Ueber Phil. 2, 5 -- 11. Ein ieglicher sey gesinnet, wie Jesus Christus auch war, welcher, ob er wohl in göttli- cher Gestalt war, hielt ers nicht für einen Raub Gott gleich seyn, sondern äußerte sich selbst, und nahm Knechtsgestalt an, ward gleich wie ein anderer Mensch, und an Ge- berden als ein Mensch erfunden. Er er- niedrigte sich selbst, und ward geborsam bis zum Tode, ia zum Tode am Creutz. Darum hat ihn auch Gott erhöhet, und hat ihm ei- nen Nahmen gegeben, der über alle Nah- men ist, daß in dem Nahmen Jesu sich beu- gen sollen alle derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden sind, und alle Zungen bekennen sollen, daß Jesus Christus der Herr sey, zur Ehre Gottes des Vaters.
Diese Worte enthatten eine vortrefliche und rüh- rende Beschreibung der Person unsers Erlö- sers. Ueberhaupt weiß iedermann, daß Jesus als ein Mensch unter Menschen gelebet, gelitten hat, und gestorben ist. War er nun weiter nichts als ein bloßer Mensch, der sich höchstens nur durch
vor-
Achte Betr. Die hohe Würde
Achte Betrachtung. Die hohe Würde des Erlöſers.
Ueber Phil. 2, 5 — 11. Ein ieglicher ſey geſinnet, wie Jeſus Chriſtus auch war, welcher, ob er wohl in göttli- cher Geſtalt war, hielt ers nicht für einen Raub Gott gleich ſeyn, ſondern äußerte ſich ſelbſt, und nahm Knechtsgeſtalt an, ward gleich wie ein anderer Menſch, und an Ge- berden als ein Menſch erfunden. Er er- niedrigte ſich ſelbſt, und ward geborſam bis zum Tode, ia zum Tode am Creutz. Darum hat ihn auch Gott erhöhet, und hat ihm ei- nen Nahmen gegeben, der über alle Nah- men iſt, daß in dem Nahmen Jeſu ſich beu- gen ſollen alle derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erden ſind, und alle Zungen bekennen ſollen, daß Jeſus Chriſtus der Herr ſey, zur Ehre Gottes des Vaters.
Dieſe Worte enthatten eine vortrefliche und rüh- rende Beſchreibung der Perſon unſers Erlö- ſers. Ueberhaupt weiß iedermann, daß Jeſus als ein Menſch unter Menſchen gelebet, gelitten hat, und geſtorben iſt. War er nun weiter nichts als ein bloßer Menſch, der ſich höchſtens nur durch
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Achte Betr. Die hohe Würde
Achte Betrachtung.
Die hohe Würde des Erlöſers.
Ueber Phil. 2, 5 — 11.
Ein ieglicher ſey geſinnet, wie Jeſus Chriſtus
auch war, welcher, ob er wohl in göttli-
cher Geſtalt war, hielt ers nicht für einen
Raub Gott gleich ſeyn, ſondern äußerte ſich
ſelbſt, und nahm Knechtsgeſtalt an, ward
gleich wie ein anderer Menſch, und an Ge-
berden als ein Menſch erfunden. Er er-
niedrigte ſich ſelbſt, und ward geborſam bis
zum Tode, ia zum Tode am Creutz. Darum
hat ihn auch Gott erhöhet, und hat ihm ei-
nen Nahmen gegeben, der über alle Nah-
men iſt, daß in dem Nahmen Jeſu ſich beu-
gen ſollen alle derer Knie, die im Himmel
und auf Erden und unter der Erden ſind,
und alle Zungen bekennen ſollen, daß Jeſus
Chriſtus der Herr ſey, zur Ehre Gottes des
Vaters.
Dieſe Worte enthatten eine vortrefliche und rüh-
rende Beſchreibung der Perſon unſers Erlö-
ſers. Ueberhaupt weiß iedermann, daß Jeſus als
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Rosenmüller, Johann Georg: Betrachtungen über auserlesene Stellen der Heil. Schrift zur häuslichen Erbauung. Nürnberg, 1778, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenmueller_betrachtungen_1789/114>, abgerufen am 18.07.2024.
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