb/>
(wenn &#x017F;ie nemlich auch mit dir glaubig wird,)<lb/>
&#x017F;eelig. Viel mit wenig Worten ge&#x017F;agt! Wir<lb/>
dürfen uns daher keinesweges vor&#x017F;tellen, als ob es<lb/>
bey die&#x017F;er allgemeinen Anzeige geblieben &#x017F;ey. Wie<lb/>
hätte der Kerkermei&#x017F;ter wißen können, was zum<lb/>
Glauben an Je&#x017F;um Chri&#x017F;tum erfordert werde, wenn<lb/>
es ihm nicht ausführlicher und deutlicher wäre er-<lb/>
klärt worden? Lucas &#x017F;etzt daher ausdrücklich dazu:<lb/>
Paulus und Si&#x0142;as hätten ihm <hi rendition="#fr">das Wort des<lb/>
Herrn ge&#x017F;agt, und allen die in &#x017F;einem Hau&#x017F;e<lb/>
waren.</hi> Die&#x017F;e Worte können nun wohl keinen an-<lb/>
dern als die&#x017F;en Sinn haben. Sie hätten ihm und<lb/>
den Seinigen die ganze chri&#x017F;tliche Lehre vorgetra-<lb/>
gen, und ausführlicher gezeigt, was man glauben<lb/>
und thun müße, um ein Chri&#x017F;t, und der ewigen<lb/>
Seeligkeit theilhaftig zu werden.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Hier-</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0154] Zehnte Betr. Vom ſeeligmachenden Gottes ausgäben. Er überlegte, wie leicht ſie bey dem entſtandenen Erdbeben hätten entfliehen kön- nen, und bewunderte ihre Großmuth, da ſie frey- willig im Gefängnis zurückgeblieben waren. Die- ſe, und andere dergleichen Umſtände brachten ihn auf die Gedanken, Gott ſelbſt müße ſich dieſer Männer angenommen, und hierdurch erklärt haben, daß er ſie für ſeine Geſandte erkenne. Zitternd fällt er vor ihnen nieder, erkennt, daß er ihnen ſeine Rettung zu danken habe, und fragt erſchro- cken: Ihr Herren, was muß ich thun, damit ich derienigen Seeligkeit, die ihr verkündiget, theithaftig werde? Die Antwort iſt kurz: Glaube an den Herrn Jeſum Chriſtum, ſo wirſt du deine Familie, (wenn ſie nemlich auch mit dir glaubig wird,) ſeelig. Viel mit wenig Worten geſagt! Wir dürfen uns daher keinesweges vorſtellen, als ob es bey dieſer allgemeinen Anzeige geblieben ſey. Wie hätte der Kerkermeiſter wißen können, was zum Glauben an Jeſum Chriſtum erfordert werde, wenn es ihm nicht ausführlicher und deutlicher wäre er- klärt worden? Lucas ſetzt daher ausdrücklich dazu: Paulus und Siłas hätten ihm das Wort des Herrn geſagt, und allen die in ſeinem Hauſe waren. Dieſe Worte können nun wohl keinen an- dern als dieſen Sinn haben. Sie hätten ihm und den Seinigen die ganze chriſtliche Lehre vorgetra- gen, und ausführlicher gezeigt, was man glauben und thun müße, um ein Chriſt, und der ewigen Seeligkeit theilhaftig zu werden. Hier-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/154
Zitationshilfe: Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/154>, abgerufen am 18.07.2024.