Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875.Am Morgen, da schreit die helle Sonne zum Just bei dem Berthold und der Aga in Ich habe zu solcher Stunde einmal der Aga "Wan da Winkelboch va Milch wa, Und da Hochkogl va Butta, Und 's Winkelthol vul Sterz dazua, Dös war a Fress'n mei Bua!" Am Morgen, da ſchreit die helle Sonne zum Juſt bei dem Berthold und der Aga in Ich habe zu ſolcher Stunde einmal der Aga „Wan da Winkelboch va Milch wa, Und da Hochkogl va Butta, Und ’s Winkelthol vul Sterz dazua, Dös war a Freſſ’n mei Bua!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0098" n="88"/> <p>Am Morgen, da ſchreit die helle Sonne zum<lb/> Fenſter herein. Sie ſchreit, es ſei Zeit! da will die<lb/> Sennin mit dem Kübel in den Stall, wo unter<lb/> vier Füßen die weißen Milch- und Butterbrünnlein<lb/> fließen. Auf die Milch wartet ſchon die Flamme<lb/> des Herdes und auf die Suppe der Hirtenburſche.<lb/> Er jodelt und jauchzt, da vergeht die Zeit. Das<lb/> Einfachſte aber iſt ſchon, wie’s der Berthold macht:<lb/> er legt ſich unter die Bäuche der Kühe und<lb/> trinkt das Frühſtück gleich aus dem Euter heraus.</p><lb/> <p>Juſt bei dem Berthold und der Aga in<lb/> der Mieſenbachhütte hab ich meine Erfahrungen<lb/> gemacht. — Nimmt nach der Morgenſuppe die<lb/> Aga den Korb auf den Rücken und ſteigt hinab<lb/> gegen die Futterwieſe der Thalmulde, auf daß ſie<lb/> als ſorgliche Hausfrau ihrem vierfüßigen Geſinde<lb/> den Tiſch bereite, bei dem es ſich melken läßt.<lb/> Mahl hält die Herde den ganzen Tag; ſchon zur<lb/> Morgenfrühe leitet ſie der Berthold auf die thau-<lb/> friſche Weide.</p><lb/> <p>Ich habe zu ſolcher Stunde einmal der Aga<lb/> zugehört. Sie trillert und ſingt; es iſt ein wunder-<lb/> ſam Liedchen:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>„Wan da Winkelboch va Milch wa,</l><lb/> <l>Und da Hochkogl va Butta,</l><lb/> <l>Und ’s Winkelthol vul Sterz dazua,</l><lb/> <l>Dös war a Freſſ’n mei Bua!“</l> </lg><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0098]
Am Morgen, da ſchreit die helle Sonne zum
Fenſter herein. Sie ſchreit, es ſei Zeit! da will die
Sennin mit dem Kübel in den Stall, wo unter
vier Füßen die weißen Milch- und Butterbrünnlein
fließen. Auf die Milch wartet ſchon die Flamme
des Herdes und auf die Suppe der Hirtenburſche.
Er jodelt und jauchzt, da vergeht die Zeit. Das
Einfachſte aber iſt ſchon, wie’s der Berthold macht:
er legt ſich unter die Bäuche der Kühe und
trinkt das Frühſtück gleich aus dem Euter heraus.
Juſt bei dem Berthold und der Aga in
der Mieſenbachhütte hab ich meine Erfahrungen
gemacht. — Nimmt nach der Morgenſuppe die
Aga den Korb auf den Rücken und ſteigt hinab
gegen die Futterwieſe der Thalmulde, auf daß ſie
als ſorgliche Hausfrau ihrem vierfüßigen Geſinde
den Tiſch bereite, bei dem es ſich melken läßt.
Mahl hält die Herde den ganzen Tag; ſchon zur
Morgenfrühe leitet ſie der Berthold auf die thau-
friſche Weide.
Ich habe zu ſolcher Stunde einmal der Aga
zugehört. Sie trillert und ſingt; es iſt ein wunder-
ſam Liedchen:
„Wan da Winkelboch va Milch wa,
Und da Hochkogl va Butta,
Und ’s Winkelthol vul Sterz dazua,
Dös war a Freſſ’n mei Bua!“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/98 |
Zitationshilfe: | Rosegger, Peter: Die Schriften des Waldschulmeisters. Pest, 1875, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosegger_waldschulmeister_1875/98>, abgerufen am 28.07.2024. |