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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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Sache an sich und bei dem Werth, den wir auf Hegels
Ansichten legen, wird man uns wohl erlauben, seine eigenen
Worte anzuführen und mit einigen Bemerkungen zu be¬
gleiten. Hegel sagt: "Die Realität des Negativen kann
zwar dem Negativen und dessen Wesen und Natur ent¬
sprechen, wenn aber der innere Begriff und Zweck bereits
in sich selber nichtig ist, so läßt die schon innere Häßlichkeit
noch weniger in seiner äußern Realität eine ächte Schönheit
zu". Daß das Negative nicht die Form des Positiven
haben könne, ist natürlich. Daß sein Inneres als ein hä߬
liches sich auch äußerlich in eine entsprechende Gestalt reflec¬
tiren müsse, ebenfalls. Nun tritt aber ästhetisch ein Unter¬
schied ein. Wenn nämlich die Kunst das Aeußere dem Innern
gemäß bildet, so wird bei dem Schlechten dies Aeußere selbst
freilich nicht schön in dem Sinne sein dürfen und sein
können, wie es bei dem Guten und Wahren der Fall ist.
Werden wir aber nicht urtheilen müssen, daß der Künstler,
der das Negative ganz seinem Wesen gemäß zur Anschauung
bringt, dasselbe schön darstelle? Nicht schön durch erhabene
oder gefällige, sondern durch gemeine und widrige Formen,
die er aber so zu treffen, so zu vereinen, so zu gestalten
gewußt hat, daß sie eben das negative Innere unverkennbar
als ein häßliches darstellen. Ist denn die Zeichnung des
Bösen so leicht, daß sie jedem Stümper gelingen kann? --
"Die Sophistik, fährt Hegel fort, kann zwar durch Geschick¬
lichkeit, Stärke und Energie des Charakters den Versuch
machen, positive Seiten in das Negative hineinzubringen,
wir behalten aber dennoch nur die Anschauung eines über¬
tünchten Grabes. Denn das nur Negative ist überhaupt
in sich matt und platt und läßt uns deshalb entweder leer,
oder stößt uns zurück, mag es nun als Beweggrund einer

Sache an ſich und bei dem Werth, den wir auf Hegels
Anſichten legen, wird man uns wohl erlauben, ſeine eigenen
Worte anzuführen und mit einigen Bemerkungen zu be¬
gleiten. Hegel ſagt: „Die Realität des Negativen kann
zwar dem Negativen und deſſen Weſen und Natur ent¬
ſprechen, wenn aber der innere Begriff und Zweck bereits
in ſich ſelber nichtig iſt, ſo läßt die ſchon innere Häßlichkeit
noch weniger in ſeiner äußern Realität eine ächte Schönheit
zu“. Daß das Negative nicht die Form des Poſitiven
haben könne, iſt natürlich. Daß ſein Inneres als ein hä߬
liches ſich auch äußerlich in eine entſprechende Geſtalt reflec¬
tiren müſſe, ebenfalls. Nun tritt aber äſthetiſch ein Unter¬
ſchied ein. Wenn nämlich die Kunſt das Aeußere dem Innern
gemäß bildet, ſo wird bei dem Schlechten dies Aeußere ſelbſt
freilich nicht ſchön in dem Sinne ſein dürfen und ſein
können, wie es bei dem Guten und Wahren der Fall iſt.
Werden wir aber nicht urtheilen müſſen, daß der Künſtler,
der das Negative ganz ſeinem Weſen gemäß zur Anſchauung
bringt, daſſelbe ſchön darſtelle? Nicht ſchön durch erhabene
oder gefällige, ſondern durch gemeine und widrige Formen,
die er aber ſo zu treffen, ſo zu vereinen, ſo zu geſtalten
gewußt hat, daß ſie eben das negative Innere unverkennbar
als ein häßliches darſtellen. Iſt denn die Zeichnung des
Böſen ſo leicht, daß ſie jedem Stümper gelingen kann? —
„Die Sophiſtik, fährt Hegel fort, kann zwar durch Geſchick¬
lichkeit, Stärke und Energie des Charakters den Verſuch
machen, poſitive Seiten in das Negative hineinzubringen,
wir behalten aber dennoch nur die Anſchauung eines über¬
tünchten Grabes. Denn das nur Negative iſt überhaupt
in ſich matt und platt und läßt uns deshalb entweder leer,
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[357/0379] Sache an ſich und bei dem Werth, den wir auf Hegels Anſichten legen, wird man uns wohl erlauben, ſeine eigenen Worte anzuführen und mit einigen Bemerkungen zu be¬ gleiten. Hegel ſagt: „Die Realität des Negativen kann zwar dem Negativen und deſſen Weſen und Natur ent¬ ſprechen, wenn aber der innere Begriff und Zweck bereits in ſich ſelber nichtig iſt, ſo läßt die ſchon innere Häßlichkeit noch weniger in ſeiner äußern Realität eine ächte Schönheit zu“. Daß das Negative nicht die Form des Poſitiven haben könne, iſt natürlich. Daß ſein Inneres als ein hä߬ liches ſich auch äußerlich in eine entſprechende Geſtalt reflec¬ tiren müſſe, ebenfalls. Nun tritt aber äſthetiſch ein Unter¬ ſchied ein. Wenn nämlich die Kunſt das Aeußere dem Innern gemäß bildet, ſo wird bei dem Schlechten dies Aeußere ſelbſt freilich nicht ſchön in dem Sinne ſein dürfen und ſein können, wie es bei dem Guten und Wahren der Fall iſt. Werden wir aber nicht urtheilen müſſen, daß der Künſtler, der das Negative ganz ſeinem Weſen gemäß zur Anſchauung bringt, daſſelbe ſchön darſtelle? Nicht ſchön durch erhabene oder gefällige, ſondern durch gemeine und widrige Formen, die er aber ſo zu treffen, ſo zu vereinen, ſo zu geſtalten gewußt hat, daß ſie eben das negative Innere unverkennbar als ein häßliches darſtellen. Iſt denn die Zeichnung des Böſen ſo leicht, daß ſie jedem Stümper gelingen kann? — „Die Sophiſtik, fährt Hegel fort, kann zwar durch Geſchick¬ lichkeit, Stärke und Energie des Charakters den Verſuch machen, poſitive Seiten in das Negative hineinzubringen, wir behalten aber dennoch nur die Anſchauung eines über¬ tünchten Grabes. Denn das nur Negative iſt überhaupt in ſich matt und platt und läßt uns deshalb entweder leer, oder ſtößt uns zurück, mag es nun als Beweggrund einer

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/379>, abgerufen am 24.11.2024.